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Kaum zurück von ihrem mehrmonatigen Einsatz als Projektkoordinatorin im Libanon, machte sich Vera Eibl erneut auf, um im Rahmen eines Hilfseinsatzes von humedica Menschen in Not beizustehen. Diesmal ging es für die 28-jährige Österreicherin in den Iran, wo sie gemeinsam mit einem medizinischen Team die Betroffenen des Erdbebens versorgen konnte. Was sie dort erlebt hat, verrät sie im Interview:

Hallo Vera, könntest du den Einsatz im Iran zu Beginn kurz für Außenstehende umreißen?

Ja, natürlich. Wir waren im Iran, weil am 12. November ein starkes Erdbeben das Land erschüttert, und humedica daraufhin sehr schnell ein erstes Ärzteteam entsandt hatte. Unser Team war das zweite und hatte den Auftrag, den Einsatz von eben diesem ersten Ärzteteam zu übernehmen und die medizinische Betreuung der vom Erdbeben betroffenen Bevölkerung fortzuführen.

Wir konzentrierten uns dabei auf allgemeine und traumatologische Versorgung in abgelegenen Bergdörfern, in denen die medizinische Betreuung in diesen Tagen schwierig war. Gleichzeitig ging es auch darum herauszufinden, was die Leute sonst noch brauchen, also, ob wir von humedica beispielsweise Hilfsgüter wie Container oder Heizungen liefern können.

Wie sah denn ein typischer Einsatztag bei euch aus?

Wir haben morgens gemeinsam im Zelt gefrühstückt und dabei besprochen, was uns am Tag erwartet wird, wo es hingehen soll und wie die Situation vor Ort wahrscheinlich aussieht. Dann ging es los und meistens war die Anfahrt etwas länger, da waren wir schon eine, eher zwei Stunden unterwegs. Entlang unserer Strecke mussten wir natürlich schauen, welche Dörfer auch wirklich Hilfe brauchten. Also stiegen wir hin und wieder aus, um mit den Bewohnern zu sprechen.

Wenn wir uns entschlossen, in einem Dorf zu bleiben, suchten wir uns zuerst eine ordentliche Unterkunft, so dass unsere Ärzte und Krankenpfleger in Ruhe arbeiten konnten. Dann haben wir unser Equipment aufgebaut und nach 20 Minuten konnten wir schon mit den ersten Behandlungen anfangen. Wir blieben und behandelten so lange, wie es die äußeren Umstände zuließen. Wir mussten zurück, wenn es dämmert und da es dort abends mittlerweile schon recht kalt wird, war es für die Patienten auch nicht mehr angenehm, draußen vor dem Zelt warten zu müssen.

Zurück in unseren Zelten aßen wir dann gemeinsam zu Abend und besprachen wie der Tag so verlaufen ist. Wir Koordinatoren haben uns danach meistens noch an unsere Tagesberichte und Statistiken gesetzt und haben die nächsten Tage geplant. Gegen Mitternacht ging es dann ins Bett.

Wie hast du dich persönlich auf diesen Einsatz vorbereitet?

Die ersten Informationen bekommt man natürlich direkt von humedica. In unserem Fall war es ja auch so, dass schon ein erstes Ärzteteam vor Ort war und man von ihm erste Eindrücke bekommt. Häufig flatterten auch erste Berichten von anderen Organisationen ein, wie schwer die Zerstörung ist und wie viele Menschen betroffen sind. Den richtigen Überblick bekommt man dann aber erst, wenn man selbst vor Ort ist.

Mit wem arbeitet ihr vor Ort zusammen?

Wir haben ja in fast jedem unserer Hilfsprojekte lokale Partner, da diese für unsere Arbeit unverzichtbar sind. Im Iran haben wir sehr eng mit dem Gesundheitsministerium zusammen gearbeitet; dieses hat sich auch um unsere Sicherheit gekümmert, denn wir waren ziemlich häufig in abgelegenen Regionen des iranisch-irakischen Grenzgebiets unterwegs.

Gab es bei diesem Einsatz besondere Herausforderungen?

Die Logistik war ganz klar eine Herausforderung. Wir mussten zum Beispiel jeden Tag schauen, ob wir auch genügend Autos und Fahrer zur Verfügung hatten. Ganz viel Zeit investiert man natürlich auch in die Teamarbeit und Motivation, dass es also allen im Team gut geht. Denn die Arbeit dort, das viele fahren, die Lebensbedingungen und das Leid der Menschen…das ist nicht immer leicht zu verarbeiten.

Manchmal fühlt man sich dann auch sehr schlecht, wenn man weiß, dass man mehr tun müsste, aber es nicht kann. Gerade unsere medizinischen Teammitglieder hatten damit zu kämpfen. Dass darüber dann gesprochen wird, dass man seine Sorgen und Gedanken teilen kann - das ist unfassbar wichtig.

Und gab es auch Dinge, die dich im Iran fasziniert haben?

Die Menschen haben mich ganz klar begeistert. Gerade in den Dörfern sind die Leute unfassbar gastfreundlich. Selbst die ärmsten Dörfer haben uns immer mit Tee und Gebäck versorgt und sobald wir uns für einen Ort entschieden hatten, half jeder, alles nochmal sauber zu machen und aufzuräumen, um es uns so angenehm wie möglich zu machen.

Da wurden ruck zuck Stühle organisiert und wenn es die nicht gab, haben die Bewohner notfalls das alte Sofa raus gekramt und es den Hügel hoch getragen. Es ist sehr schön, wenn man die Warmherzigkeit dieser Menschen spürt. Und die Landschaft! Es ist eine faszinierende Gegend in der wir im Iran gearbeitet haben. Da darf man dann zwischendurch ruhig auch mal ein Foto für das private Album machen.

Vielen Dank für deinen Einsatz und das Gespräch, Vera!