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Gemeinsam mit der Hilfsorganisation Prison Fellowhip International, die sich für die Betreuung von Gefängnisinsassen unter anderem in Entwicklungsländern einsetzt, arbeitete im September erneut ein humedica-Team in mehreren afrikanischen Gefängnissen.

Medizinstudentin Susanne Hausmann war Teil dieses Teams auf Madagaskar und beschreibt in ihrem Bericht, wie notwendig, sinnvoll und auch persönlich bereichernd dieser medizinische Einsatz war.

„Mitte September ist unser siebenköpfiges humedica-Team nach Madagaskar aufgebrochen, um einen 15-tägigen Einsatz „hinter Gittern“ anzutreten. Unsere Gruppe setzte sich zusammen aus der Teamleiterin Dr. Petra-Marina Keffel (Reddeber), der zweiten Teamleiterin und Zahnärztin Dr. Monika Krömer (Pölten, Österreich) sowie den Ärzten Dr. Krystian Jaschik (Hinterschmieding), Dr. Petra Kranz-Ries (Aystetten), Dr. Gabriele Harms (Rohrdorf), Dr. Anton Freilinger (Au-Hallerau) und mir, Susanne Hausmann, Medizinstudentin aus Würzburg.

Unsere Partner vor Ort von Prison Fellowship Madagascar hatten eine wunderbare Vorarbeit geleistet. Sie hatten sich nicht nur um die Lagerung unserer Medikamente gekümmert, sondern auch alle erforderlichen Arbeitsgenehmigungen erwirkt und uns ein Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern zur Seite gestellt. Darunter waren etwa acht deutsch sprechende Dolmetscher, die uns unsere Arbeit mit den Gefangenen erheblich erleichterten.

Als wir die ersten Gefängnisse besuchten, darunter auch das Antanimora Prison in der Hauptstadt Antananarivo mit etwa 3000 Insassen, wurden wir mit äußerst problematischen Haftbedingungen konfrontiert. Es herrschen prekäre hygienische Verhältnisse, die Höfe sind oftmals überfüllt und vielen fehlt sogar der Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Da die medizinische Versorgung ganz allgemein in den madagassischen Strafanstalten eher rudimentär ist, war für die Gefangenen die Behandlung durch die ausgebildeten Ärzte von humedica etwas Besonderes.

Bedingt durch das unreine Trinkwasser, klagten viele der Gefangenen über Magen-Darm-Beschwerden, auch Wurmerkrankungen und Pilzbefall standen auf der Tagesordnung. Insgesamt bot sich unseren Ärzten ein sehr breites Spektrum an Erkrankungen, die entweder direkt oder durch die mitgebrachten Medikamente behandelt werden konnten.

Seltener, aber umso dringender notwendig waren auch kleinere „Operationen“, wie zum Beispiel die Entfernung einer abgebrochenen Stricknadel aus dem Hals eines Insassen.

Einige der Menschen, denen wir begegneten, haben uns ihre bewegenden Geschichten erzählt. Obwohl wir niemanden nach seinem Vergehen gefragt haben, war es vielen ein Anliegen, das schlechte Bild zu bereinigen, das die Gesellschaft von ihnen hat. Sie fühlen sich ausgestoßen und verlassen, dabei ist in manchen Fällen die Frage nach der Schuld gar nicht endgültig geklärt worden.

Oftmals sitzen sie seit Jahren in Untersuchungshaft und warten auf einen Prozess, der vielleicht niemals stattfinden wird. Ihre Dankbarkeit brachten sie nicht nur verbal zum Ausdruck, sondern auch durch ihr diszipliniertes Verhalten. Wir waren alle positiv überrascht, wie angenehm es war, in den Gefängnissen zu arbeiten.

Es gab kein Gedrängel, die Gefangenen waren im Umgang sehr ruhig und höflich, sodass wir uns zu keiner Zeit bedroht oder ungeschützt fühlten. Das haben auch unsere Ärzte bestätigt, die bereits mehrere Einsätze mit humedica in Kooperation mit Prison Fellowship International (PFI) durchgeführt hatten.

Eine besondere Bereicherung für das Ärzteteam von humedica war unsere fleißige Zahnärztin Monika Krömer, die während des zweiwöchigen Aufenthaltes etwa 560 Zahnextraktionen durchführte. Damit hat sie einige Gefangene von jahrelangen, quälenden Schmerzen befreit. Ihre Patienten kamen zwar mit einer dicken Backe aus dem Behandlungszimmer, haben dafür aber über das ganze Gesicht gestrahlt.

Und auch unsere gemeinschaftliche Statistik spricht für sich und zeigt, wie viel Gutes wir bewirken konnten. Von den etwa 5000 Gefangenen, denen wir in verschiedenen Strafanstalten begegnet sind - darunter mehrheitlich Männer, aber auch einige Frauen und Kinder - konnten wir 1300 Insassen, die eine medizinische Versorgung dringend nötig hatten, behandeln.

Die herzliche und produktive Zusammenarbeit mit Prison Fellowship Madagaskar hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass wir dieses Arbeitsergebnis liefern konnten, mit dem jeder von uns zufrieden war. Wir haben ein großes Vertrauen in unsere Partner vor Ort gewonnen und sind davon überzeugt, dass sie das Projekt auch nach unserer Abfahrt gewissenhaft weiterführen werden.

Unsere madagassischen Dolmetscher haben uns nicht nur vor Schwierigkeiten bei der Kommunikation bewahrt, sondern sind uns auch als gute Freunde sehr ans Herz gewachsen. Auch Samuel, der Regionalchef von PFI für französischsprachige, afrikanische Länder, hat uns in alle Gefängnisse begleitet und dafür gesorgt, dass unser Team ungehindert und in einer sicheren Umgebung arbeiten konnte.

Ich möchte mich vor allem bei meinen Teamkollegen bedanken: Ihr habt mich mit Eurer großartigen Arbeit sehr stark inspiriert. Jede/r Einzelne von Euch hat mit seiner warmherzigen und aufgeschlossenen Art zu einer harmonischen Atmosphäre in der Gruppe beigetragen.

Zuletzt gilt unser besonderer Dank dem Herz von humedica, den Mitarbeitern in Kaufbeuren. Durch eure aufwändigen Planungen und Vorbereitungen habt ihr uns diesen tollen Einsatz ermöglicht.

Ihre / Eure
Susanne Hausmann“

Für im Vorfeld feststehende Einsätze wie beispielsweise die Zusammenarbeit mit PFI, nehmen die Mediziner nicht nur ihren Jahresurlaub oder schließen ihre Praxen, sondern sie tragen darüber hinaus alle anfallenden Reisekosten selber. Bitte unterstützen Sie diesen Arbeitszweig von humedica mit einer gezielten Spende. Vielen Dank!

humedica e.V.
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