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Koordinator Simon Gelzenleuchter führt die "Gedanken aus Pakistan" mit einem ersten Bericht fort. Im Mittelpunkt seines Berichts steht die vierjährige Aishe.

Es ist wieder ein heißer Tag. Wir haben etwas Schutz vor der Sonne durch eine provisorisch errichtete Strohhütte von unserem Kooperationspartner Kindernothilfe e. V. (Duisburg). Unser humedica-Team, bestehend aus zwei Ärzten, einem Medizinstudenten und einer Krankenschwester arbeiten tapfer und ohne Klage in unserem "wilden Camp" gegen die Hitze an.

Viele Patienten warten darauf, unsere Ärzte zu sehen, um die dringend benötigten Medikamente zu bekommen. Viele haben Fieber, sind übersät mit Hautinfektionen und haben oft riesige, eitrige Wunden, die wir direkt behandeln können.

Es ist allerdings ein Nerven aufreibendes und sehr schwieriges Unternehmen, insbesondere bei den kleinen Kindern diese Abzesse zu behandeln, da sie natürlich nicht verstehen, warum der Schnitt samt Schmerz sein muss. Ich leide jedes Mal aufs Neue mit den Kindern.

Beim Zuschauen und angesichts der weinenden kleinen Patienten bekommen die anderen Kindern auch Angst und mit jedem Mal wird die Behandlung schwieriger. Dennoch mögen uns die Menschen. Einer der Anführer der verschiedenen hier ansässigen Stämme sagte uns erst vor kurzem, wie dankbar alle für unsere Hilfe sind.

Inmitten dieses Trubels werde ich mit Aishe konfrontiert. Ihre Geschichte ist traurig, und wird noch trauriger, wenn man sich vorstellt, dass viele Kinder ihr Schicksal teilen. Aishe ist vier Jahre alt, vor Schwäche fast bewusstlos. Ihr kleiner Körper besteht fast nur noch aus Haut und Knochen, ihre Haut ist voller Infektionen. Unser Team kümmert sich sofort um das kleine Mädchen. Aishe ist schwach und sie hat Angst.

Aishes Mutter geht für einen Euro am Tag arbeiten, um das kleine Mädchen und ihre fünf Geschwister durchzubringen. Ihre älteste Schwester ist sieben Jahre jung und weiß nicht, wann sie oder ihre Geschwister wie viel trinken müssen; vor allem nicht, was sie trinken sollen.

Unsere Ärzte beschließen, Aishe angesichts ihres Zustands sofort eine Infusion zu legen. Die Venen sind allerdings so schlecht, dass es nicht funktioniert. So fangen wir an, die Kleine mit einer 5 Milliliter fassenden Spritze mit Flüssigkeit und den dringend benötigten Salzen zu versorgen. Tropfen für Tropfen, über viele Stunden. Aber Aishe trinkt; das ist gut!

Am Mittag bin ich über mehrere Stunden alleine mit Aishe und kämpfe mit unserer kleinen Spritze gegen ihren Durchfall. In diesen Momenten weiß ich genau, warum ich hier bin und diese Hilfe leiste. Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem ich jetzt richtiger sein könnte. Ich danke Gott, dass ich das erleben darf.

Als die Mama kommt weint sie sehr über die schlechte Verfassung von Aishe, stimmt aber einer Verlegung ins Krankenhaus zu. Nachdem wir ihr versichert haben, dass sie nichts bezahlen muss, bringen wir Aishe gemeinsam mit ihren Eltern ins Hospital. Dort wird sie sofort aufgenommen, was wohl auch unseren humedica-Shirts zu verdanken ist. Manchmal gehen solche Aufnahmen dann schlicht und ergreifend schneller.

Schon am nächsten Tag kommt Aishes Mutter zu uns und erzählt unter Tränen, dass es ihrer kleinen Tochter besser geht. Aishe fängt wieder an zu leben. Es ist schwierig, die Dankbarkeit dieser Mutter in passende Worte zu fassen. Wir, die Einsatzkräfte von humedica und der Kindernothilfe, sind mindestens ebenso dankbar, dass wir ein kleines Leben retten konnten. Ich danke Gott von ganzem Herzen dafür.

Im Namen des gesamten Teams und vieler dankbarer Patienten, im Namen von Aishe sende ich Ihnen viele Grüße nach Deutschland.

Ihr
Simon Gelzenleuchter

Liebe Freunde und Förderer: Pakistan verschwindet zusehends aus den Medien und damit auch unserem Blickfeld. Tausende Betroffene benötigen aber noch immer unsere Hilfe. Ein weiteres Team ist seit heute auf dem Weg in das Katastrophengebiet. Bitte unterstützen Sie unser Engagement mit einer sms und dem Stichwort DOC an die 8 11 90 oder über unser Online-Formular mit einer gezielten Spenden. Selbstverständlich ist das auch auf dem bekannten Wege einer Banküberweisung möglich:
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