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Vier Wochen lang erlebte das junge Ärzteehepaar Anita und Michael Hahn aus Detmold, was es heißt, Teil der Belegschaft eines indischen Krankenhauses zu sein. Von den außergewöhnlichen Eindrücken dieser Zeit berichten die beiden in einem persönlichen Erfahrungsbericht.

"Kommt man mit Menschen aus der indischen Region Bihar in Kontakt, merkt man sehr schnell, dass die für uns gebräuchliche Definition von ‚Armut’ noch viel zu weit gefasst ist. Bihar, das ist die ärmste Region Indiens. Viele der rund 80 Millionen Einwohner dieses Landesteils müssen sich Tag für Tag im bitteren Kampf gegen Armut beweisen."

Mit diesen Worten fasst Dr. Michael Hahn seine Erfahrungen der vergangenen Wochen zusammen. Von Ende Oktober bis Ende November gehörte er zusammen mit seiner Frau zur insgesamt 15-köpfigen Ärzteschaft des Duncan Hospitals in Indien.

Dieses nahe der indisch-nepalesischen Grenze gelegene Missionskrankenhaus bildet für die Menschen dieser Region den wohl wichtigsten medizinischen Versorger. Tag für Tag nehmen schwerkranke Menschen aus Indien und Nepal lange Wege und große Anstrengungen auf sich, um dort Hilfe zu suchen.

Doch es ist nicht der Mangel an medizinischem Personal, der eine umfassende medizinische Versorgung derart schwierig macht. Es ist der Mangel an medizinischen Geräten und Geld, der die Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern oft an ihre Grenzen treibt. "Es sind vor allem Beatmungsgeräte für Kleinkinder und Neugeborene, die dringend benötigt werden", betont Dr. Anita Hahn.

"Oft müssen die Kleinen rund um die Uhr von Krankenhausmitarbeitern und Angehörigen von Hand mit dem Beutel beatmet werden. Eine Aufgabe, die große Anstrengung und Konzentration erfordert. Immer wieder kommt es vor, dass die Angehörigen Fehler bei der Beatmung machen oder nachts nach vielen Stunden der Arbeit erschöpft einschlafen. Für die Kinder in den meisten Fällen ein tödlicher Fehler. Moderne Beatmungsgeräte könnten hier so viel verbessern."

Anita arbeitete während ihres vierwöchigen Aufenthaltes auf der Kinderstation. Durch ihre Hindikenntnisse gelang es ihr schnell, sich in den Arbeitsalltag zu integrieren. Sehr bald gehörten eigenständige Gespräche mit Eltern und Angehörigen zu ihren täglichen Aufgaben. Michael entschied sich für die Mitarbeit auf der Intensivstation und der Notaufnahme.

"Für uns war der Einsatz in einem indischen Krankenhaus wie das Eintauchen in eine andere Welt: Sei es eine 28-Betten-Station, die aus nur zwei Zimmern besteht oder für uns ungewohnte Krankheitsbilder wie Cholera, Typus oder Schlangenbisse - der Klinikalltag in Indien ist kaum mit dem in Deutschland zu vergleichen.

Doch der Mensch lernt niemals aus. Bald schon gehörten all diese Dinge für uns zu einem normalen Arbeitstag und wir lernten schnell, dass eine eigene Taschenlampe aufgrund der zahlreichen Stromausfälle, genauso zur Ausrüstung eines Arztes gehört wie das Stethoskop." Auch die Diagnostik unterscheidet sich grundlegend von einem Krankenhausalltag hier in Deutschland: "Sie beruht hauptsächlich auf körperlichen Untersuchungen und ganz wenigen Labortests; EKG, Ultraschall und Röntgen sind schon ganz besondere Wünsche!"

Mittlerweile sind die beiden Ärzte wieder gut in Deutschland angekommen; im Gepäck haben sie viele gemischte Gefühle. Und doch, über eines sind sich beide im Klaren: "Wir sind froh, einen derartigen Einsatz erlebt zu haben und wir würden jederzeit sofort wieder gehen - trotz aller Armut und allem Elend, die Menschen dort haben uns beiden mindestens genauso viel gelernt und geschenkt, wie wir ihnen mit all unserer Unterstützung geben konnten".

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