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Äthiopische Schulkinder freuen sich über ihre gemeinsame Schuluniform.

humedica hilft in Äthiopien Familien mit sehr wenig Geld, sich eine Zukunft aufzubauen. Viele von ihnen kämpfen vorher täglich um einfachste Dinge – wie genug Essen für alle kaufen zu können. „Da sehen wir oft zerrüttete Familienverhältnisse, zum Beispiel eine Scheidung. In Addis und besonders in den beiden neu ins Projekt aufgenommenen Stadtteilen Ketema und Lideta bedeutet das extreme Armut“, erzählt humedica-Projektmanagerin Carmen Wolf über die Familienunterstützung. „Die Kinder aus diesen Familien brechen oft die Schule ab, weil kein Geld mehr dafür da ist. Sie leben dann beinahe wie Straßenkinder, um wenigstens etwas zu Essen zu haben.“

Die Abwärtsspirale in die Armut unterbrechen

Genau in diesen Situationen setzen die Projekte von humedica an. Sie wollen die Spirale unterbrechen, die immer weiter in die Armut führt. Drei Jahre lang erhalten die Familien, die sich gerade in einer Krise befinden, Unterstützung. Dabei ist das Projekt breit angelegt: Während die Kinder zum Beispiel Nachhilfeunterricht erhalten, bekommen die Eltern oder alleinerziehenden Mütter Schulungen, in denen sie lernen, wie sie langfristig besser verdienen und ihr hart erarbeitetes Geld gut verwalten können. „Auch eine Starthilfe für ein eigenes kleines Unternehmen, wie beispielsweise die Eröffnung eines Lebensmittelgeschäfts, ist möglich“, erklärt Carmen Wolf. Das Konzept hilft besonders Müttern, die von ihren Männern getrennt leben, denn häufig mangelt es nicht nur an Geld oder Wissen zur Geschäftsgründung. Oft ist es auch die fehlende Betreuungsmöglichkeit der Kinder, die eine regelmäßige Arbeit in Äthiopien beinahe unmöglich erscheinen lässt.

Daniel Reiter

In den Einrichtungen von humedica erhalten die Kinder Mittagessen und Nachhilfeunterricht. Gleichzeitig lernen die Eltern, sich ein besseres Einkommen aufzubauen, beispielsweise in Form eines Ladens.

Selbst Trinkwasser und Toiletten fehlen

Deshalb stärkt humedica gleichzeitig Strukturen vor Ort. So werden zum Beispiel Toiletten und sichere Trinkwasseranschlüsse an Schulen in den Brennpunktvierteln Ketema und Lideta gebaut. Denn wer in der Schule weder genügend trinken noch seine Notdurft verrichten oder auch nur seine Hände waschen kann, geht entweder nicht hin oder wird leichter krank.

Der Gesundheitszustand der von humedica unterstützen Familien ist oft bereits vorher nicht besonders gut. Meist fehlt das Geld für Medikamente. Deshalb erhalten die Familien zudem Nahrungsmittel und Medizin.

Schuluniformen: Nützlich im Alltag und etwas ganz Besonderes

Die Hilfe, die die Familien erhalten, ist dabei nicht einfach nur praktisch angelegt. Sie kommt bei den Eltern und Kindern an – auch emotional. „Für die Kinder sind die Schuluniformen, die sie bekommen immer etwas ganz Besonderes“, erzählt Wolf. „Sie sehen die Uniformen an den anderen Kindern, die zum Teil wohlhabender sind oder an andere Schulen gehen. Wenn sie dann selbst auch so eine Uniform bekommen, merken sie: ‚Ich gehöre dazu. Ich muss nicht in der Alltags- oder Arbeitskleidung in die Schule.‘ Das steigert dann auch ihr Selbstwertgefühl.“

Für die Kinder in Äthiopien sind die Schuluniformen, die sie bekommen immer etwas ganz Besonderes. Sie sehen die Uniformen an den anderen Kindern, die zum Teil wohlhabender sind oder an andere Schulen gehen. Wenn sie dann selbst auch so eine Uniform bekommen, merken sie: ‚Ich gehöre dazu. Ich muss nicht in der Alltags- oder Arbeitskleidung in die Schule.‘ Das steigert auch ihr Selbstwertgefühl.

Daniel Reiter

Mit der Schuluniform gehören alle dazu.

Bei den Familien haben selbst solche kleinen Maßnahmen einen großen Effekt. Kein Wunder, denn sie besitzen so gut wie nichts. Etwas mehr als die Hälfte der unterstützten Familien hat gerade einmal 18 bis 26 Euro pro Monat zur Verfügung – kaum möglich, damit Essen, Trinken, Unterkunft, Medizin, Schuluniform und alles, was das Leben verlangt, zu bezahlen. Zum Vergleich: In Äthiopien, dem Land, das für seine Kaffeezeremonien bekannt ist, kostet ein Kilo Kaffee bereits neun Euro.

Das Highlight des Jahres: Der humedica-Ausflug

Ein weiteres Highlight ist aus diesem Grund auch der jährliche Schulausflug. Mit den begrenzten Mitteln, die den Familien sonst zur Verfügung stehen, ist das für manche Kinder eine einmalige Gelegenheit, mit Gleichaltrigen Erfahrungen abseits vom Alltag zu sammeln. „Die Kinder sind von diesen neuen Eindrücken begeistert und dankbar, etwas für sie so Außergewöhnliches erleben zu dürfen“, freut sich Wolf mit den Kindern. Eine Freude, die während der nächsten drei Jahre Kindern in den Stadtvierteln Lideta und Ketema zuteil wird. Eine Freude, die Perspektive schafft – alle drei Jahre aufs Neue.