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Mit dem Leitgedanken der Hilfe zur Selbsthilfe betreibt humedica seit drei Jahren eine Gesundheitsstation in Äthiopiens größtem Flüchtlingslager Melkadida. Dank großzügiger Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland können dort neben der täglichen Behandlung von bis 120 Patienten auch regelmäßige Weiterbildungen der lokalen Belegschaft verwirklicht werden. Wie das erst kürzlich veranstaltete Ultraschalltraining der humedica-Einsatzkraft Dr. Margot Wortmann:

„Das ist schon wirklich eine andere Welt hier…“, erklärt Gynäkologin Dr. Margot Wortmann nach ihrer erste Woche im Flüchtlingslager Melkadida, an der somalischen Grenze im Süden Äthiopiens.

„Heute hat mich eine junge Frau gefragt, was sie denn falsch macht: Sie ist Anfang 30, hat sieben Kinder - aber jetzt ist sie seit über zwei Jahren nicht mehr schwanger geworden und deshalb ganz verzweifelt. Sie war mit ihrer Schwester hier, die jünger ist und schon neun Geburten hinter sich hat. So eine Situation kann ich mir in meiner Praxis in Erlangen nur schwer vorstellen.“ Sie lächelt. Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Man lernt hier auf jeden Fall, das ‚Normale‘ zu hinterfragen...“.

Die erfahrene Ärztin ist für vier Wochen mit humedica im Einsatz. Anknüpfend an das Ultraschalltraining von humedica-Ärztin Dr. Anja Gebauer, gibt auch Dr. Margot Wortmann Schulungen für das medizinische Personal vor Ort. Dieses Mal liegt der Fokus auf Frauenheilkunde, ein Thema von besonders großer Bedeutung in der kinderreichen Gesellschaft des Flüchtlingslagers.

Im Laufe der nächsten Monate wird humedica an alle fünf Camps in der Region ein Ultraschallgerät spenden, um die medizinische Behandlung auch mittel- und langfristig zu verbessern. Durch die Ultraschall-Untersuchungen hat das lokale medizinische Personal nun die Chance, Krankheiten früher zu erkennen und zu behandeln – doch dafür ist ein sicherer Umgang mit den Geräten eine zentrale Voraussetzung.

Die Anwesenheit einer deutschen Ärztin in unserem Health Post hat sich schnell im Camp herumgesprochen und die Nachfrage ist enorm. Dutzende Frauen sitzen vor dem Behandlungsraum und hoffen auf eine Untersuchung mit Hilfe „des Computers“ wie das Ultraschallgerät hier von allen genannt wird.

Die erste Patientin des Tages ist humedica-Mitarbeiterin Qali, die als Assistentin in der Apotheke des Gesundheitspostens arbeitet. Health Officer Omar führt die Untersuchung mit Hilfe von Krankenschwester Bruki und unter Beaufsichtigung der deutschen Ärztin selbstständig durch. Patientin Qali ist im sechsten Monat schwanger und strahlt über das ganze Gesicht, als sie auf dem Bildschirm die Konturen des Embryos erkennen kann.

„Hier ist alles in Ordnung. Das Herz schlägt regelmäßig und das Baby ist normal groß“, stellen Omar und Bruki abschließend gemeinsam fest und Margot nickt zustimmend.

Leider sind nicht alle Fälle so positiv und schnell zu behandeln. Trotz ihrer langjährigen Arbeit als Gynäkologin ist für Margot vieles, gerade im Vergleich zu Deutschland, eher ungewöhnlich. „Praktisch jede Frau hier ist beschnitten. Viele der jungen Mädchen haben deutlich ältere Ehemänner, die bereits meistens in zweiter oder dritter Ehe verheiratet sind. Diese Fälle sind für uns schon sehr befremdend.“

Dazu kommen die generell schwierigen Bedingungen im Lager „Wie schwierig die Infrastruktur hier ist, kann man sich im Vorfeld kaum vorstellen“, meint die Gynäkologin. Erst vor wenigen Wochen hat eine lokale Hilfsorganisation im circa 25 Minuten entfernten Nachbarlager Bokolmayo ihre Arbeit aufgenommen.

Seitdem können dort Eingriffe wie Kaiserschnitte durchgeführt werden. Eine erhebliche Verbesserung, wenn man bedenkt, dass dafür zuvor eine Fahrt von drei Stunden in die nächst größere Stadt nötig war.

„Vorhin haben wir eine junge Frau überwiesen, die bei uns erfahren hat, dass sie Zwillinge bekommt. Beide befinden sich in der Steißlage und es ist völlig ausgeschlossen, dass sie normal gebären kann.“ Ohne die Untersuchung mit Hilfe des Ultraschalls hätte die Situation für Mutter und Kinder leicht gefährlich werden können.

Nach den ersten Tagen bewertet Margot ihren Einsatz positiv: „Was mir besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass ich mein Wissen weitergeben und damit wirklich langfristig helfen kann. Es ist schön zu beobachten, wie motiviert das medizinische Personal in Melkadida ist und wie wir mit kleinen Dingen viel bewirken können.“

Liebe Freunde und Förderer, dank Ihrer Unterstützung konnte im Flüchtlingslager Melkadida schon viel erreicht werden. Doch noch immer liegt reichlich Arbeit auf dem Weg zu einer langfristigen Verbesserung der dortigen Lebensumstände. Bitte stehen Sie uns mit Ihrer Spende auf diesem Weg bei und werden Sie Teil einer dauerhaften Veränderung. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Hungerhilfe Afrika“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren