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Im Leben gibt es so einige Gründe zum Feiern, auch wenn man nicht immer einen Grund dazu braucht. Doch meistens haben wir etwas im Kopf: etwas, das wir erreicht und geschafft haben und das uns das Gefühl gibt, eine Feier wäre nicht nur angebracht, sondern verdient.
Es bezieht sich oft auf unsere Vergangenheit, auf das bereits Gemeisterte. Wie zum Beispiel bei einem Geburtstag, an dem eher die vergangenen Jahre und das schon gelebte und vielfältige Leben gefeiert wird und weniger die noch verbleibenden Tage und Jahre. Auch der Abschluss der Lehre, des Studiums, der Feierabend: alles Feste, die sich mehr auf das schon Erreichte beziehen und nicht unbedingt auf die kommenden Aufgaben.
In Melkadida, dem größten Flüchtlingslager der Region Dollo Ado im Süden Äthiopiens, in dem humedica seit mehr als sechs Monaten tätig ist, gibt es allgemein eher wenige Gründe zu feiern. Mit Sicherheit nicht die Vergangenheit und bestimmt nicht die schrecklichen Ereignisse, welche die Natur und der Krieg am Horn von Afrika den Menschen gebracht haben.
Und leider verspricht auch die Zukunft nicht viel für die Flüchtlinge. Ohne eine Besserung der Bildungsmöglichkeiten, ohne die Möglichkeiten der freien Bewegung, Arbeit und generell ohne bessere Lebensumständen ist es schwer vorstellbar, dass viele Feste stattfinden werden.
Doch die Zukunft und die vor uns liegenden Aufgaben waren am 23. März dieses Jahres ein Grund zum Feiern, und das inmitten des Flüchtlingslagers, zwischen den Zonen Q, P und L. Denn in Zukunft wird nicht wie bisher in Zelten behandelt, nachdem die Patienten in der prallen Sonne auf den Arzt warten mussten. Nein, seit diesem Tag wird auf einem Grundstück mit einer Fläche von 1.360 Quadratmetern die humedica-Gesundheitsstation genutzt.
An dem gleichen Platz, wo die Mediziner von humedica bisher in vier Zelten die Patienten in Empfang nahmen und die grundlegende Gesundheitsversorgung sicherstellten, stehen jetzt fünf neu errichtete Gebäude, die es ermöglichen, fast 1.000 Patienten pro Woche zu behandeln, Impfaktionen durchzuführen, Kranke auch über Nacht überwachen zu können, bei Geburten medizinische Möglichkeiten zur Verfügung zu haben und ein funktionsfähiges Labor zu betreiben.
Ein Team aus Krankenpflegern, Ärzten, Apothekern, Hebammen, Psychologen und Gynäkologen wird in dem Gesundheitsposten seine Arbeit täglich aufnehmen und zumindest in dem medizinischen Bereich für eine bessere Zukunft der Flüchtlinge sorgen. Ein Anlass, den es durchaus zu feiern gilt.
An der Eröffnungsfeier vor drei Wochen waren genau das die hoffnungsvollen Ausblicke in die Zukunft: die besser versorgten Patienten, die höhere Effizienz, die von unserer Partnerorganisation im neuen Gesundheitsposten durchgeführten Traumabewältigungen, die Hygiene und Menschenwürdigkeit, die durch das Erbauen der neuen Station zustande kamen und nun vorhanden sind. Sie sind die neue Zukunft in Melkadida. Sie sind die Sachen, die es zu feiern gibt.
Der Bau selber war nicht immer einfach, und die humedica-Koordinatoren in Melkadida haben Monate dafür gearbeitet. Für sie war die Eröffnungsfeier gleichzeitig der Abschluss eines langen Weges - und alle feierten an diesem Tag die Zukunft. Die kommende Zeit soll Stück für Stück besser werden, bis die Zukunftsaussichten irgendwann vielleicht einmal tatsächlich gut sind.
Jeden Tag sterben in dem Lager Melkadida, das insgesamt 40.000 Flüchtlinge beherbergt, immer noch circa fünf Kinder unter fünf Jahren. Im Juli des vergangenen Jahres, als humedica mit den Hilfsmaßnahmen begann, verloren täglich acht Kinder ihr Leben. Ein Grund zum Feiern? Schwierig, eher nicht, denn es sind immer noch zu viele Menschen, die in Melkadida und den anderen Flüchtlingslagern am Horn von Afrika sterben.
Doch bereits bei der Eröffnung des Gesundheitspostens war klar, dass hiermit ein wesentlicher Unterschied für die Menschen im Lager geschaffen wurde, deren Auswirkungen hoffentlich sehr bald spürbar werden.
Alle waren gekommen, um mit uns diesen großen Schritt für Melkadida zu feiern. Es war ihr Fest, das der Menschen in Melkadida. Und vielleicht - hoffentlich - können wir erreichen, dass in Zukunft auch die bis dahin drastisch reduzierte Kindersterblichkeit ein Grund zum Feiern sein wird. In’shalla (Anmerkung: "Sofern es der Herr will.")