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Seit fünf Wochen steht humedica an der Seite der Flutopfer nach zwei Taifunen und anhaltendem Starkregen auf der Nordinsel der Philippinen. Das Wasser in den überfluteten Regionen geht nur langsam zurück. Tausende Menschen leben weiterhin in ihren gefluteten Häusern und Hütten. Am vergangenen Samstag konnten 615 Familien mit Trinkwasser und dringend benötigten Hygieneartikeln versorgt werden.

Es ist Samstag und heute ist Schule. Ungewöhnlich für Ana. Seit fünf Wochen muss die Siebenjährige auch am Wochenende zur Schule. Als zwei Taifune über ihr Dorf in der Region Bulacan, 50 Kilometer nördlich von Manila, zogen und Starkregen Häuser und Felder überflutete, blieb auch Anas Schule nicht verschont. Bis heute stehen die Klassenzimmer im Erdgeschoss unter Wasser. Der Unterricht wird auf die wenigen trockenen Räume verteilt und muss deshalb auch am Samstag stattfinden.

Die Folgen der schweren Unwetter in den vergangenen Wochen sind überall sichtbar: Viele Wohnhäuser und Hütten stehen unter Wasser, die Reisfelder ertränkt im Sumpf. Durch anhaltende Niederschläge geht das Wasser nur langsam zurück.

Eine ältere Frau zeigt auf ihre Brust, als sie erzählt, wie hoch das Wasser vor fünf Wochen gestanden hat. Jetzt stehe es ihr nur noch bis zum Knöchel, sagt sie zufrieden. Optimismus zählt zu den Grundeigenschaften vieler Philippiner.

Es ist Samstag und heute ist in der Schule viel los. Hunderte Dorfbewohner bilden eine lange Warteschlange vor dem Eingangstor. Auf dem Pausenhof sitzen Erwachsene in Stuhlkreisen und bekommen Unterricht. Ana beobachtet das Geschehen in der langen Mittagspause sorgfältig: Heute müssen nicht nur Kinder lernen.

humedica fördert in der Krisenregion Schulungen für Erwachsene im Umgang mit Hygiene. Ana steht schüchtern am Rand einer Sitzgruppe und blickt neugierig in die Eimer, die die Erwachsenen nach der Schulung mit nach Hause nehmen. Darin sind Zahnbürsten, Zahnpasta, Seife, Spülmittel, Waschpulver und Handtücher, die humedica mit seinem Partner Operation Blessing verteilt.

Die 62-jährige Mary packt den Inhalt bereits auf dem Schulhof aus und erklärt dann auf Tagalog, das man hier auf dem Land häufiger spricht als Englisch: „Genau das brauche ich. Andere Hilfsorganisationen haben Nahrungsmittel verteilt. Hygieneartikel fehlen uns allerdings.“ Dakila, Arnel, Gani, Jay, viele der Dorfbewohner schütteln mir die Hand und rufen mir ein freundliches „salama po“ entgegen - „vielen Dank“.

Ebenfalls ungewöhnlich sind hunderte blaue Wasserkanister auf dem Schulhof. Ana streift sie gedankenverloren mit ihrer Hand, als sie an ihnen vorbei schlendert. Jede Familie bekommt einen Zehn-Liter-Kanister, der mit einer mitgebrachten Wasseraufbereitungsanlage erstmals gefüllt wird. Für die nächsten Tage bleibt die Anlage an der Schule stationiert, sodass Familien weiterhin Zugang zu sauberem Wasser haben.

Während ein Mann auf das Füllen seines Kanisters wartet, hält er ihn mit beiden Händen fest an sich gedrückt. Seiner Frau neben sich gibt er zu verstehen, dass er auf den Kanister gut aufpassen müsse. Seine Frau begutachtet währenddessen ihre neuen Handtücher. Sie antwortet, diese dürfe hingegen ihr niemand wegnehmen, weil sie keine mehr habe.

Nach vier Stunden steht niemand mehr in der Schlange vor dem Tor. An dem kleinen Tisch am Eingang, wo sich jede Familie mit Namen registriert hat, wird gezählt: 465 Familien wurden geschult und versorgt.

Auf dem Schulhof wird es wieder ruhiger und langsam gehen die Schüler nach der Mittagspause ins Klassenzimmer zurück. Auch Ana wendet sich langsam vom ungewöhnlichen Geschehen auf dem Pausenhof ab. Sie hüpft die Treppenstufen zu ihrem Klassenzimmer hinauf. Die Schulklingel läutet und auf Ana warten noch einige neue Vokabeln.

Eine anschließende Verteilung am vergangenen Samstag an weitere 150 Menschen im Nachbardorf wurde durch erneuten Starkregen zwar erschwert, konnte jedoch erfolgreich abgeschlossen werden. Die gesamte Region Bulacan steht noch großflächig unter Wasser. Weitere Unwetter tragen nicht zur Entspannung der Situation bei.

Auch die nächsten Wochen werden wir an der Seite der Betroffenen stehen und sie mit Hilfsgütern versorgen. Vielen Dank, wenn Sie uns dabei mit einer gezielten Spende unterstützen. Salama po!

humedica e.V.
Stichwort „Fluthilfe Asien“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Großes bewirken mit nur ein paar wenigen Klicks können Sie auch durch das Senden einer sms: Textmitteilung mit Stichwort DOC an die 8 11 90. Von den damit gespendeten 5,- Euro fließen 4,83 direkt in die humedica-Katastrophenhilfe.