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Kulturelle Unterschiede prägen die meisten humedica-Einsätze, doch in diesem ist die Kluft besonders augenscheinlich: Ein Einsatz beim Stamm der Kara im Süden Äthiopiens. Dort tragen Männer, Frauen und Kinder bunte Ketten, große Ohrringe und außer einem breiten Lendenschurz kaum Kleidung.

Die humedica-Koordinatorin und erfahrene medizinische Einsatzkraft Hiltrud Ritter machte sich schon zum zweiten Mal auf die lange Reise in diesen äußersten Winkel Äthiopiens, heute berichtet sie mit beeindruckenden Erlebnissen aus einer völlig anderen Welt:

„Nun ist es endlich wieder soweit. Ein neues medizinisches Einsatzteam von humedica macht sich auf den Weg nach Äthiopien. Mit einer Kinderärztin, zwei Internisten, einem Allgemeinmediziner, Pflegekräften und mir als Koordinatorin sind wir ideal ausgerüstet, um den abgelegenen Stamm der Kara im Süden Äthiopiens medizinisch zu unterstützen.

Der Stamm der Kara ist eine kleine Volksgruppe im Omo-Valley mit ungefähr 1.500 Stammesmitgliedern. Sie leben abgeschieden und bisher weitgehend unberührt von der Zivilisation. Das bedeutet auch, dass es nur bedingt eine vernünftige und ausgewogene Gesundheitsversorgung gibt.

Das nächste Krankenhaus ist eine Tagesreise mit dem Auto entfernt. Für die Kara bedeutet das einen Fußmarsch von mehreren Tagen, der erst einmal bewältigt werden muss. Und das in krankem Zustand! Für mich eine unvorstellbare Situation.

Drei Wochen sind wir unterwegs. Allein die Hin- und Rückreise beträgt sieben Tage. Die ersten 600 Kilometer fahren wir mit unseren Jeeps auf der Straße, danach geht es über teilweise unbefestigte Wege weiter, irgendwann hören diese völlig auf und wir fahren über den blanken, braunen Boden. Zu diesem Einsatz gehört zweifelsohne auch ein bisschen Abenteuerlust.

Jetzt ist für die Kara die Zeit, in der die Ernte eingebracht wird. Da das Land sehr trocken ist, bewirtschaften die Kara ihre Felder am Flussufer. So können die Pflanzen direkt bewässert werden. Da es in diesem Fluss viele Krokodile gibt, ist große Vorsicht bei der Arbeit geboten. Feldarbeit kann hier mitunter lebensgefährlich sein.

Zur Erntezeit sind die Dörfer weitgehend leer, da alle Dorfbewohner auf den Feldern arbeiten. Somit packen wir unsere Medikamentenkisten ein und machen uns auf den Weg dorthin. Mit Auto und Boot fahren wir am Flussufer entlang und besuchen die provisorischen Ansiedlungen. In den meisten Fällen schlagen wir unsere „Klinik“ unter einem Baum auf.

Die „Klinik“: Eine Decke auf dem Boden

Es dauert nicht lange bis die ersten Patienten kommen. Sie freuen sich, dass wir da sind. Die Erkrankungen sind vielfältig, wobei Wurminfektionen und Rückenschmerzen an erster Stelle stehen, gefolgt von Durchfallerkrankungen und Malaria.

Wenn man die Frauen bei der Feld- und Hausarbeit beobachtet, wundert man sich nicht über Rückenschmerzen. Die Körner des „Sargons“, einer weizenähnlichen Pflanze, werden von den Frauen direkt zu Mehl verarbeitet. Auf einem großen Stein werden sie mit Hilfe eines Kleineren zermalmt, alles mit bloßen Händen und vollem Körpereinsatz.

Wie die junge Frau Dere mit ihrem abgeknickten Bein überhaupt auf den Feldern arbeiten kann, ist mir ein Rätsel. Unbedingt möchten wir sie für eine Röntgenaufnahme in die nächste große Klinik bringen, hoffentlich kann sie sich neben ihrer Arbeit Zeit dafür nehmen. Denn nur so können wir herausfinden ob ihr durch eine Operation geholfen werden kann.

Klassenzimmer unter freiem Himmel: Gesundheitsvorsorge

Bereits im Vorfeld haben wir uns überlegt inwieweit wir die Kara durch Schulungen unterstützen können. Mein Kollege Lars hatte die Idee ihnen das Thema „Erste Hilfe und Wundversorgung“ über gespielte Szenen zu vermitteln. Das hat sehr großen Anklang gefunden, da es für die Kara gut nachvollziehbar und verständlich war. Auch die Schulung über Auswirkungen von Hygiene und Durchfall, die Annette mit anschaulichen Bildern untermalte, wurde sehr gut angenommen.

Rückblickend kann ich sagen, dass es eine sehr bewegende und beeindruckende Zeit war, die uns auch unsere Grenzen aufgezeigt hat. Wir haben über 800 Menschen helfen können, doch zugleich auch zwei Kinder verloren. Das zu verarbeiten, fällt schwer.

Was uns bei allen Schwierigkeiten sehr geholfen hat, war die tolle Gemeinschaft unserer Gruppe. Ob abenteuerliche Flussfahrten zu den abgelegenen Dörfern oder die Klinik unter einem Baum mit wilden Bienen, das Team hielt zusammen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Die Kara liegen mir besonders am Herzen. Ich möchte mich weiter einsetzen, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, ihnen jetzt und auch in Zukunft medizinische Hilfe zu bringen und Modelle zu entwickeln, wie ihnen nachhaltig geholfen werden kann. Die Kara dürfen nicht vergessen werden. Diese Arbeit kann nur mit Gottes Hilfe und der Unterstützung vieler Menschen geschehen. Vielen Dank an alle die diesen Einsatz im Gebet oder durch eine Spende begleitet haben.“

Werden Sie Teil der Hilfe für die Kara. Nur so werden Einsätze wie jene von Hiltrud Ritter möglich, nur so kann humedica den Kara medizinische Versorgung ohne die Mühen eines tagelagen Fußmarsches anbieten. Werden Sie Teil von Hilfe, die ankommt. Vielen Dank!

humedica e.V.
Stichwort „Kara Äthiopien“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren