Direkt zum Inhalt

„Was mir besonders gut gefällt an meinem Einsatz im Flüchtlingslager Melkadida?“, wiederholt Dr. Gerhard Petz die ihm gestellte Frage. Dann antwortet er prompt: „Dass ich nicht einfach nur innerhalb von ein paar Wochen ein paar Zähne ziehe und dann wieder abreise. Stattdessen kann ich mein Wissen weitergeben und damit auch längerfristig zu einer verbesserten medizinischen Versorgung beitragen. Das ist ein sehr befriedigendes Gefühl.“

Er überlegt kurz und sagt dann: „Naja, dass das Team hier ganz toll ist und es spannend ist, an einem so besonderen Ort zu sein, ist ja eh klar. Oder?“

Wie bereits sein Vorgänger, Dr. Eugen Schray, ist der agile Zahnarzt während seines Einsatzes im Flüchtlingslager Melkadida vor allem damit beschäftigt, einen humedica-Pfleger im Zähneziehen auszubilden und ihm seine langjährigen Erfahrungen weiterzugeben.

In der gesamten Region Dollo Ado, in einem Radius von mehreren hundert Kilometern, praktiziert kein einziger Zahnarzt. Um auch helfen zu können, wenn kein Spezialist vor Ort ist, wurde vor einigen Monaten humedica-Pfleger Teddy ausgebildet, der seitdem regelmäßig Patienten behandelt, die mit akuten Zahnschmerzen zur Gesundheitsstation kommen.

Dieses Mal ist humedica-Mitarbeiter Freo an der Reihe, ebenfalls ausgebildeter Krankenpfleger. Während der ersten Tage in Melkadida wird deutlich, wie sehr der Bedarf an zahnmedizinischen Behandlungen im Vergleich zu vorher zurückgegangen ist: die Patientenzahlen sind sehr niedrig.

Das ändert sich schlagartig mit Beginn der zweiten Woche seines Einsatzes, als Dr. Gerhard zusammen mit Freo im 25 km entfernten Lager Bokolmayo mit der Behandlung beginnt.

„Hello, my name is Gerhard. I am your dentist.“ Immer wieder wiederholt der erfahrene Zahnarzt seine freundliche Begrüßung.

Die Patienten warten in langen Reihen vor dem Gesundheitszentrum der äthiopischen Flüchtlingsbehörde ARRA, die Nachfrage ist enorm. In Boklomayo hat noch nie zuvor ein Zahnarzt gearbeitet und viele der Flüchtlinge kommen zum ersten Mal in ihrem Leben zu einer Behandlung.

„Wir hatten schon mehrere Fälle von Flüchtlingen, die sich verkehrt herum auf den Behandlungsstuhl gesetzt haben - mit den Füßen nach oben! Aber gut… woher sollen sie das auch wissen? Die sehen so was ja zum ersten Mal!“ erzählt Pfleger Freo von den ersten gemeinsamen Tagen.

Von seinem Lehrer wird er hoch gelobt: „Freo ist wirklich außerordentlich geschickt. Er lernt unglaublich schnell und ist handwerklich sehr begabt. Es macht großen Spaß ihm etwas beizubringen und mit ihm zu arbeiten.“

Trotz dieser positiven Einschätzung und der sehr guten Zusammenarbeit verläuft nicht immer alles reibungslos – wie immer in Melkadida. Der Generator ist vor kurzem kaputt gegangen und das eilig aufgetriebene Ersatzgerät ist nicht ausreichend, um den Sterilisator anzuschließen. Also werden die zahnmedizinischen Instrumente jeden Abend bei einer befreundeten NGO sterilisiert.

Mit der Hitze und der einfachen Unterkunft kommt Dr. Gerhard gut zurecht. Die Fahrten nach Boklomayo sind aber schon anstrengend – „Wir hatten heute schon unseren dritten Platten! In zwei Tagen…“ berichtet der Mediziner. „Für die Autos ist das hier echt eine Belastungsprobe. Man kann bei diesen Pisten ja kaum von Straßen sprechen!“

Seit Beginn der großen Hungerkatastrophe am Horn von Afrika in 2011 leistet humedica mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland umfassende Hilfe. Die auf mittlerweile fünf Camps aufgeteilten Flüchtlinge leben unter sehr schwierigen Umständen zusammen. Der größte Teil sind Frauen und Kinder.

Besonders engagiert sich humedica im größten Lager Melkadida nahe der somalischen Grenze. In dem circa 40.000 Menschen umfassenden Camp werden auf der Gesundheitsstation täglich 120 Menschen behandelt. Regelmäßige Ärzteeinsätze ermöglichen es zudem medizinisches Personal vor Ort auszubilden und damit eine nachhaltige Hilfe zu gewährleisten.

Zusätzlich verteilt humedica Hilfsgüter, um die mittellosen Flüchtlinge mit dem Nötigsten, insbesondere Haushalts- und Hygieneartikeln auszustatten.

Flüchtlinge haben nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihre Heimat verloren und sind in der Fremde umso mehr auf Hilfe angewiesen. Bitte unterstützen Sie uns mit einer direkten Spende, damit wir auch weiterhin den Menschen in Melkadida und den anderen Flüchtlingscamps zur Seite stehen können.

humedica e. V.
Stichwort „Hungerhilfe Afrika“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Vielen Dank!