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Bereits zum zweiten Mal führt humedica India im südlichen Bundesstaat Karnataka ein Training für potenzielle Einsatzkräfte durch. 14 Ärzte, Pflegekräfte und Koordinatoren aus Nord- und Südindien sowie aus Sri Lanka lassen sich in viereinhalb Tagen als Einsatzkraft für den Katastrophenfall ausbilden.

Unsere Teilnehmer sind mit großem Engagement dabei. Mit Erfahrungsberichten aus Einsätzen nach dem Erdbeben in Nepal und vielen praktischen Übungen in einem Szenario mit Schauspielern, werden die Teilnehmer auf einen zukünftigen Katastropheneinsatz vorbereitet: Was konkret kommt auf das Team bei einem Einsatz nach einem Erdbeben, nach einem Taifun, einer Flut zu? Welche praktischen Herausforderungen und Gefahren müssen bewältigt werden? Welche bürokratischen Anforderungen sind zu bedenken? Auf welche kulturellen Besonderheiten müssen sie Rücksicht nehmen, vor allem während den Behandlungen?

Kulturelle Besonderheiten

Das Einsatztraining bei humedica baut auf die langjährigen Erfahrungen aus weltweiten Katastropheneinsätzen auf. Innerhalb kurzer Zeit müssen sich zum Teil internationale Teams von etwa sechs bis acht Personen zu einem gut funktionierenden Team zusammenfinden. Sie sollen sich mit ihren Erfahrungen und Fähigkeiten ergänzen, schnell dazu lernen und in schwierigen Situationen gemeinsam Menschen in Not medizinisch versorgen. All das unter großem Stress und Leid. Keine leichte Aufgabe.

Hier am südindischen humedica-Standort in Kolar Gold Fields sollen künftig regelmäßig Einsatztrainings stattfinden. Damit die kulturellen Unterschiede besser berücksichtig werden können, unterstützt uns Wilbur Manar. Er hat im letzten Jahr das Training in Indien selbst absolviert und gestaltet die zweite Einheit nun aktiv mit Vorträgen und Übungen mit. Zwei Dozenten stammen aus Bangalore.

Geografische Nähe nutzen

„Es ist uns sehr wichtig mit unterschiedlichen Partnern und medizinischen Fachkräften aus verschiedenen Religionen zusammenzuarbeiten“, erklärt Ben Kern die Strategie des Trainings. Er leitet humedica India und versucht über sein Netzwerk medizinisches Fachpersonal für das Training zu gewinnen und als Einsatzkräfte auszubilden. Auch in Ausbildungseinrichtungen für Mediziner bewirbt er das einzigartige Angebot.

„Indien ist sehr groß und kulturell vielfältig. Wir brauchen Einsatzkräfte aus allen Kulturen, um im Katastrophenfall gut arbeiten zu können. In den nächsten Jahren ist es mein Ziel mehrere hundert Einsatzkräfte auszubilden.“ Nicht nur für mögliche Einsätze im regelmäßig von Überschwemmungen oder Erdbeben heimgesuchten Indien: Die Teams aus Indien und Sri Lanka wären bei Katastrophen in ganz Asien schneller am Ort des Geschehens als ein Team aus Deutschland.

Nach einer Katastrophe geht innerhalb kürzester Zeit die Alarmierung an die registrierten Einsatzkräfte per SMS oder E-Mail. So schnell wie möglich wird aus den Rückmeldungen ein Team aus zwei oder drei Pflegekräften, zwei Ärzten und ein oder zwei Koordinatoren zusammengestellt und mit allen notwendigen medizinischen und technischen Bedarfsmitteln auf den Weg ins Katastrophengebiet geschickt.

Team Work

Ein sehr wichtiger Teil des Trainings ist das Team Building. Die kleinen gemischten Teams im aktuellen Einsatztraining sind bunt gemischt mit Männern und Frauen, Pflegern und Ärzten sowie Teilnehmer aus Indien und Sri Lanka. Zwei Frauen und ein Mann werden als Koordinatoren ausgebildet. Sie leiten jeweils ein vier- bis fünfköpfiges Team und kümmern sich darum, dass die medizinischen Fachkräfte gute Arbeitsbedingungen haben sowie um bürokratische Belange und die Koordination mit anderen Organisationen.

Das Einsatztraining beinhaltet darüber hinaus eine Einführung in die humanitäre Hilfe, Abläufe einer Verteilung von Hilfsgütern, Managementthemen, Kommunikation und Logistik, Konfliktmanagement, Finanzen und Budgetmanagement, der Umgang mit Medien und Pressearbeit, der Aufbau einer mobilen Gesundheitsstation, praktische klinische Übungen, Sicherheitsaspekte, der Umgang mit Stress, Informationen zu technischen und medizinischen Bedarfen für den Einsatz und vieles mehr.

„Unsere Teilnehmer waren begeistert von diesen vier Trainingstagen. Viele haben nicht erwartet, dass es so praktisch ist“, beschreibt Ben Kern die Reaktionen der Teilnehmer. „Keiner hatte schon einmal ein Zelt aufgebaut. Für sie war es sehr intensiv, breitgefächert und sehr realitätsnah. Das haben sie als sehr wertvoll empfunden.“