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Bereits seit Oktober 2007 ist die 29jährige Studentin Julia Törper (Bremen) Praktikantin in der Abteilung Projekte. Nach intensiven Recherchearbeiten in Deutschland, besuchte sie im Januar mehrere Gesundheitsstationen und Hospitäler in Uganda. Ihr Ziel: für humedica ein Konzept für mögliche Partnerschaften zwischen deutschen Krankenhäusern und solchen in Entwicklungsländern zu erarbeiten. Mit ihren Tagebucheinträgen lässt sie uns an einer spannenden Reise teilhaben.
16.01. 2008
Nun bin ich tatsächlich in Kampala. Meine erste Afrika-Reise ging so los, wie es das Auswärtige Amt nicht unbedingt empfiehlt: mit einer nächtlichen Taxifahrt nach und durch Kampala. Aber ansonsten hat alles geklappt. Hab mich dann gegen 1 Uhr ins Bett gelegt und ein wenig darüber gewundert, in Afrika zu sein. Eigentlich wundere ich mich immer noch, aber dazu ist die Veranda hier ganz gut geeignet. Hoffe, dass ich morgen richtig im Hospital starten kann.
22.01.2008, Tag 2 im Rubaga Hospital, Kampala
Heute Morgen konnte ich den Schwestern in der Ambulanz über die Schulter sehen, allerdings war nicht viel los. Es wird vermutet, dass viele Patienten ausbleiben, weil nächste Woche die Schule wieder los geht und die anfallenden Schulgebühren die Familien zusätzlich belasten.
Den Nachmittag habe ich auf der Kinderstation verbracht. Haupterkrankung: Malaria. Und Verbrennungen. Wasser, Milch, Öl... hier wird noch am offenen Feuer gekocht. Zum Teil sind die Verbrennungen wirklich großflächig. 6-8 Kinder pro Raum, die Mütter liegen auf dem Boden auf Matten neben ihren Kindern.
25.01.2008
Heute: Schwangere Frauen am laufenden Band. Gesundheitserziehung im Wartebereich, für Neulinge Führung durch das Krankenhaus. HIV-Test und Beratung, gynäkologische und körperliche Untersuchung. Die Frauen standen in langen Reihen zum Blutdruck messen an, mir tun jetzt noch die Ohren vom Stethoskop weh.
Viele Frauen kommen zum ersten Mal in einem fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft zur Vorsorge und wissen oft nicht, wann sie ihre letzte Regel hatten, wie weit sie sind. Oft gibt es eine große Diskrepanz zwischen geschätztem Datum der Mutter und errechnetem Geburtstermin der Hebamme nach der Untersuchung. Ultraschall wird aus Kostengründen, wenn überhaupt, nur einmal routinemäßig während der Schwangerschaft durchgeführt. Herztöne werden mithilfe eines Holzrohres abgehört, Mütter und Hebamme müssen mit der Ungewissheit leben, wenn es keine eindeutigen Herztöne gibt. Aber die Hebammen wissen sich prinzipiell ganz gut zu behelfen, auch ohne Technik.
Der Trick, um die Ehemänner bzw. Väter auch für Gesundheitserziehung und einen HIV-Test zu gewinnen, sieht so aus, dass Paare dann besonders schnell durch das Procedere geschleust werden und kaum warten müssen.
29.1.2008
Wir sind im zweiten Krankenhaus, dem Butiru-Hospital, angekommen. Um 8 Uhr abfahrbereit gewesen, um 10 Uhr kam der Hospital-Van. 1. Stop: Geldwechsel und Einkauf von Grundnahrungsmitteln in Jinja. Etwa drei Stunden Fahrt, Sümpfe, Reisfelder, Tee- und Ananasfelder, Lehmhütten mit Strohdach.
2. Stop: Fischkauf am Straßenrand, für den Rest der Fahrt hingen dann ein paar Victoria- Barsche am Scheibenwischer. 3. Stop: Drei der Fische abgeben bei Peters Frau. 4. Stop: Mangos kaufen am Straßenrand. 5. Stop bei Joseph, seine Frau ist abgehauen und wir mussten seine Kinder holen. Der Wagen sowieso schon voll: Zwei Krankenhausmitarbeiter, wir drei Deutschen und zwei Praktikantinnen mit Gepäck, Wasser und Lebensmitteln für eine Woche, da es beim Hospital nicht viele Einkaufsmöglichkeiten gibt. 6. Stop: Mbale Markt: ein Sinneserlebnis für sich, Obst und Gemüse für 1 Woche gekauft. 7. Stop: Auch die Peace-Corps-Volontärin passt noch in den Van. 8. Stop: Eier kaufen. Da die Verkäufer kaum Pappkartons haben, gab es 20 rohe Eier in der Plastiktüte, derer ich mich dann angenommen habe. So sind wir dann in Butiru eingefallen: ein Minibus voller Muzungus ("Weiße"), Ugander, Kinder, Kartoffeln, Zwiebeln, Ananas, Mangos; in gleißender Sonne über die Schotterpiste mit Barschen am Scheibenwischer und "Rührei" auf der Hose.
6.2. 2008
Ein afrikanischer Tag. Um 8 Uhr sollte es losgehen, gegen 9 Uhr sind wir gestartet zum Kaliro District. Dort hat mich zunächst der District Health Officer empfangen, 1. Eintrag ins Gästebuch. Während des Wartens auf eine weitere Mitarbeiterin, Gespräch mit dem "Bürgermeister". 2. Eintrag ins Gästebuch. Sind dann mit drei weiteren Mitarbeitern des Health Departments in den Pick-up gestiegen, die ganze Ladefläche voller Kondome und Plakate. Das erste Health Center gehörte dem Level 3 an, sehr einfach, etwas trostlos. Ein Patient mit Malaria. 3. Eintrag ins Gästebuch. Mittagessen-Reis, Huhn, Bohnen- weiter zum nächsten Health Center. Nicht ganz so trostlos, aber weit entfernt von gutem Standard. Die Solaranlage ist seit letztem April kaputt, daher kein Strom. Kein fließend Wasser, kein Arzt.
Ein Patient in schlechtem Zustand liegt hier. Sie wissen nicht genau, was ihm fehlt. Da seine Frau HIV- positiv ist, gehen sie davon aus, dass er auch betroffen ist, aber es gibt keine HIV-Tests mehr. Für eine Überweisung in ein anderes Krankenhaus geht es ihm zu schlecht, denn das nächste Krankenhaus ist weit entfernt und es gibt keine Fahrzeuge. 4. Eintrag ins Gästebuch.
Das nächste Health Center ist weit abgelegen. Hier braucht man nicht zu fragen, was fehlt- sondern: was habt ihr? Kein Strom, Wasser, keine Geräte, kein Mikroskop fürs Labor, keine Betten und Matratzen. Kein Sterilisator, die wenigen Instrumente werden im Wasserbad über dem Paraffinkocher sterilisiert. Wenige Desinfektionsmittel. Medikamente gegen Malaria reichen nicht, ebenso Schmerzmittel. Seit November wird auf die nächste Medikamentenlieferung gewartet. Im August gab es 100 Butterflys, seitdem warten sie auf neue. Handschuhe werden knapp.
Es gibt 1 Stethoskop, 1 Thermometer für das gesamte Center. Da wird einem ganz anders. Gästebucheintrag 5.
Fazit:
Die Reise war eine wertvolle Erfahrung. Es war wichtig, sich verschiedene Krankenhäuser anzuschauen, mit und ohne Partnerschaften, städtisch und ländlich, um ein Bild zu erhalten von den verschiedenen Levels und Standards. Die gemeinsame Arbeit mit afrikanischen Krankenschwestern; Gespräche mit Mitarbeitern und Patienten sensibilisieren eher für die Probleme, Herausforderungen und die Ressourcen als eine theoretische Auseinandersetzung vom Schreibtisch aus. Man kann sich eher lösen von Aspekten, die man für selbstverständlich hält, und die Augen öffnen für neue Ideen und Fragen.