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Die Weltgesundheitsorganisation beabsichtigt die Infektionskrankheit Polio bis 2018 auszurotten, doch zwei neue Fälle der Kinderlähmung am Horn von Afrika wirken diesem Vorhaben entgegen. Die Länder der Region reagierten sofort und veranlassten groß angelegte Impfaktionen.

Auch die vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland freundlich unterstützte, humedica-Gesundheitsstation im äthiopischen Flüchtlingslager Melkadida beteiligte sich und verabreichte neben der Polioschluckimpfung auch Impfstoffe mit Vitamin A und gegen die Masern.

Über 1100 Kinder konnten auf diesem Wege versorgt werden. Die erfahrene Koordinatorin Alexandra Vlantos befindet sich momentan in Melkadida und berichtet Ihnen heute, wie die Maßnahmen vor Ort umgesetzt werden konnten.

„Zum fünften Mal bin ich nun als Koordinatorin im Flüchtlingslager Melkadida an der äthiopisch-somalischen Grenze. Wie schon so oft, laufe ich durch die humedica-Gesundheitsstation, blicke in altbekannte Gesichter und beobachte die mir vertraute Umgebung. Doch heute ist etwas anders.

Durch die Tür eines Behandlungszimmers kommen hunderte Kinder, denen zum Teil Tränen über das Gesicht laufen. Hinzu kommt ein ohrenbetäubender Lärm. Habe ich sie etwa in falscher Erinnerung behalten? Sind die Patienten sonst nicht eher krank in unsere Gesundheitsstation hinein und gesund und glücklich wieder herausgekommen?

Ich wage einen Blick durch die besagte Tür. „Schmeckt wie ein Bonbon“, sagt unser Mitarbeiter Mohamed zur kleinen Suldano, und tröpfelt ihr dabei zwei Tropfen eines Polio Impfstoffes in den Mund. Hier sind alle noch ruhig und entspannt. Ein paar Kinder winken mir sogar lächelnd zu. Erst weiter hinten sehe ich den Ursprung des Durcheinanders.

Während unsere Krankenschwester Mafi Spritzen mit einem Masern-Impfstoff aufzieht, behandelt humedica-Mitarbeiter Freo ein Kind nach dem anderen. Mit geübten Bewegungen zieht er den Deckel einer Spritze ab. Obwohl er die Nadel sehr vorsichtig unter die Haut der Kinder schiebt, bleiben doch wenige Augen trocken. „Aaaaaaaah“ höre ich zum etwa hundertsten Mal für heute.

Ich bin beruhigt. Es handelt sich also nicht um einen groben Arzt, sondern um die Impfkampagne, die humedica zusammen mit der äthiopischen Flüchtlingsadministration ARRA und mit UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen durchführt.

Eigens dafür ausgebildete Flüchtlinge gehen durch das Camp und geben jedem Kind die Schluckimpfung Polio. Dabei wird der kleine Finger mit wasserfestem Stift markiert, um sicherzugehen, dass keines der Kinder doppelt behandelt wird.

Anschließend werden die Eltern aufgefordert mit ihrem Nachwuchs die humedica-Gesundheitsstation aufzusuchen, um auch gegen Masern geimpft zu werden. Die zusätzliche Verabreichung von Vitamin A schützt vor Augenerkrankungen und wirkt präventiv gegen Masern.

Insgesamt wurden in der humedica-Gesundheitsstation in drei Tagen über 1100 Kinder gegen Masern und Polio geimpft und mit Vitamin A versorgt – ein großer Erfolg und das Resultat von fast zwei Jahren harter Arbeit in diesem Lager.

Betrachtet man die Statistik, erkennt man, dass Anfang des Jahres lediglich 16 Prozent der Kinder unter fünf Jahren gegen Masern geimpft waren. Das Interesse der Mütter an der Immunisierung ihrer Kinder hielt sich trotz intensiver Aufklärung der Flüchtlinge durch unsere Gesundheitshelfer lange in Grenzen.

„Mein Sohn hatte Fieber nach der ersten Spritze“, erzählte mir eine Mutter vor ungefähr einem Jahr. Sie entschied sich trotz intensiver Erklärungen aus diesem Grund gegen eine weitere Behandlung ihrer Kinder. Zur vollständigen Immunisierung sind jedoch bei Masern drei Einzelgaben notwendig. Ohne die beiden folgenden ist die erste Impfung wertlos.

Bei dieser Kampagne kamen 90 Prozent der Kinder, um die zweite Dosis zu bekommen. Die Schlange vor unserer Gesundheitsstation wurde und wurde nicht kürzer und keiner von uns stand auch nur eine Minute still.

Am Ende des dritten Tages sind wir zwar müde, doch als ich in die Gesichter von unseren Mitarbeitern Mohamed, Mafi und Freo blicke, sehe ich Zufriedenheit und Stolz. Die Aktion war ein voller Erfolg.

Nach intensiver und langfristiger Gesundheitsaufklärung kommen die Eltern mit ihren Kindern nun endlich zum Impfen. Das zeigt uns wie wichtig ein langfristiges Engagement hier in Melkadida ist. Und es zeigt mir, dass meine vielen humedica-Einsätze etwas bewirken.“

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit in Melkadida auch weiterhin mit einer konkreten Spende und stehen Sie unverschuldet in Not geratenen Menschen zur Seite. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Hungerhilfe Afrika"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

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