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Tag für Tag erreichen Flüchtlinge in überfüllten Booten die italienische Grenze. Hinter ihnen liegt eine lange Odyssee quer über das Mittelmeer. Für die, die es lebend auf europäischen Boden schaffen, ist das Martyrium noch nicht vorbei. In überfüllten Flüchtlingslagern warten sie in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf Asyl.

Um diesen Menschen mit offenen Armen zu begegnen und ihnen die Ankunft in ihrer neuen Heimat zu erleichtern, unterstützt humedica die Integrationsarbeit des sizilianischen Vereins Missione Tre V onlus.

Wie sich diese Arbeit konkret gestaltet, weiß Simone Hofmann, die das Projekt im Rahmen eines ehrenamtlichen Hilfseinsatzes besuchte. Ihre Eindrücke bestätigen die öffentliche Perzeption des Flüchtlingsdramas:

„Es dauert mindestens drei Tage bis ein Boot das Mittelmeer von Libyen nach Sizilien überquert hat. Das kann ein Schlauchboot mit 30 oder 40 Personen oder aber ein kleines bis mittelgroßes Fischerboot sein. Auf letzterem befinden sich vielleicht hunderte Menschen, viele von ihnen unter Deck. Nachdem die Schiffsluke geschlossen ist, wird aus der Überfahrt ein Überlebenskampf. Kaum Luft zu atmen, Platzmangel, keine Toiletten, nichts zu essen.

Viele der Schleußer verlassen bald nach Ablegen im Ausgangsland das Boot, welches dann unkontrolliert seinem Schicksal überlassen ist. Wind, Wetter, Wellengang...Wer an Deck einschläft und aus dem Boot fällt, hat Pech gehabt. Eine Rettungsweste kostet 600 Euro, das Ticket zur Überfahrt etwa 1500 Euro. Am Hafen in Sizilien stapeln sich die Boote, die Westen liegen gleich daneben.

Mein Team besucht ein Flüchtlingslager, in dem Alleinstehende und Familien untergebracht sind. Dort treffen wir Elisabeth und ihre beiden Zwillingstöchter Mary und Mercy. Elisabeth erzählt uns, wie sie in Libyen als Putzfrau das Geld für die Überfahrt nach Europa verdient hat. Anfangs wollte man sie wegen ihrer Schwangerschaft mit den Zwillingen nicht auf das Boot lassen. Doch sie blieb hartnäckig und wurde mitgenommen.

Die Bootsfahrt war schwierig. Das Mittelmehr schlug hohe Wellen bei unruhigem Wetter. Auf einmal platzt ihre Fruchtblase viel früher als erwartet. Irgendwer nimmt Kontakt mit italienischen Hilfskräften auf. Ein Helikopter rettet Elisabeth vom Boot und fliegt sie in ein Krankenhaus.

Per Kaiserschnitt erblicken ihre Zwillingsmädchen viel zu früh das Licht der Welt, weshalb sie für einige Wochen in den Brutkasten müssen. Was für eine Ankunft. Doch sie hatten Glück. Die Säuglinge haben sich gut erholt und sind gesund. Bei unserem Besuch schlafen sie.

Tina Iuzzolini, die mit ihrem Mann Francesco den Verein Missione Tre V onlus in der sizilianischen Stadt Ragusa gegründet hat, besucht Elisabeth einmal die Woche, um mit ihr und den anderen Flüchtlingen zu sprechen und Neuankömmlinge kennenzulernen. Eine Arbeit, die Kraft kostet und deren Resultate möglicherweise lange Zeit auf sich warten lassen. Zur Unterstützung der Familie Iuzzolini sind wir nun im Auftrag von humedica hier.

In den folgenden Tagen besuchen wir ein weiteres Flüchtlingslager für Männer, das in einem ehemaligen Gasthaus mit Gartenanlage entstanden ist, sowie ein gemischtes Heim in einem ehemaligen Kloster. Wir setzen uns mit den Menschen zusammen, hören zu, versuchen ihnen Mut und Hoffnung zuzusprechen, auch wenn viele der englischen Sprache nicht mächtig sind.

Hin und wieder fragen wir auch nach den Wünschen und Plänen der Flüchtlinge. Dann wird es ruhig...vielleicht nach Deutschland oder Schweden weiterkommen, Arbeit finden, den Rest der Familie aus dem Heimatland nachholen. Manche haben aber auch keinen Plan oder keine Idee, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll.

Ein Ort, an dem diese Menschen Hilfe finden, ist das „Open House“ des Vereins Missione Tre V onlus. In der neu eröffneten Tagesanlaufstelle finden Flüchtlinge, die bereits aus den Auffanglagern entlassen wurden, Beratung und Unterstützung. Doch auch wenn der Tagesbetrieb bereits erfolgreich aufgenommen wurde, fehlt es noch an Pflege und Einrichtung.

Um den Neuankömmlingen eine vertrauliche Umgebung bieten können, hat unser Team die Räume des „Open House“ gestaltet und dekoriert. Es wurde abgeschliffen, gestrichen, gewaschen und eine neue Küchenzeile eingebaut.

Außerdem teilten wir den großen Büroraum in zwei Bereiche, um Platz für ein kleines Lager zu schaffen, in dem die Schuh- und Kleiderlieferungen von humedica verstaut werden können. Die Hilfsgüter werden dringend gebraucht, denn die meisten Flüchtlinge besitzen nicht mehr als das, was sie am Leib tragen.

Ein Ende des Flüchtlingsdramas am Mittelmeer ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Sicht, weshalb sich Missione Tre V onlus gemeinsam mit humedica auch weiterhin für das Wohlergehen dieser Menschen in Not einsetzt.“

Liebe Freunde und Förderer, die Unterstützung der notleidenden Flüchtlinge in Italien ist nur dank Ihrem Beitrag möglich. Bitte bleiben Sie mit Ihrer konkreten Spende auch weiterhin Teil dieser Hilfe. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Flüchtlingshilfe Italien"
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