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Geschichte

Brasilien war bereits mindestens 10.000 Jahre vor der Entdeckung durch die Europäer besiedelt. Vor allem Höhlen im Amazonas-Gebiet waren bewohnt, hier am bekanntesten die nach der Flussinsel Marajó benannte Marajoara-Kultur mit ihren wunderschönen Keramiken. Große Stätten, wie die der Inkas oder Mayas, sind aber nicht bekannt. Das Land wurde nach dem in Europa sehr beliebten Brasilholz, einem roten Edelholz, das heute nur noch höchst selten ist, benannt.

Seit 1500 war das Land portugiesische Kolonie, anfangs war Salvador de Bahia die Hauptstadt, im 18. Jahrhundert wurde es Rio de Janeiro. Bis Ende des 19.Jahrhunderts wurde es von den Portugiesen regiert und erfuhr durch den Kautschukboom eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Die Sklaverei wurde von Pedro II. im Jahr 1888 offiziell abgeschafft. Die erste Republik wurde 1891 ausgerufen und es folgte der Kaffee-Boom, der jedoch während des zweiten Weltkrieges stark einbrach. 1960 wurde Brasilia, die neue Hauptstadt im Zentrum des Landes, fertig gestellt. Brasília gehört seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Nach verschiedenen Militärdiktaturen wird die Regierung Brasiliens heute demokratisch gewählt und auch Analphabeten haben das Wahlrecht.

Seit 2003 ist Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei PT Präsident Brasiliens. Er hat soziale Programme wie "Null Hunger" (Fome Zero) oder eine Landreform als Ziele propagiert. Viele Unterstützer werfen ihm aber vor, sie zugunsten einer liberalen Wirtschaftspolitik zu vernachlässigen. 2004 führte Brasilien erstmals in seiner Geschichte UN-Friedenstruppen an, das Militär entsandte 1.470 Soldaten nach Haiti.

Größe und Bevölkerung

Brasilien ist das drittgrößte Land Amerikas, es hat die zweitgrößte Bevölkerungszahl des Kontinents und ist mit dieser an fünfter Stelle weltweit. Es liegt mit 8,5 Mio km2 in der Mitte Südamerikas und nimmt 47% von dessen Fläche ein. Seine Bevölkerungszahl liegt bei über 200 Millionen. Es herrscht eine große ethnische Vielfalt, regional sehr unterschiedlich, die Bevölkerung ist vorwiegend europäisch, es gibt aber auch viele afrikanische Minoritäten und indianische Komponenten. Alle Gruppen haben sich auch untereinander vermischt. In den Großstädten gibt es zudem asiatische Stadtteile.

Etwa 90 % der Bevölkerung konzentrieren sich auf die Bundesstaaten der Ost- und Südküste Brasiliens, wo es eine Bevölkerungsdichte von 20 bis über 300 Einwohner/km² gibt. Der Rest Brasiliens, mit dem Amazonas und den Bergregionen, hat zwar die weitaus meiste Fläche, aber nur eine Bevölkerungsdichte von unter 5 bis 20 Einwohner/km². Das Land ist verwaltungsmäßig in 26 Einzelstaaten aufgeteilt.

Sprachen

Brasilien ist das einzige portugiesischsprachige Land Amerikas. Das brasilianische Portugiesisch hat einen eigenen Charakter. Es unterscheidet sich in der Aussprache und durch eine leicht abgewandelte Orthografie und Grammatik von der europäischen Variante. Das (brasilianische) Portugiesisch ist alleinige Amtssprache und für mindestens 97 % der Bevölkerung Muttersprache. Die indigenen Sprachen werden nur noch von einem minimalen Anteil der Bevölkerung gesprochen ( 0,1 %).

Klima

Das Klima Brasiliens, das zwischen 5° nördlicher Breite und 34° südlicher Breite liegt, ist überwiegend tropisch mit geringen jahreszeitlichen Schwankungen der Temperaturen. Nur im subtropischen Süden herrscht ein gemäßigtes Klima. Besonders im feuchten Amazonasbecken gibt es reichhaltige Niederschläge, man findet jedoch auch relativ trockene Landstriche mit teilweise lang anhaltenden Dürrezeiten, besonders im Nordosten des Landes. In den höheren Lagen im Süden Brasiliens fällt im Winter der Niederschlag gelegentlich als Schnee. Auch in den Bergen unseres Projektgebietes, der Serra de Órgãos, kann es gerade im brasilianischen Winter von Mai bis September bis zum Gefrierpunkt abkühlen und die Häuser sind zum größten Teil nicht isoliert oder beheizt.

Nova Friburgo

Die Stadt Nova Friburgo wurde im Jahr 1820 von etwa 100 Schweizer Familien gegründet. Sie wählten das Land aufgrund der mit der Schweiz vergleichbaren Landschaft und ähnlicher klimatischer Bedingungen. Im 20. Jahrhundert wurde Nova Friburgo zu einem beliebten Urlaubsziel für die Bewohner Rios, da es im Sommer durch die Höhe angenehm kühl war. Der Ort erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute haben sich im Umfeld der Stadt besonders in den Bergen viele Menschen aus anderen Regionen Brasiliens angesiedelt, die auf der Suche nach Arbeit hergezogen waren.

Campo de Coelho

Einer dieser Orte ist Campo de Coelho. Dieses Dorf liegt etwa 16 km von Nova Friburgo entfernt. humedica Brasilien betreibt ca. 5 km außerhalb des Ortes, an der Straße nach Teresopolis, sein Kinderprojekt. Im Tagesheim werden täglich etwa 200 Kinder versorgt und betreut. Die Kinder bekommen zwei Mahlzeiten, Unterstützung bei den Schularbeiten, verschiedenste Aktivitäten von Chor, Theater, Musikunterricht, Sport, religiöse Erziehung bis zu Computer- und Englischkursen.

Die Bevölkerung von Campo de Coelho und seiner Umgebung sind hauptsächlich Landwirte und Steinschneider - aus den Bergen werden Granitblöcke gelöst und zu Pflastersteinen behauen. Die meisten Familien wohnen verstreut, oft sehr weit weg von der Hauptstraße (bis zu zwei Stunden Fußweg für die Kinder zum Schulbus) in einfachsten Behausungen oft ohne Strom, fließend Wasser und sanitäre Anlagen in den Bergen. Sie sind sehr arm und verdienen so wenig, dass sie oft ihre Familie damit nicht ausreichend ernähren und versorgen können. Die Lebenshaltungskosten sind in Brasilien recht hoch, z.B. sind die Lebensmittelpreise mit unseren Preisen in Deutschland vergleichbar. Demgegenüber sind die Durchschnittslöhne extrem niedrig, der monatliche Mindestlohn liegt bei umgerechnet 238 €.

Viele Menschen sind aber Gelegenheitsarbeiter oder Tagelöhner. Auch werden sie häufig in Naturalien bezahlt, so dass ihr Einkommen oft noch geringer ist. In vielen Familien ist auch nur ein Elternteil vorhanden. Aus diesem Grund werde von humedica Familien im Umfeld unseres Projektes durch Patenschaften unterstützt. So soll ihnen langfristig zu einer besseren Existenzgrundlage verholfen werden, die regelmäßige Ernährung der Kinder wird gesichert sein und Gemeinschaftsprojekte werden die Lebensbedingungen für die ganzen Dörfer verbessern.