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Ärztin Sabine Kirchner war für humedica bereits in verschiedenen Katastrophengebieten im Einsatz und sah sich mit Überschwemmungen, Taifunen und Flüchtlingslagern konfrontiert. Ihr aktueller Einsatz in dem unter der Ebola-Epidemie leidenden Land Liberia stellt sie jedoch vor ganz neue Herausforderungen. In ihrem aktuellen Blog berichtet sie über die gefährliche Lage im Land und wie humedica mit Unterstützung des Auswärtigen Amts helfen kann.

Tag 2 in Liberia

Es ist unser zweiter Tag in Monrovia und nach einem langen Tag sind wir gerade wieder in unser Hotel zurückgekehrt. Es ist erschreckend wie viele Fahrzeuge hier nach Einbruch der Dunkelheit mit mangelhafter oder komplett fehlender Beleuchtung unterwegs sind. Wie viele Menschen in Liberia wohl bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen?

Heute Morgen sind wir in den besonders von Ebola betroffenen Bezirk Bomi county gefahren, um uns ein Bild über die Situation vor Ort zu machen. Kollegen stellten uns den 22jährigen Ismael vor. Er ist in der vergangenen Nacht in einem leerstehenden Haus in Quarantäne genommen worden. Noch ist Ismael gesund, er hatte jedoch Kontakt zu Ebola-Patienten und muss nun die 21 Tage Inkubationszeit abwarten. Er wirkt schüchtern und hilflos, als er uns erzählt, wie hungrig und durstig er sei. Mein eigener Sohn ist gerade einmal zwei Jahr älter als Ismael und ich kann mir nicht vorstellen, wie er in dieser Situation reagieren würde.

Ismael leidet außerdem an einer Tuberkulose. Seit Tagen hat er keine Medikamente mehr erhalten und ich hoffe inständig, dass die zuständigen Mediziner schnell welche beschaffen können.

Die Einwohner von Bomi county erklären uns, dass sämtliche Krankenhäuser in der Region geschlossen sind, da beinahe alle Mitarbeiter an Ebola erkrankt oder verstorben sind, oder sich vor Angst aus dem Staub gemacht haben. Als wir am späteren Nachmittag eine dieser Kliniken besuchen, wirken die leeren Räume und Korridore beinahe gespenstisch. Doch dann erscheint ein Lichtblick: Ein Arzt kommt auf uns zu und sagt, dass das Krankenhaus nach der Mitarbeiterschulung durch humedica in der nächsten Woche wieder eröffnet werden soll.

Die zweieinhalb stündige Fahrt vom Krankenhaus zurück zu unserem Standort führt uns über unbefestigte Straßen quer durch den Dschungel. Kleine Dörfer sind wie Schneisen in den Regenwald geschlagen. Am Straßenrand stehen Kinder und rufen nicht wie sonst Muzungu – Weißer sondern Ebala – Ebola. Die umfangreichen Aufklärungskampagnen und damit das Bewusstsein für die Erkrankung scheinen also auch in den abgelegensten Dörfern Liberias angekommen zu sein.

Auf dem Weg halten wir, weil uns unsere Kollegen von MTI die junge Frau Omo vorstellen wollen. Omo kommt aus der Hauptstadt Monrovia und hat Ebola überlebt. Doch da Ebola bis zu acht Wochen nach der Ausheilung ansteckend ist, wird sie gemeinsam mit anderen Überlebenden in einem alleinstehenden Haus im Dschungel isoliert. Sicherheitspersonal passt auf, dass auch wirklich niemand das Haus verlässt.

Omo erzählt uns, dass ihr Ehemann und fünf weitere Familienmitglieder an Ebola verstorben sind. Zwei Wochen sei sie bewusstlos gewesen, anschließend schockiert und depressiv. Ihre beiden Kinder sind nun bei ihrem Onkel und den Großeltern im Küstenort Robertsport untergebracht. Diese haben nach der Erkrankung das ganze Haus ausgeräuchert, alles andere wurde verbrannt.

Als wir wieder ins Auto Richtung Monrovia steigen, müssen wir kurze Zeit später an einem Kontrollpunkt halten und den Wagen verlassen. „Wash your hands – Wascht Eure Hände“, befiehlt uns ein Sicherheitsbeamter bestimmt. Hygiene wird eingehalten, das macht mir Hoffnung.

Liebe Freunde und Förderer, das humedica-Team arbeitet weiterhin unter Hochdruck an der Umsetzung von Hilfsmaßnahmen für das besonders betroffene Land Liberia. Bitte unterstützen Sie dieses Engagement mit einer wertvollen Spende. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Ebolahilfe"
IBAN DE35 7345 0000 0000 0047 47
BIC BYLADEM1KFB
Sparkasse Kaufbeuren

Die Hilfe von humedica in Liberia wird unterstützt vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, action medeor e. V., BILD hilft e. V. „Ein Herz für Kinder“, Medical Teams International (MTI), Flughafen München. Herzlichen Dank allen institutionellen und privaten Förderern.