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Simone Winneg ist Koordinatorin in dem von humedica betriebenen Krankenhaus in Kollo, unweit von Niamey, der Hauptstadt des Niger. Sie hat in den vergangenen Monaten viel erlebt: Persönlich und mit diesem wunderbaren Projekt, schöne Dinge und solche Situationen, in denen Weinen die einzige Antwort scheint. Die aktuelle Reportage der 26jährigen aus dem Niger hat uns sehr berührt. Und Simone Winneg erzählt von einer Situation, die wir gemeinsam sofort verändern könnten. Eine Situation, in der Hilfe sofort Konsequenzen hat.

„Es ist einer dieser Tage, an dem man an unserer Welt verzweifeln könnte: Seit acht Monaten ist die humedica-Klinik in Kollo nun geöffnet, tausenden Menschen konnten wir in dieser Zeit helfen. Für mich aber sind es besonders die Schicksale der Einzelnen, die mich berühren und im täglichen Trott die Augen öffnen.

In den vergangenen Wochen haben uns zwei kleine Kinder das Herz schwer werden lassen vor Sorge, aber uns später viel Hoffnung für die Zukunft geschenkt.

Adamou (4 Monate)

Der vier Monate alte Adamou kam mit eitrigen Geschwüren am ganzen Körper zu uns in die Klinik. Stark abgemagert durch die Krankheit und sehr lethargisch stellte ihn seine Mutter bei Dr. Matthias Heß, einem ehrenamtlichen Internisten aus Karlsruhe vor, der das humedica-Team für drei Wochen unterstützt.

Ein schwieriger und aufwändiger Fall, der die Mutter dazu brachte, jeden Tag 4 Kilometer in die Klinik zu laufen, um die lebenswichtigen Medikamente für ihren kleinen Sohn zu bekommen. Ein kompetentes Team aus lokalen und deutschen Medizinern suchte und fand die richtige Therapie für den Kleinen. Nicht zuletzt auch aufgrund der Möglichkeiten, die sich mittlerweile hier bieten.

Dank des neu installierten Labors können Blutwerte kontrolliert werden, die bei Adamou lebenswichtige Informationen für eine erfolgreiche Behandlung brachten. Drei Wochen Antibiotika und eine gezielte Unterstützung mit Ziegenmilch zum Aufpeppeln ließen die Anzeige unserer Waage um einen Kilo ansteigen. Adamou quiekt, strampelt und lacht... Dieser kleine Kerl macht uns Mut.

Zeinabou (wenige Wochen)

Die kleine Zeinabou ist eine Patientin, deren Schicksal das gesamte Krankenhauspersonal bis heute sehr betroffen macht. Zeinabous Geschichte bei uns begann mit ihrer Mutter Aishatou, die als 15jähriges Mädchen selbst noch fast ein Kind ist. Mit einem kümmerlichen kleinen Bündel erreichte sie die Klinik; darin eingewickelt ihre kleine Tochter, die das Licht der Welt viel zu früh erblickt hatte.

Ihre Mama wusste nicht genau, wie alt sie ist, für uns ist das beim erschreckenden Anblick der Kleinen auch nebensächlich. Meine Augen füllten sich mit Tränen, gleichzeitig liefen mir kalte Schauer über den Rücken. Gerade einmal 900 Gramm zeigte die Waage an, Zeinabous kleiner Körper bestand nur aus Haut und Knochen.

Sie konnte nicht schreien oder zappeln, sie jammerte nicht. Zeinabou lag einfach nur in den Armen ihrer Mama, die Augen verklebt von einer eiternden Entzündung. Zu schwach zum Säugen schlief sie nach wenigen Tropfen Muttermilch an der Brust der Mutter ein.

Erschrocken und traurig berieten wir im Team, wie es mit Zeinabou weitergehen sollte. Hilflos mussten wir an den unfertigen Bau einer Bettenstation für dieses kleine Krankenhaus denken.

Stünden uns diese Betten zur Verfügung, würde sich die schwierige Frage nach unserer Hilfe für Zeinabou nicht stellen. Aber so? Nach Niamey ins Krankenhaus? In ein Ernährungszentrum? Die Mutter verneinte dies alles mit der simplen Antwort, dass sie nicht einmal den Transport bezahlen könnte.

Wir nutzten alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen, zogen alle medizinischen Kontakte hinzu, damit Zeinabou so kompetent wie möglich behandelt werden konnte. Wir kauften spezielle Säuglingsmilch und nahmen uns trotz unseres herausfordernden Alltags auch am Wochenende viel Zeit, um ihre Mama beim Füttern zu unterstützen. Einfach war das nicht, das mühsame Einflößen von 10 Millilitern Milch dauerte mitunter eine Stunde.

Nach einer Woche wurde unsere Hoffnung stärker: Dank der Fürsorge hatte Zeinabou 100 Gramm zugenommen und brachte nun ein Kilo auf die Waage; auch ihre Augenentzündung hatte sich gebessert. Aber die Situation des Babys blieb ernst: noch immer war das kleine Mädchen zu schwach, um ordentlich zu saugen.

Wir entschieden uns schließlich dazu, Zeinabou eine Magensonde zu legen, mit der sie die nötigen Nahrungsmengen bekommen konnte, ohne sich ständig erbrechen zu müssen. Eine medizinische Möglichkeit, die uns die gut ausgestattete humedica-Klinik bietet. Und unsere Hoffnung wuchs weiter:

Die Kleine hatte nun einen normalen Stuhlgang, ihre großen Augen waren weit geöffnet und sie schaute sich neugierig in ihrer kleinen Welt um. Zeinabou schrie auch endlich, wenn ihr etwas nicht passte und saugte kräftig an der Brust, um ihren Hunger zu stillen. Ihr Leben war gerettet. Zeinabous Geschichte bewegt mich noch immer sehr; ihre Mama weiß nicht, wie sie ihre Dankbarkeit in Worte fassen soll.

Hilfe kommt an: Leben werden gerettet

Obwohl wir täglich in unserer Klinik 100 Patienten und mehr empfangen und ihnen konkret helfen können, sind es Geschichten wie die von Adamou und Zeinabou, die zeigen, was wir in diesem Projekt eigentlich vollbringen, was mit unseren begrenzten Mitteln möglich ist und dass wir mit der Hilfe der Menschen, die uns mit Spenden unterstützen, tatsächlich das Leben einiger Patienten hier retten konnten.

Und diese beiden kleinen Patienten zeigen uns, wie wichtig die Arbeit hier ist: ohne humedica wären Zeinabou und Adamou wohl gestorben. Und sie zeigen, dass wir trotz aller Fortschritte noch immer stark begrenzt sind in unseren Möglichkeiten.

Zeinabou ist ein erschreckendes Beispiel, aber für mich eines voller Hoffnung für die Zukunft. Mehrmals haben uns Beobachter gesagt, dass dieses kleine Bündel sowieso keine Überlebenschance hat. Mit intensiver Fürsorge haben wir es geschafft, dass es ihr inzwischen besser geht.

Die Erweiterung des Krankenhauses um eine Bettenstation hätte Zeinabous Situation entscheidend verbessert: statt nur tagsüber behandelt zu werden, hätten wir sie rund um die Uhr überwachen können, mit kompetenter Betreuung und unter hygienisch vertretbaren Bedingungen. In solchen Situationen wünschte ich mir, dass der Bettentrakt doch schon gebaut wäre.“

Die humedica-Mitarbeiter in der deutschen Zentrale hat Simone Winnegs Bericht sehr berührt und einmal mehr die Wichtigkeit einer Bettenstation im Krankenhaus Kollo vor Augen geführt. Wir möchten Sie, liebe Freunde und Förderer, herzlich einladen, dieses Unterfangen mit Ihrer gezielten Spende zu unterstützen, die Sie hier online tätigen können.

Wir brauchen Hilfe für unsere wichtige Arbeit im Niger! Bitte stehen Sie an unserer Seite. Vielen herzlichen Dank.