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Knapp einhundert ehrenamtliche Helfer sind seit Januar von humedica in das vom Erdbeben zerstörte Haiti geschickt worden, um medizinische Hilfe zu leisten. Darunter befindet sich auch die deutsche Krankenschwester Susanne Lemke. Als eine der mehr als 1000 in unserer Datenbank registrierten medizinischen Einsatzkräfte folgte sie jetzt bereits zum vierten Mal dem Aufruf von humedica, Hilfe in einem Katastrophengebiet zu leisten. Dafür begab sie sich ab Mitte des Jahres auf einen fünfwöchigen, unbezahlten Einsatz in Port Au Prince, Haiti.
„Bei meiner Arbeit lerne ich eine Deutsche kennen, die hier in Port Au Prince lebt und jetzt ihr Möglichstes tut, um ihren Nachbarn zu helfen. So bemüht sie sich mitunter darum unsere Medikamente vor allen anderen den Schwerkranken und den Kindern zukommen zu lassen. Viele von ihnen leiden an Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung oder Malaria.
Mit unseren Übersetzern an der Seite untersuchen und versorgen wir unsere Patienten. Der größte Teil von Ihnen könnte sich ohne unsere Hilfe eine Behandlung im Krankenhaus oder die benötigten Medikamente gar nicht leisten.
Den Menschen geht es äußerst schlecht, es fehlt ihnen an allem. Bei einem Rundgang durch Port Au Prince bin ich schockiert unter welchen Bedingungen sie hier Leben müssen. Insbesondere erschreckt mich, dass die Aussicht auf eine Veränderung der katastrophalen Lage verschwindend gering ist.
Zwar mangelt es nicht an Eigeninitiative aus der Bevölkerung, dem Chaos von Müll, Trümmern und Schutt in den Straßen von Port Au Prince Herr zu werden. Dennoch benötigen die Menschen Hilfe weit darüber hinaus. Erstaunlich aber ist: trotz der Hoffnungslosigkeit der Situation geben die Menschen nicht auf. Sie halten zusammen und kämpfen weiter, jeden Tag.
Die zahlreichen Patienten, Übersetzer und Besucher, denen ich in meinen fünf Wochen auf Haiti begegnet bin, haben mir gezeigt, wie tapfer doch die Menschen hier vor Ort sind. Viele haben Verletzungen davon getragen, einen Arm oder ein Bein verloren. Andere sind traumatisiert vom Beben oder leiden noch immer unter Schlafstörungen.
So gut wie jeder hat Todesfälle in der Familie oder unter Freunden und Bekannten zu beklagen. Am schlimmsten trifft es jedoch diejenigen, die ihre ganze Familie durch das Erdbeben verloren haben. Ich bin zutiefst beeindruckt von diesen Menschen. Ihr Gottvertrauen ist ungebrochen.
So gibt es inmitten des Leids und der Verzweiflung auch Augenblicke und Erlebnisse, die Hoffnung machen. Bei ihren häufigen Besuchen in der Ambulanz lerne ich die Patienten kennen und wir freuen uns, wenn wir einander wiedersehen. Ich erlebe, dass man sich ohne Worte verstehen kann. Eine schöne Erfahrung.
Das anfängliche Misstrauen der einheimischen Krankenschwestern gegenüber unserm Team verschwindet von einem Tag auf den anderen. Unsere Aufgabe das lokale Pflegepersonal in Fortbildungen zu schulen wird dadurch erheblich erleichtert. Neue Prozesse und Strukturen lassen sich so wesentlich einfacher durchsetzen.
Ein anderes Mal kehrt ein Patient von der Hilfsorganisation Handicap International mit seiner neuen Beinprothese zurück. Wir alle freuen uns mit ihm als er sogleich ausprobiert ohne Gehhilfe zu laufen.
Gerne wäre ich länger im Hilfseinsatz tätig gewesen. Die Zeit war viel zu kurz.
Ich wünsche allen Patienten, Mitarbeitern und vor allem den Menschen in Haiti alles Gute.“
Susanne Lemke
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