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„Wir hungern seit Februar“, erzählt Anila (Name geändert). Sie lebt im Südsudan, einem der aktuell fragilsten Staaten dieses Erdballs. Zweidrittel der Bevölkerung des Landes sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Seit seiner Loslösung vom Sudan im Jahr 2011 war der Südsudan nahezu permanent von Bürgerkriegen betroffen. Etwa 400.000 Menschen starben in den letzten zehn Jahren im Zusammenhang mit kriegerischen Handlungen. Sechs Millionen Menschen sind deshalb auf der Flucht – manche Quelle spricht von der größten Flüchtlingskrise Afrikas seit dem Völkermord in Ruanda 1994. Etwa die Hälfte der Bevölkerung des Südsudans hungert – zum Teil als Folge der Kriege, aber auch aufgrund von zunehmenden Dürren oder Überflutungen durch den Klimawandel. Die Lage ist prekär.

Besonders betroffen sind, wie meistens, Frauen wie Anila und Kinder. Bereits vor der Corona-Pandemie starben jedes Jahr rund 38.000 Kinder unter fünf Jahre – die meisten an Unterernährung. Ihr Immunsystem ist geschwächt, daher sind sie besonders anfällig, auch von COVID 19 betroffen zu werden. Das südsudanesische Gesundheitssystem gilt als eines der Schwächsten der Welt. Es ist ausgelaugt durch die Kriege und unterfinanziert. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung haben nicht einmal Zugang zur medizinischen Grundversorgung, die fast ausschließlich von internationalen Hilfsorganisationen betrieben wird. Es mangelt an qualifizierten Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften. Der ganze Südsudan verfügt für seine elf Millionen Einwohner nur über gerade einmal ein zweistelliges Kontingent an Beatmungsgeräten.

humedica möchte die Situation der Menschen im Südsudan langfristig verbessern. Gemeinsam mit unserem Partner Joint Aid Management (JAM) verteilen wir deshalb seit Beginn der Pandemie Schutzausrüstung, wie beispielsweise Mundschutze, und sensibilisieren die Bevölkerung für die Hygieneregeln. Auch viele Handwaschmöglichkeiten wurden seitdem geschaffen.

In der Region Boma im Südosten des Landes wollen wir zudem die Gesundheitsversorgung von Kindern deutlich verbessern. Aktuell gibt es in diesem Gebiet, in dem sich viele Geflüchtete niedergelassen haben, kaum Strukturen. Künftig wollen wir hier mehr als 10.000 Kinder systematisch untersuchen. Anzeichen und Symptome von Unterernährung sollen so schneller erkannt und behandelt werden.

Bedürftige Familien bekommen zudem Gutscheine, die sie gegen Lebensmittel und Hygieneartikel eintauschen können. Darüber hinaus werden sie mit Saatgut oder Fischerei-Kits ausgestattet. Dadurch sollen sie von den Lebensmittelverteilungen durch Regierung und Hilfsorganisationen unabhängig werden und künftig selbst für ihre Nahrung sorgen können. Durch Trainings in speziell angelegten Demo-Gemüsegärten lernen sie, wie sie Obst und Gemüse selbst anbauen und somit ihre Ernährung sichern können.

Bitte sagen Sie Hunger und Unterernährung im Südsudan den Kampf an.