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Als Deutscher lebt Marco Spalke mit seiner Frau und seinen zwei Kindern bereits seit sieben Jahren in Südafrika. Er arbeitet in Kapstadt als Missionar, sowie in einem Zentrum, in dem Kinder mit Behinderungen ein neues, liebevolles Zuhause gefunden haben. Als Vater von sogenannten „Third Culture Kids“ (Erläuterung siehe ">Themenreihe) befragten wir Marco über die Herausforderungen in der Erziehung und über das Leben im südafrikanischen Kulturkreis:

Marco, ist Dir und Deiner Frau die Entscheidung schwer gefallen, das komfortable Leben in Deutschland aufzugeben und in einer komplett fremden Kultur zu leben? Was waren Eure Beweggründe?

Der Hauptgrund für diese Entscheidung manifestierte sich vor ungefähr acht Jahren. Meine Frau und ich waren auf einem zweimonatigen Missionseinsatz mit Jugend mit einer Mission in Kapstadt unterwegs. In dieser Zeit hatten wir sehr viele Erlebnisse und Begegnungen, die uns den Weg bahnten und die Türen nach Südafrika öffneten.

Die Entscheidung, in Deutschland alles aufzugeben, kam jedoch schon ein wenig eher. Ich hatte mich für Jesus Christus entschieden. Als ich in der Bibel las, dass Er sich um uns kümmern wird, wenn wir nach Seinem Königreich trachten, auch wenn wir alles für ihn aufgeben, nahm ich auch diesen Teil des Matthäusevangeliums ernst und entschied mich, diesen Schritt voll und ganz zu wagen, das heißt, ein Leben mit Jesus zu gehen. Bis zum heutigen Tag habe ich diesen Schritt noch niemals bereut.

Eure Kinder Naomi und Noah sind vier und zwei Jahre jung. Welchen Herausforderungen begegnet man in der Erziehung seiner Kinder in Südafrika?

Natürlich vermissen sie ihre Großeltern und ihre Familie in Deutschland und manchmal auch die deutschen Gewohnheiten; aber damit können sie eigentlich sehr gut leben. Auch das Lernen verschiedener Sprachen stellt für unsere Kinder kein großes Problem dar. Die größte Herausforderung ist für uns jedoch die Kriminalität und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen, die damit verbunden sind.

Unsere Kinder können sich beispielsweise nicht frei auf der Straße bewegen, oder alleine zum Kindergarten oder zur Schule gehen. Die konstante Aufsicht von uns ist dort sehr gefragt. Die Frage, wie und wo später unsere Kinder unterrichtet werden (ob zu Hause oder in einer Privatschule), beschäftigt uns, ist jedoch noch ungeklärt und damit wird dann gewiss noch eine weitere Herausforderung auf uns zukommen.

In unserer Arbeit begegnen wir immer wieder so genannten „Third Culture Kids“, Menschen, die in verschiedenen Kulturen aufwachsen als ihr Reisepass vermuten lässt. Diese Menschen fühlen sich nicht selten verloren zwischen den Welten, ohne eigene Identität. Siehst Du Deine Familie und Dich auch in diesem Zwiespalt?

Da Kapstadt eigentlich eine sehr westlich-orientierte Stadt ist, vermissen wir eigentlich nicht sehr viel. Die Unterschiede zwischen den beiden Welten Deutschland und Südafrika sind zwar recht groß, aber eigentlich nicht sehr schwierig zu bewältigen. Andere afrikanische Länder sind diesbezüglich weitaus herausfordernder.

Durch unsere Mitarbeit bei YWAM Cape Town (Jugend mit einer Mission, Kapstadt), wachsen unsere Kinder inmitten sehr vieler Nationen auf. Hier leben auch einige deutsche Missionare, wodurch immer ein Stück der deutschen Heimat zugegen ist. In Kapstadt besteht sogar die Möglichkeit, auch einmal etwas Deutsches zu kochen, da fast alle deutschen Zutaten in Südafrika zu finden sind.

Was bedeutet Heimat für Dich? Wie definierst Du Heimat?

Unsere Heimat ist definitiv Südafrika. Hier haben wir unsere Wohnung, einen sehr großen Freundeskreis und auch unsere Arbeit. Wenn wir in Deutschland sind, verspüren wir oft die Sehnsucht nach unserer Heimat Südafrika.

Heimat definiert sich für mich als der Ort, wo wir nicht nur vorübergehend sind, sondern wo unser Herz für die Menschen um uns herum schlägt; wo wir für längere Zeit leben und wo unser Wohnsitz ist.

Du begegnest in Südafrika einer anderen Kultur, die historisch gesehen verschiedene Mentalitäten und Einflüsse in sich vereint. Ist es schwierig, einen Zugang zu den Menschen zu finden? Wie reagieren die Südafrikaner auf einen Entwicklungshelfer, der ihnen auch noch von Gott erzählt?

Die Südafrikaner heißen uns herzlich willkommen und behandeln uns mit sehr viel Respekt. Unser Vorteil ist der, dass wir nichts mit der Apartheid zu tun hatten und somit auch keine Vorurteile gegenüber den Menschen haben, mit denen wir arbeiten.

Im Vergleich zu vielen weißen Südafrikanern haben wir keine negative Geschichte geschrieben und uns kann somit auch keine Schuld zugewiesen werden. Wir sehen die Menschen auch mit ganz anderen Augen, als der durchschnittliche Südafrikaner. Das schwarz-weiße Denken der Südafrikaner ist ebenfalls für uns in vielen Bereichen nicht nachvollziehbar.

Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Südafrika und Deutschland? Was sind Vor- und Nachteile beider Kulturen?

Die Zeit spielt in Südafrika eine ganz andere Rolle als in Deutschland. Es fühlt sich an, als ob unsere Uhren in Deutschland schneller laufen als in Südafrika. Besonders in Kapstadt sehen die Leute es viel gelassener, wenn man beispielsweise einmal fünf Minuten zu spät zu einem Termin kommt.

Ich persönlich bin da aber immer noch sehr deutsch (lacht). Zwölf verschiedene Sprachen und auch verschiedene Hautfarben sind ein weiterer großer Unterschied; nicht zu vergleichen mit unseren wenigen Differenzierungen, wie beispielsweise Hochdeutsch, Plattdeutsch und Bayrisch. Auch Weihnachten bei 25 bis 30 Grad lassen einen nicht gerade in weihnachtliche Festtagsstimmung kommen, aber auch daran gewöhnt man sich, nach fast sieben Jahren in diesem Land. Dennoch ist es, wie schon gesagt, sehr westlich-orientiert und wir vermissen eigentlich gar nichts hier.

Vielen Dank für Deine Zeit, lieber Marco. Nicht nur im anstehenden Winter werden wir an Euch Spalkes in Südafrika denken! Alles Gute.