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Die Lebensumstände der syrischen Flüchtlinge im Libanon bleiben Besorgnis erregend. Zwei Angelegenheiten wiegen in diesen Wochen noch schwerer als im Rest des Jahres: Der nahende Winter und die unzureichende Versorgung chronisch Kranker stellen die helfenden humedica-Teams vor eine besondere Herausforderung und benötigen schnelles Handeln.

Dem Winter schutzlos ausgeliefert

Unisolierte Rohbauten, keine wärmende Kleidung, nur hier und da mal ein alter unzureichender Heizkörper: Das ist in diesen Tagen die Realität für mehr als eine Million syrische Flüchtlinge im Osten des Libanons.

Nach der Flucht aus ihrer Heimat, bei der Viele nicht mehr als ihr eigenes Leben retten konnten, stellt der nahende Winter die nächste Herausforderung dar. Laut der Vorhersage von Meteorologen soll es in diesem Winter besonders kalt werden. Minusgrade und Schneefall inklusive.

„Wir rechnen in den kommenden Monaten mit einem harten Winter. Die Menschen besitzen nichts, um sich ausreichend gegen die kalten Temperaturen zu schützen. Es fehlt an allen Ecken und Enden, eine Katastrophe für die Gesundheit der Flüchtlinge.“, erklärt die im Libanon stationierte humedica-Koordinatorin Susanne Carl besorgt.

„Unsere beiden medizinischen Teams versorgen insgesamt 32 Flüchtlingssiedlungen, doch gegen die großen Probleme die der Winter mit sich bringt, sind wir so gut wie machtlos.“

Dass die Not der Syrer diese Ausmaße annimmt, liegt wie so oft an fehlenden Mitteln. Allein im Libanon fehlen für dieses Jahr noch 46 Prozent des Jahresbedarfs, um ausreichend Hilfe sicherzustellen. Unnötig zu erwähnen, dass dieses Jahr gerade noch einige wenige Tage umfasst.

Die ersten Folgen dieses Missstandes bekommen die humedica-Ärzte schon zu spüren. Doktor Mhamad Chaddad stellt fest, dass die Zahl der kältebedingten Krankheiten immer weiter ansteigt: „Besonders Babys und kleine Kinder leiden unter diesen Lebensumständen. Hier wird eine Erkältung leicht zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung. Noch gravierender sind die weit verbreiteten Magendarmerkrankungen, die das Immunsystem weiter schwächen.“

Tausende Kinderschuhe konnte humedica bereits verteilen und somit einen ersten Schritt in die richtige Richtung machen. Doch die Not bleibt groß und so kämpfen die humedica-Teams aus Ärzten, Apothekern und Koordinatoren jeden Tag aufs Neue gegen das, was UN-Flüchtlingskommissar António Guterres als „den größten humanitären Notfall unserer Zeit“ betitelt.

Kaum Behandlungsmöglichkeiten für chronisch Kranke

Während der einbrechende Winter für alle Flüchtlinge eine reale Bedrohung ist, gibt es unter ihnen tausende Kinder, Frauen und Männer für die die prekären Lebensumstände eine weitere Gefahr mit sich bringen. Flüchtlinge mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Krebs besitzen aufgrund fehlender finanzieller Mittel kaum Chancen für eine adäquate Behandlung.

Denn es fehlt nicht nur an ausreichend und passenden Medikamenten, sondern auch an, der bei chronischen Krankheiten so wichtigen, gesunden Ernährung. Obst und Gemüse sind kaum zu bekommen, sauberes Wasser ist Mangelware und über den Gedanken an regelmäßige und abwechslungsreiche Mahlzeiten können die meisten Flüchtlinge wohl nur müde lächeln.

Um den Komplikationen und langfristigen Folgen dieser Krankheiten entgegenzuwirken, versuchen die humedica-Ärzte gemeinsam mit Partner Medical Teams International eine regelmäßige Behandlung der Betroffenen zu gewährleisten: „Es ist enorm wichtig, dass die Flüchtlinge mit chronischen Erkrankungen regelmäßig zu unseren Sprechstunden in den Lagern kommen. Nur so können wir Sie mit den nötigen Medikamenten versorgen und bleibende gesundheitliche Schäden verhindern.“, sagt Doktor Mhamad Chaddad.

Eine Patientin, die immer wieder kommt ist Fatme. Mit 77 Jahren musste sie aus ihrer Heimat fliehen. Ihr blieb der sehnsüchtige Blick auf die nahen Berge, hinter welchen ihr Zuhause in der Gewalt versinkt. Fatme leidet unter Bluthochdruck und chronischen Rückenschmerzen, die sie nur dank der regelmäßigen Medikamente von humedica behandeln kann.

„Eigentlich müsste ich eine salzarme Diät halten, aber wie soll ich das machen? Ich bin froh, wenn überhaupt genug zu essen da ist und esse das was es gibt.“, erklärt sie ihre Situation.

Und dann ist da Turkiyeh. Trotz ihrer beeindruckenden 102 Jahre verpasst sie keinen Campbesuch des humedica-Teams, um die Medikamente gegen ihre chronischen Schmerzen zu holen.

Doch für ihr Kommen gibt es noch einen anderen Grund: „Der Besuch der humedica-Ärzte gibt mir jedes Mal ein wenig Hoffnung und ich fühle mich wieder wie ein Mensch. Ein Mensch, den man nicht vergessen hat!“

Wann Fatme, Turkiyeh und die anderen syrischen Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehren können, vermag aktuell niemand zu sagen, und so wird humedica dank der Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland weiterhin im Libanon bleiben und den unschuldig in Not geratenen Menschen während ihrer schwersten Zeit zur Seite stehen.

Bitte werden auch Sie Teil dieser überlebenswichtigen Hilfe und unterstützen Sie die Arbeit des humedica-Ärzteteams mit einer konkreten Spende. Jeder Beitrag zählt. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Syrische Flüchtlinge"
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