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Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen bis er zusammenbricht? Oder führt Leid uns Menschen zu nicht für möglich gehaltener Stärke, physisch und vor allem psychisch? Die Geschichte eines zwanzigjährigen jungen Mannes aus Serbien vermag beide Fragen zu beantworten.

Vor allem aber ist sie eins: ein schier unerschöpflicher Motivationsgeber, jeden Tag aufs Neue zu helfen. Jeden Tag aufs Neue Menschen in Not aktiv zur Seite zu stehen. Dass es nicht immer darum geht, möglichst Vielen zu helfen, sondern manchmal eben auch gezielt einzugreifen ist eine weitere Erkenntnis dieser kleinen Geschichte: Ivans Idee vom Leben.

Ivans Leben ist von Beginn an geprägt von Leid, Krankheit und vielen kleinen und großen persönlichen Nöten. Ivan wird geboren mit einer körperlichen Behinderung, die auch in Deutschland selten, aber tatsächlich immer wieder auftaucht. Spina Bifida ist eher bekannt unter „Wirbelspalt“ oder „offener Rücken“.

Unabhängig vom Namen hat diese Diagnose in aller Regel sofortige Konsequenzen. Die betroffenen Babys werden oft mehrfach operiert. Ob sie nur leichte motorische Einschränkungen haben oder ein Leben lang querschnittsgelähmt sind, entscheidet sich relativ schnell und hängt davon ab, wie stark ihre Nerven im Bereich der Wirbelsäule betroffen sind.

Seine Heimatstadt ist ein kleines Paradies. Novi Sad gehört auch 1993 in größtmöglichen Bürgerkriegswirren zu den schönsten Städten des ehemaligen Jugoslawien. Ivan wird in eine Region geboren, die blutige Konflikte hinter sich hat, weitere werden folgen.

Und die idyllische Schönheit der an der Donau im nördlichen Teil Serbiens gelegenen Universitätsstadt spielt in Ivans Leben keine Rolle. Die massiven Probleme, mit denen seine Heimat konfrontiert ist, stehen vielmehr sinnbildlich für ein eigenes Leben.

Er ist drei Wochen alt, als er die erste Operation an der Wirbelsäule überstehen muss. Irgendwie überstehen. Bis zum zweiten Lebensjahr folgen zwei weitere schwere Operationen an der Hüfte und die nüchterne medizinische Prognose seitens der serbischen Ärzteschaft, dass Ivan niemals wird auf seinen Beinen stehen können. Niemals gehen. Niemals laufen. Niemals klettern. Niemals Fußball.

Ivan braucht einen Rückhalt. Ivan braucht Stützen. Leider findet er Geborgenheit nur bei seiner Mutter. Sein Vater trinkt, kümmert sich nicht um die Familie, nicht um Ivan und seinen älteren Bruder. Zwei Jahre lang trägt seine Mutter Ivan in die Schule.

Erst nach intensiven Übungen verbessert sich seine Motorik, er wird selbstständiger. Trotzdem muss er im Laufe der Jahre einen Rollstuhl in Anspruch nehmen. Die zu überbrückenden Strecken sind einfach zu groß, der Kampf gegen die Auswirkungen seiner Behinderung ist nicht zu gewinnen.

Vielleicht hat sich Ivan als Kind nie die Frage nach Leid gestellt. Vielleicht hat er Gott nie gefragt, warum ausgerechnet er so viel zu tragen hat? Erstaunlich aber ist, dass dieser heranwachsende Junge stark ist, ausdauernd, geduldig und freundlich. Erstaunlich ist, dass er Gott nicht infrage stellt, sondern fest an seiner Seite weiß.

Ivan kämpft. Es folgt die Scheidung der Eltern. Versöhnung. Erneute Trennung. Der Vater trinkt wieder, benimmt sich unwürdig. Ivan kämpft weiter. Mit seinen körperlichen Einschränkungen, mit seiner Situation. Und Ivan lernt. Ivan übt, er trainiert hart.

Die Situation seiner Heimat entspannt sich. Wieder nimmt Ivans Leben eine ähnliche Entwicklung, nach Jahren schier nicht enden wollenden Leids. Er bildet ein gutes Team mit seiner Mutter. Ivan hat längst gelernt, mit seiner Behinderung zu leben.

Mutter und Sohn stützen sich gegenseitig, vertrauen auf Gottes Führung. Und sie lassen sich von weiteren Rückschlägen nicht mehr lähmen, etwa als Ivans älterer Bruder ins Gefängnis kommt.

Mittlerweile stehen die Rückschläge auch nicht alleine, positive Ereignisse schließen sich an. Seit wenigen Tagen ist Ivan noch flexibler, noch unabhängiger, weil beweglicher: Nach gezielter Anfrage von humedica stellte das Allgäuer Vitalhaus Dambeck mit Standort in Kempten und Kaufbeuren einen gebrauchten Scooter zur Verfügung.

Dieses Elektromobil ist nicht nur einfach zu bedienen und von ansprechender Geschwindigkeit, es hat einschneidenden Charakter für Ivans Alltag, es bringt ihn schneller über eine weitere Strecke. Gleichzeitig entlastet es Ivans Mutter, seine Freunde.

Ivans Idee vom Leben ist konsequent positiv, bejahend, trotz der unzähligen traurigen Umstände. Journalist möchte er werden, seine Hochschulqualifikation hat er soeben erworben, das Studium wird er schaffen. Verglichen zu den bereits bewältigten Stürmen in seinem Leben scheint ein Studium eine eher unterdurchschnittlich schwere Herausforderung.

Ivan schreibt heute für verschiedene Onlinemagazine, er schreibt Gedichte und Kurzgeschichten. Und eines scheint sicher: Ivans Idee vom Leben ist darin Thema. Ivans Idee vom Leben wird jeder Leser Glauben schenken. „So sehr die Situation, in der ich lebe, auch schwierig sein mag, ich bleibe positiv“, schreibt er.

Er ist dabei nicht trotzig, er ist überzeugend, fröhlich, ein junger Mann, der das Leben liebt und neugierig in jeden neuen Tag startet. „Gott hat mir wundervolle Menschen an die Seite gestellt, die mich lieben und andere, die mich stärken, die mich zu dem machen, der ich heute bin.“

Insbesondere im Namen von Ivan und seiner Familie danken wir der Firma Vitalhaus Dambeck für die freundliche Unterstützung und uneingeschränkte Bereitschaft zur Hilfe. Wir danken unserer Partnerorganisation TABITA in Serbien für die organisatorische Unterstützung. Wir wünschen Ivan alles Gute und Gottes Segen für seinen weiteren Lebensweg.