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Die 25-jährige Carolin Gißibl arbeitet als ehrenamtliche Koordinatorin auf den Philippinen, wo humedica seit Taifun „Haiyan“ umfassende Hilfsmaßnahmen realisiert. Durch den Kontakt mit Betroffenen, erfährt sie immer wieder von bewegenden Schicksalen. Eines davon gehört Familie Calvadores.

„Jeder von ihnen hat eine Geschichte zu erzählen; jede von diesen wird keine schöne sein. Mit einer Windstärke von bis zu 315 Kilometern pro Stunde fegte Taifun „Haiyan“ im vergangenen November über die philippinische Küstenstadt Hernani, zerstörte in wenigen Minuten die gesamte Infrastruktur, riss Häuser mit sich, löschte Familien aus.

Das ">Patenschaftsprogramm von humedica hilft Überlebenden eine neue Existenz aufzubauen. Familie Calvadores ist Teil des Programms. Das Ehepaar Juvic und Nelson erzählt von dem Tag, der ihr Leben in Stücke riss.

Plötzlich ging alles ganz schnell

Vor einer Viertelstunde waren sie noch zusammen: Ihr Mann, ihre Tochter und ihre zwei Söhne. Gemeinsam mit hunderten Nachbarn suchten sie in einer nahegelegenen Schule Schutz vor Taifun „Haiyan“. Dort schliefen sie über Nacht, fühlten sich von den Steinmauern sicher umringt, während sie draußen den Sturm toben hörten.

Dann ging alles ganz schnell: Gegen sieben Uhr am Morgen ein lauter Schlag! Die Fenster zersplittern an allen vier Seiten, Wasser strömt in den Raum. In wenigen Sekunden ist es kniehoch. Mit den Flutwellen hatte niemand gerechnet.

„Die Menschen schrien, flehten nach Gott, verfielen in Panik.“, erinnert sich Juvic. Zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern drängt sie sich durch die enge Tür. „Auf das Schuldach!“, schreit ein Mann. Der einfachste Weg auf das Dach ist auf einen Felsen zu klettern und dann zu springen.

Sie kämpfen sich durch die Wassermassen, schwimmen der Menge hinterher. Ihr Mann Nelson versucht die Familie zusammenzuhalten, immer im Blick: Sein fünf Monate alter Sohn auf dem Arm seiner Frau.

Juvic schnappt nach Luft. Schluchzend greift sie den Arm ihres Ehemannes, drückt diesen fest an sich, als würde das ihren eigenen Schmerz lindern. Nun beginnt die 34-Jährige von dem wohl schlimmsten Moment in ihrem Leben zu erzählen. Von dem Moment, als sich alle Bilder nur noch ganz langsam abspielten. Als sie mit ihrem Baby auf dem Arm mit aller Kraft versucht, den Felsen hochzuklettern. Von dem Moment, als ihr ein heftiger Windstoß Winston aus dem Arm reist.

Im Schockzustand spielen sich alle Bilder ganz langsam ab… Sie sieht ihre beiden Kinder nach Winston tauchen, sieht ihren Mann Nelson vom Felsen zurück in die Fluten springen, um seine anderen Kinder zu retten. Er packt die achtjährige Tochter, hievt sie auf den Felsen. Juvic funktioniert und zieht sie hoch. Er packt den Sohn, versucht ihn auf den Felsen zu werfen und beobachtet, wie der Kopf des Sechsjährigen gegen die Felswand knallt und er zurück in die Fluten fällt.

Im Schockzustand spielen sich alle Bilder ganz langsam ab… Nelson taucht in das dunkelgraue, kalte Wasser, greift die Hand seines Sohnes und rettet ihn auf das Schuldach. Dort sieht er auch seine Tochter stehen. Kreischend zeigt sie auf den Felsen. Er erkennt die Füße seiner Frau, sieht ihren Hinterkopf. Nelson springt zurück auf den Felsen, drängt sich durch die Menschen, die seine Frau nicht sehen und in Panik auf sie treten.

Juvic atmet! Zusammen mit einem Nachbarn versucht er den Felsen zu entfernen, hört im Hintergrund die dumpfen Schreie seiner Kinder. Es war kurz vor zehn, als sie Juvic unter dem Felsen befreien können. Es war kurz vor zehn, als das laute Rauschen von „Haiyan“ allmählich abebbt. Verfroren, mit Fleischwunden und zwei ausgekugelten Oberschenkelknochen überlebt Juvic.

Zwei Tage später trägt Nelson Juvic zum Friedhof. In ihren Armen der leblose Körper von Winston, den sie untern den Trümmern gefunden haben. Sie wollten ihren beiden anderen Kindern den Anblick ersparen. Die Tochter ist seit dem Sturm schwer traumatisiert, heult sobald das Wetter schlechter wird.

Der Sohn fragt jeden Abend vor dem zu Bett gehen: „Mama, ist Winston schon ein Engel?“ Auf dem Rückweg vom Friedhof liefen sie an ihrem Haus vorbei, um nach Essen und frischer Kleidung zu suchen. Alles sie was sie vorfanden, war der linke Sockel ihres Eingangs.

Ein Schicksal von Tausenden

Das Schicksal der Familie Calvadores ist eines von Tausenden. Sie leben nun in einer vorrübergehenden Unterkunft, gestellt von der Stadt Hernani. Beide sind arbeitslos. Die Bäckerei, in der Nelson als Bäckermeister arbeitete wurde von „Haiyan“ zerstört. Durch das Familienpatenschaftsprogramm hilft humedica ihnen ein neues Leben aufzubauen und finanziert ihnen die Utensilien für einen kleinen Lebensmittelladen.

Insgesamt unterstützt humedica 250 Familien auf ihrem persönlichen Weg in den beruflichen Neustart. Doch viele Menschen warten noch auf einen Paten. ">Begleiten auch Sie eine philippinische Familie zurück in die Selbstständigkeit. Jeder Beitrag zählt. Salamat po - Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Familienpatenschaften“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren