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"Gut Ding will Weile haben!" Dieses Sprichwort trifft wohl am Besten auf die Situation des humedica-Krankenhauses in Kollo (Niger) zu. Nachdem die Bauarbeiten schon im Juli erledigt waren, fehlten eigentlich nur noch Kleinigkeiten, der letzte Schliff.

An dieser Stelle fehlt noch die Spachtelmasse rund um den Wasserhahn, dort knarzt eine Tür, ein Fenster klemmt oder der Wasserhahn tropft. Kleine Dinge, die aber zu einem vertretbaren Bauabschluß notwendig sind.

Lange hat es gedauert, bis diese angegangen wurden, doch nun ist es endlich soweit: In der vergangenen Woche haben die Handwerker ihre Arbeit an der Klinik wieder aufgenommen und den Innenausbau nahezu vervollständigt. Die Klinik füllt sich wieder mit Leben, Ziegelsteine müssen aus Zement und Sand hergestellt werden, es wird gegraben und geschaufelt, neue Fundamente werden in diesen Tagen für den Verbrennungsofen und die separate Müllgrube gelegt.

Gerade diese beiden Baumaßnahmen sind uns sehr wichtig, da die Abfallbeseitigung der hiesigen Krankenhäuser oft nicht ordnungsgemäß ist und dann zu einem großen Risiko werden kann: Spritzen, Kanülen, leere Medizinampullen und andere benutzte Einmalmaterialien werden einfach irgendwo deponiert. Kinder und Tiere spielen darin und fressen teilweise die verschmutzten oder gar giftigen Abfälle.

Um dieses Risiko in unserer Klinik zu vermeiden, Kinder vor unnötiger Ansteckungsgefahr zu schützen und in Sachen Umweltschutz mit gutem Beispiel voran zu gehen, war diese Baumaßnahme eine Prioritäten für humedica und konnte durch die Hilfe unserer Partnerorganisation HIS (Hosanna Institute du Sahel) nun endlich begonnen werden.

Auch der Elektrizitätsanschluss ist nun fast vollständig. Da der Stromanbieter NIGELEC ebenfalls seine Zeit benötigte und die Materialien hier nicht immer verfügbar sind, mussten wir lange auf den Anschluss ans örtliche Stromnetz warten:

Ohne technische Unterstützung hoben die Männer Gräben aus, ein Meter tief und immerhin rund 90 Meter lang, um den Stromanschluss zwischen dem Klinikgebäude und dem Zähler herzustellen. Das Kabel wurde hineingelegt, mit einem roten Plastikgitter abgedeckt (zur Warnung bei eventuellen zukünftigen Bauarbeiten) und wieder komplett mit Sand bedeckt.

Innerhalb von zwei Tagen war das Elektrizitätskabel also schon komplett begraben. Nun müssen nur noch die elektrischen Anschlüsse im Inneren des Gebäudes erneut kontrolliert werden, damit die Gefahr eines Stromschlages oder eines Kurzschlusses vermieden wird. Und dann wird endlich Licht unsere Klinik erhellen.

Die Bauarbeiten nehmen Zeit in Anspruch, genauso wie alles andere hier in Niger. Die Registrierung ist seit nun gut einem Monat in den Endzügen. Geduld ist die Tugend, die hier gefragt ist. Trotz unserer Nachverfolgung der einzelnen Schritte, um den Prozess zu beschleunigen, ist die bürokratische Maschinerie leider schwerfällig:

Unsere Unterlagen zur Registrierung der Klinik wanderten von einer Hand in die andere, wurden von der Hauptstadt Niamey zur regionalen Verwaltung nach Tillaberi (130 km entfernt) gebracht, wo der örtliche Vertreter des Gesundheitsministeriums sie begutachten und unterschreiben musste.

Bei dieser Gelegenheit konnten wir den Gouverneur treffen und persönlich bei ihm vorsprechen. Von dort aus wieder zurück nach Niamey zum Ministerium und zu der Stelle, die bei uns am ehesten der Ärztekammer entspricht. Unterschriften mussten eingeholt werden, fehlende Unterlagen wurden angefordert und mussten nachgereicht werden. Jeder neue Stempel bedeutet die erneute Prüfung der gesamten Unterlagen in der jeweiligen Abteilung, wo sie wiederum von einer Hand in die andere gereicht werden mussten.

Das kostet viel Zeit und etliche Telefonanrufe, um unser Anliegen den Sachbearbeitern immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Vom Abschluss des Registrierungsverfahrens trennt uns nur noch eine Unterschrift, das heißt wenige Wochen Geduld. Für deutsche Verhältnisse mag diese Bearbeitungszeit lang erscheinen, doch die Uhren laufen in Afrika nun mal ein wenig langsamer. Da muss einfach gewartet werden, obwohl nur noch so wenig zur endgültigen Eröffnung der Klinik fehlt.

Medikamente, Ausrüstung, technische Geräte und Möbel sind durch humedica und andere Spenden vorhanden und schon zum Großteil hier verfügbar: der gynäkologische Untersuchungsraum ist bereits bezugsfertig und komplett ausgestattet; das Personal ist ausgesucht und wir stehen mit ihnen in den Endzügen der Verhandlungen.

Obwohl es oft schwierig zu akzeptieren ist, dass die Dinge hier so langsam laufen und dass so viel Zeit für kleine Schritte aufgewandt werden muss, ist es doch ermutigend, wenn dann mal etwas zügig vonstatten geht und man Fortschritte sieht.

Gerade in der jetzigen Jahreszeit, kurz nach der Regenzeit, ist das Gesundheitsrisiko der Bevölkerung hoch: Malaria ist im Moment eine geradezu alltägliche Krankheit, die jeden trifft. Besonders für Kinder und Schwangere kann dies verheerende Folgen haben. Umso wichtiger und notwendiger ist die Hilfe, die humedica ihnen durch dieses Krankenhaus bringen kann.

Wir schauen erwartungsvoll in die nahe Zukunft und hoffen, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen alle Bauarbeiten komplett abgeschlossen sein werden und das Gesundheitsministerium schließlich die Registrierung aushändigt. Ich freue mich auf den Tag, an dem unsere Klinik nicht mehr durch Elektriker, Klempner, Maurer, Glaser und Maler mit Leben gefüllt ist, sondern wir der Bevölkerung mit medizinischem Personal und hochwertiger Behandlung zur Seite stehen können.

In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihre Unterstützung, die all dies überhaupt erst möglich macht. Herzliche Grüße und Gottes Segen

Simone Winneg in Kollo (Niger)