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Ärztin Sabine Kirchner war für humedica bereits in den verschiedensten Katastrophengebieten im Einsatz und sah sich mit Überschwemmungen, Taifunen und Flüchtlingslagern konfrontiert. Ihr aktueller Einsatz in dem unter der Ebola-Epidemie leidenden Land Liberia stellt sie jedoch vor ganz neue Herausforderungen. In ihrem aktuellen Blog berichtet sie über die gefährliche Lage im Land und wie humedica mit Unterstützung des Auswärtigen Amts helfen kann.

Tag 5 in Liberia

Heute fährt unser humedica-Team nach Bomi County. Es ist das County, in dem in Liberia verhältnismäßig die meisten Menschen an Ebola erkrankten. Allein in der kleinen Stadt Gola gab es mehr als 200 Todesfälle.

Auf unserer Fahrt durch die Altstadt von Monrovia passieren wir die Siedlungen der vor etwa 100 Jahren aus Amerika zurückgekehrten Sklaven. Weiter geht es über die Brücke des Sinkorflusses durch Monrovias Stadtteil Logan in den Dschungel. Wir fahren durch saftig grüne Mangrovenwälder sowie Palmen- und Bananenplantagen, dagegen sind die Everglades in Florida gar nichts.

In der Lokalhauptstadt Tubmanbug treffen wir im Community Health Department auf Georg, der regionale Verantwortlichen für die Ebolahilfe. Er heißt uns herzlich willkommen, freut sich, dass ihm unsere Organisationen zur Unterstützung zugewiesen wurden. Mehrere andere NGOs seien von hier wieder weggegangen.

Aufgrund der prekären Lage im County werden seit einem Monat die Sicherheitsmaßnahmen mit Hilfe der liberianischen und der US-Armee durchgesetzt. In den nächsten drei Monaten werden hier vier humedica-Teams in 19 Gesundheitseinrichtungen unterwegs sein.

Erfreut war ich darüber, als uns der Community Health Direktor mitteilte, dass unsere Hilfsgüter von dem Gesundheitsministerium von Liberia schon im County verteilt wurden. Aber auch hier fehlt es an Fieberthermometern und auch an Gummistiefeln.

Das County hat eine eigene Ebolanotrufnummer und ein neues Krankentransportfahrzeug für die Region erhalten. Insgesamt seien die Ebolaerkrankungszahlen zurückgegangen, in den letzten vier Wochen gab es nur noch 10 Neuerkrankungen.

Besonders unsicher ist der Zulauf von Menschen aus Monrovia nach Bomi. Sie überqueren den Fluss nicht über die Hauptstraße, an der sich ein Check-Point befindet, sondern über eine andere Stelle. Kontrolle ist so nicht möglich.

Bei unserem Rundgang durch das Governmental Hospital machte uns Georg mit dem Krankenhausdirektor Dr. Logan bekannt. Er berichtet uns von einem besonderen Medikament, mit dem er seine Ebolapatienten behandle, genaueres will er aber erst nach der wissenschaftlichen Veröffentlichung kundtun. Immerhin haben schon 10 seiner Ebolapatienten die Krankheit überlebt.

Im Flur des Krankenhauses kommen wir mit Krankenschwestern ins Gespräch. Auf die Frage, warum sie Gummistiefel trägt, antwortet sie: „Wegen Ebola und der Ansteckungsgefahr, wenn ein Patient erbricht.“ Und warum keinen Schutzanzug? „ Den ziehe ich an, sobald ich am Patienten arbeite.“

Wenige Stunden vor unserer Ankunft hat heute auf der Entbindungsstation die kleine Fatima das Licht der Welt erblickt, hineingeboren in ein armes Land in einer schlimmen Krise. Wir freuen uns mit ihren glücklichen Eltern und wünschen ihr, dass sie gesund und ohne Ebolainfektion aufwachsen kann.

Bei einem Gespräch mit der Hebamme klären wir noch, was sie an Sicherheitsausrüstung während einer Entbindung zu tragen hat und wie die vorschriftsmäßige Reinigung erfolgen muss. Alle sind offen und dankbar für unsere Hinweise, auch der Labormitarbeiter, den wir anschließend noch kurz sprechen.

Zum Schluss zeigt uns Georg das neu gebaute Quarantänehaus und die beiden Ebola Treatment Units (ETUs), dem Bereich, in dem Ebolapatienten behandelt werden. Sie wurden allesamt einige hundert Meter abseits des Krankenhauses auf einem Feld errichtet. Zwei Frauen sind in Quarantäne und auf der ETU werden zur Zeit drei Patienten behandelt.

Wir treffen zwei Pfleger, die die Ebolakranken betreuen, ohne Schutzausrüstung! Beide sind Ebolaüberlebende. Ich finde das großartig, dass sie jetzt andere Erkrankte betreuen, denn an Ebola kann man, obwohl es vier verschiedene Stämme gibt, nur einmal im Leben erkranken. Einer von beiden hat die Erkrankung schon vor fünf Jahren durchgemacht und wurde extra aus Uganda eingeflogen.

Beim Verlassen des Krankenhauses steht der neue Krankentransportwagen auf seinem Parkplatz, ein gutes Zeichen, heute musste kein neu erkrankter Ebolapatient transportiert werden!

In Bomi County wird schon eine großartige Arbeit geleistet und wir freuen uns auf unsere Zusammenarbeit.

Bitte unterstützen Sie uns mit einer zweckgebundenen Geldspende, damit unsere humedica-Teams vor Ort in Liberia und in der Zentrale in Kaufbeuren auch weiterhin für ein Ende der Ebola-Krise in Liberia arbeiten können. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Ebolahilfe"
IBAN DE35 7345 0000 0000 0047 47
BIC BYLADEM1KFB
Sparkasse Kaufbeuren

Die Hilfe von humedica in Liberia wird unterstützt vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, action medeor e. V., BILD hilft e. V. „Ein Herz für Kinder“, Medical Teams International (MTI), Flughafen München. Herzlichen Dank allen institutionellen und privaten Förderern.