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Im Oktober vergangenen Jahres war Inna Warkentin schon einmal in Äthiopien im Einsatz für humedica. Anfang dieses Jahres kehrte die Krankenschwester in das ostafrikanische Land zurück, um den Kranken und Bedürftigen im Flüchtlingslager Melkadida helfend zur Seite zu stehen.

Für drei Monate bleibt die 31-Jährige aus Meinerzhagen im Sauerland in der Region um die Stadt Dollo Ado an der somalischen Grenze. Noch immer leben dort insgesamt etwa 120.000 Menschen in Zeltlagern, die vor den Auswirkungen von Dürre, Hunger und Gewalt in ihrem Heimatland geflohen sind.

Nach einem weiteren arbeitsreichen Tag in der humedica-Gesundheitsstation in Melkadida nahm sich Inna die Zeit für ein kurzes Gespräch mit uns. Sie gewährte uns Einblick in ihren Tagesablauf und ließ uns an ihren persönlichen Eindrücken teilhaben.

Inna, dies ist bereits Dein zweiter Einsatz für humedica in Äthiopien. Was hat Dich dazu bewegt, noch einmal hierher zurück zu kommen?

In den vier Wochen, die ich letztes Jahr hier verbracht habe, habe ich gesehen, wie viel Hilfe in den Flüchtlingslagern gebraucht wird. Es fehlt an so vielen Dingen und die Not der Menschen ist enorm. Die Flüchtlinge sind in so vielen Bereichen auf Unterstützung angewiesen. Das fängt bei den einfachsten Bedürfnissen an. Alles, was man zum Leben braucht, müssen sie von außen bekommen.

In einem so großen Lager wie in Melkadida, wo fast 40.000 Menschen leben, ist natürlich eine entsprechende Gesundheitsversorgung unbedingt notwendig. Während der Zeit meines ersten Einsatzes in der humedica-Gesundheitsstation ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, kontinuierliche Strukturen zu haben, also Ärzte und Pflegekräfte, die längerfristig im Camp im Einsatz sind.

Daher wollte ich noch mal für längere Zeit nach Äthiopien zurückkommen und helfen. Glücklicherweise hatte ich gerade auch die Zeit dazu. Ich hatte kurz vor dem Einsatz meinen Job aufgegeben, um danach mein Pflegemanagement-Studium in Deutschland abzuschließen.

Wie sieht Dein typischer Tagesablauf im Projekt aus?

Morgens nach dem Frühstück fahre ich in der Regel zuerst zum Gesundheitszentrum unserer äthiopischen Partnerorganisation, in der wir schon seit vergangenem Jahr mitarbeiten, und die wir unterstützen. Dort kümmere ich mich die ersten Stunden des Tages zusammen mit den Krankenpflegern um die stationären Patienten.

Danach, so gegen 11.00 Uhr, fahre ich zu unserer eigenen Gesundheitsstation, am anderen Ende des Lagers, wo ich Wunden versorge und Verbände anlege. Regelmäßig mache ich auch „Hausbesuche“ bei Patienten im Camp, um sie zuhause zu pflegen, wenn sie zu schwach sind, in eine der Gesundheitsstationen zu kommen.

Nach der gemeinsamen Mittagspause mit dem Team geht es zurück zur Gesundheitsstation. Dort führe ich die Triage (Anmerkung: Einteilung der Patienten in drei unterschiedliche Dringlichkeitsstufen der Behandlung) für den Nachmittag durch und kümmere mich wieder um Verbände und einige organisatorische Dinge.

Nach Feierabend, wenn wir auf das Gelände, auf dem sich auch unsere Unterkunft befindet, zurückkommen, müssen für den nächsten Tag die Instrumente sterilisiert und die Medikamente vorbereitet werden. Danach essen wir zu Abend und verbringen die letzten Stunden des Abends im Team zusammen.

Was brauchen die Menschen, die zur Gesundheitsstation kommen, am dringendsten?

Zuerst benötigen sie natürlich medizinische Versorgung. Viele Menschen kommen mit Atemwegs-, Durchfall- und Wurmerkrankungen zu uns oder mit Hautkrankheiten. Nicht selten kommen Verletzte, die sich zum Beispiel Dornen in die Füße getreten haben. Weil die Hygiene hier recht schlecht ist, infizieren sich die Wunden dann auch oft sehr schnell.

Was die Menschen darüber hinaus aber brauchen, kann man ihnen nicht mit Tabletten oder einer Spritze geben. Was viele hier wirklich benötigen, ist Zuwendung. Jemand, der sich um sie kümmert, ihnen zuhört und sie nicht abweist.

Jemand, der ihnen zeigt, dass sie nicht vergessen und nicht allein gelassen sind. Das Leben im Flüchtlingslager ist ohnehin hart genug. Wir versuchen deshalb, ihnen auch etwas menschliche Wärme auf ihren weiteren Weg mitzugeben.

Gibt es etwas, das du persönlich im Einsatz sehr vermisst?

Rausgehen, Alleinsein, Privatsphäre. Wir müssen uns eng an die Sicherheitsbestimmungen für internationale Hilfsorganisationen halten. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir nach Einbruch der Dunkelheit unser Unterkunftsgelände nicht mehr verlassen sollten.

Immer zwei Teammitglieder teilen sich ein Zelt, sodass es gar nicht so leicht ist, sich einfach mal zurückzuziehen und etwas Zeit für sich alleine zu haben.

Was hat während deines Einsatzes den tiefsten Eindruck auf Dich hinterlassen?

Ich bin heute noch beeindruckt, wie es die Menschen im Flüchtlingslager schaffen, unter den widrigen Umständen, in der Hitze, der Trockenheit und dem Schmutz zu leben.

Das Wenige, was die Flüchtlinge noch in ihren Zelten haben, beschränkt sich oft auf ein paar alte Matratzen und Moskitonetze. Dazu ein bisschen Kleidung und andere kleine Habseligkeiten.

Ihr Leben ist hart und für uns wahrscheinlich unvorstellbar. Umso mehr beeindruckt mich, wie sich die Menschen hier noch über die einfachsten Dinge freuen, lachen und herzlich sein können.

Liebe Inna, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir für Deinen restlichen Einsatz alles nur erdenklich Gute und Gottes Segen.

Liebe Freunde und Förderer, die Menschen in den Flüchtlingslagern benötigen auch weiterhin unsere Hilfe. Bitte tragen Sie dazu bei, die Not der Menschen zu lindern und unterstützen unsere Hilfsmaßnahmen am Horn von Afrika mit einer gezielten Spende. Vielen Dank.

humedica e. V.
Stichwort „Hungerhilfe Afrika“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Auch mit einer kleinen sms können Sie Großes bewirken: Senden Sie eine Textmitteilung mit Stichwort DOC an die 8 11 90. Von den abgebuchten 5 Euro fließen 4,83 Euro direkt in die humedica-Projektarbeit. Vielen Dank!