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Mehrmals im Jahr entsendet humedica ehrenamtliche Ärzteteams in Länder, in denen Menschen wegen Bagatelldelikten oder kleineren Straftaten mitunter jahrelange Haftstrafen verbüßen, ohne dass sie die Chance auf Anhörung oder eine angemessene Rechtsprechung erhalten. In diesen Gefängniseinsätzen versorgen die Helfer in den roten Westen Insassen und deren Angehörige, die sonst keinen Zugang zu medizinischer Versorgung besitzen.

Zuletzt machte sich ein humedica-Team auf den Weg nach Uganda. Was unsere Einsatzkräfte dort erlebt haben, verrät Ihnen Krankenpflegerin Karin Weigold in ihrem persönlichen Rückblick:

„Auf Einladung von Irene Namwano, der Leiterin von humedicas Partnerorganisation Prison Fellowship Uganda, startete unser neunköpfiges Team Mitte Oktober aus Deutschland in Richtung Afrika. Nach unserer Ankunft in Ugandas Hauptstadt Kampala, machten wir uns unter der Leitung der erfahrenen humedica-Einsatzkraft Dr. Margrit Wille auf den Weg in den Süden des Landes, um dort die Insassen verschiedener Haftanstalten zu behandeln.

Die Gefängnisse, die wir besuchten, umfassten 500 bis 1000 Häftlinge. Von bewaffneten Wächtern beaufsichtigt, fanden unsere Behandlungen dabei meist im Gefängnishof im Freien statt. Sobald die Wächter irgendetwas schrien, knieten sich die Gefangenen hin und warteten. Die meisten Krankheitsbilder, die uns während unserer Arbeit begegneten, stammten von Misshandlungen, Infektionen, Würmern oder Geschlechtskrankheiten. Die Insassen mancher Gefängnisse mussten auch Feldarbeit verrichten und waren davon schwer gezeichnet.

Dass man bei solchen Einsätzen durchaus einiges an Flexibilität beweisen muss, wurde uns auch diesmal wieder deutlich. So wurde ich kurzerhand zur Zahnarztassistentin erkoren, da wir neben unserem deutschen Team meist auch einen einheimischen Zahnarzt dabei hatten.

Schnell wurde klar, dass es in diesen Gefängnissen bei Zahnschmerzen nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder blieb der schmerzende Zahn drin oder er wurde nach kurzem Einwirken des Anästhetikums gleich komplett mit der Zahnzange gezogen. Letzteres klappte meistens ganz gut, manchmal war es aber auch eine ziemlich blutige Angelegenheit. Auf diese Weise wurden im Schnitt jeden Tag etwa 30 Zähne gezogen. Ein echter Kraftakt für den Zahnarzt!

Unsere Krankenschwester Theresa wurde unter anderem zur Optikerin des Teams erklärt und konnte dank zwei mitgebrachter Kisten mit altgedienten Brillen ein dankbares Lächeln auf das Gesicht so mancher Gefangener zaubern.

Ein besonders eindrucksvolles Erlebnis während unseres Einsatzes war der Besuch der 15 Kinder von Gefangenen, die Irene Namwano betreut. Einige Mitglieder unseres Teams, die bereits von zwei Jahren in Uganda im Einsatz waren, hatten Spendengelder für Matratzen, Schulranzen und Schuhe organisiert und sorgten so für eine riesengroße Freude bei den Kindern.

Natürlich könnte man noch so viel mehr von unserer Zeit von Uganda berichten. Etwa das eine Mal, als unsere Autos plötzlich von Parkkrallen am Weiterfahren gehindert wurden, oder der Gottesdienstbesuch an einem Sonntag, in dem vor der Opfersammlung zuerst noch ein Huhn versteigert wurde, oder aber der Ausflug in den Queen Elizabeth Nationalpark an einem freien Sonntag, an dem wir wilde Nilpferde entdeckten…

Insgesamt waren wir ein tolles Team und es hat Spaß gemacht, gemeinsam so vielen Häftlingen helfen zu können und das Land Uganda auf diese ganz besondere Weise kennenzulernen.“