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Heidi Nicklin ist seit Anfang November im Süden Pakistans für humedica als Koordinatorin tätig. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das humedica-Projekt zur Versorgung unterernährter Kinder anzustoßen. Selbst als erfahrene Koordinatorin sieht sie sich nun mit Situationen konfrontiert, die sie von früheren Einsätzen nicht kannte.

„Kamran ist das kleinste Baby, das ich je gesehen habe. Der kleine Junge wurde am 17. Oktober diesen Jahres mit gerade 1700 Gram Gewicht im achten Schwangerschaftsmonat geboren. Seine Mutter ist 15 Jahre alt.

Ich sah ihn zum ersten Mal, als er knapp drei Wochen alt war. Als ich ihn auf den Arm nahm, erschreckte mich das: sein kleines Köpfchen mit den vielen Haaren hielt ich in einer Hand, und die Füßchen reichten gerade mal bis zu meinem Ellenbogen.

Wir brachten Kamran und seine Mutter ins Krankenhaus, weil er wirklich erschreckend dünn war. Dort bekam er eine Infusion und wurde nach zwei Tagen entlassen. Das Krankenhaus könne für neugeborene Babys leider nichts tun und die Mutter müsse sich selbst erkundigen, wo sie mit ihrem Kleinen hin könne, war die ernüchternde Aussage zur Entlassung des Kindes.

Aber genau da liegt das Problem. Die Mutter ist selbst noch so jung, zusätzlich Waise. Und auch wenn sie ihr Kind liebt, hat sie dennoch wenig Ahnung und lebt gemeinsam mit ihrem nur drei Jahre älteren Ehemann in einem der vielen Flüchtlingslager.

Kamran nahm auch nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nicht ausreichend Nahrung zu sich, um an Gewicht zu gewinnen. Nicht einmal genügend, um überleben zu können, wenn es so weitergegangen wäre.

Über die nächsten Wochen besuchte ich ihn zwei weitere Male und erklärte der Mutter jedes Mal, dass ihr Kind öfter und vor allen Dingen mehr Milch bräuchte. Der Kleine lag mir sehr am Herzen, aber wo wir Hilfe für diesen speziellen Fall bekommen könnten, blieb weiterhin die große Frage. Für Babys mit einem Alter von unter sechs Monaten konnten wir bis zu diesem Zeitpunkt keine Klinik ausfindig machen.

Vor wenigen Tagen war ich wieder in dem Flüchtlingslager und wollte mich auch nach dem Befinden des kleinen Jungen und seiner Mutter erkundigen. Andere Bewohner, die mich und auch die junge Familie kannten, teilten mir unmittelbar mit, dass es Kamran schlechter ginge und seine Mutter mit ihm erneut die Klinik aufgesucht hätte.

Als ich in das genannte Krankenhaus fuhr, traf ich Kamran und seine Eltern gerade beim Verlassen des Gebäudes an. Abermals wurden sie weggeschickt, und so wie beim vergangenen Mal auch mit der Begründung, dass man ihm nicht helfen könne. Kamran wog inzwischen nur noch 1400 Gramm – und das mit fünf Wochen!

Glücklicherweise war ich bereits vor diesem Ereignis in einer 50 Kilometer entfernten Stadt auf ein Missionskrankenhaus gestoßen, das auch Babys unter sechs Monaten aufnimmt. Obwohl das Krankenhaus nur Mütter und ihre Kinder betreten dürfen und die Einweisung eine Trennung vom Vater bedeuten würde, stimmten die jungen Eltern unmittelbar zu, gemeinsam dorthin zu fahren.

Noch am selben Tag brachten wir Kamran mit seiner Mutter dorthin. Er liegt seitdem in der Klinik im Brutkasten und hatte bereits nach nur zwei Tagen schon zugenommen. Meine einzige Hoffnung liegt jetzt darin, dass die Mutter lange genug in dem Krankenhaus bleibt, also bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Kamran wieder stabil ist.“

Unsere Hilfe und Unterstützung der Bevölkerung ist weiterhin von lebensrettender Notwendigkeit. Bitte helfen Sie uns.

humedica e.V.
Stichwort „Fluthilfe Pakistan
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

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