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Miriam Börjesson ist gemeinsam mit ihrer Familie von Skandinavien nach Afrika gezogen, um zu helfen. Seit 2011 arbeitet sie in der humedica-Klinik im nigrischen Kollo gemeinsam mit lokalem Personal als Landeskoordinatorin. Die Unterschiede zwischen ihrer Heimat Schweden und der neuen Wahlheimat Niger könnten oft unterschiedlicher nicht sein.

Ich bin sehr froh über die Zusammenarbeit mit unseren einheimischen Kollegen“, berichtet die ausgebildete Krankenschwester bei ihrem Besuch in Kaufbeuren. „Sie kennen die Traditionen und Bräuche. Sie wissen Bescheid, wie in bestimmten Situationen reagiert werden muss. Sie verstehen das Verhalten unserer Patienten und erkennen bestimmte Situationen besser als jemand, der nicht in Niger aufgewachsen ist.

Im Niger wird beispielsweise nicht direkt über ein Problem gesprochen. Als Europäer kennen wir es ja eher so, dass Probleme offen angesprochen werden und dann gemeinsam überlegt wird, was es zu verbessern gilt. Im Niger dagegen wird manchmal regelrecht um den heißen Brei geredet und es geschieht schnell, dass man sich fragt, um was es denn im Grunde eigentlich geht“, schließt Miriam lachend.

Seit Jahren kämpfen die Menschen in der Republik Niger gegen akute Lebensmittelknappheit: Regenzeiten fallen aus, Ernteerträge sind knapp und Männer und Frauen können weder sich noch ihre Familien ernähren. 7,5 Kinder gilt es für die durchschnittliche nigrische Familie mit Lebensmitteln und allem weiteren Notwendigen zu versorgen. Angesichts dieser widrigen Umstände mag man sich fragen, warum so viele Kinder geboren werden?

Der Wert der nigrischen Frau ist abhängig von der Anzahl ihrer Kinder, insbesondere der Anzahl der Söhne“, erklärt Landeskoordinatorin Miriam. „Und in den Köpfen kreist die Angst vor der hohen Kindersterblichkeit im Land. Jedes geborene Kinder erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt Kinder überleben. Es gibt zwar Kampagnen zur Familienplanung und Aufklärung, aber dennoch ist die beschriebene Denkweise fest verankert.

Fehlende Bildung ist ein weiterer Grund für große Not. 90 Prozent der Frauen im Niger sind Analphabeten, 74 Prozent der Männer. Wissen stammt meist von den eigenen Eltern oder Großeltern und von Stammesältesten; die aber beispielsweise auch die Meinung vertreten, bei Durchfall solle nichts getrunken werden. Oder der Verzehr eines Eies mache aus einem Kind einen Dieb. Voraussetzungen, die eine medizinisch-wissenschaftliche Arbeit oft schwierig gestalten. Vorsichtige Gespräche und behutsame Aufklärungsarbeit gehören daher ebenso zu der humedica-Arbeit.

Das Schicksal einer kleinen Patientin, die vor wenigen Wochen von ihrer Mutter nach einem 75 Kilometer langen Fußmarsch durch die Hitze in die humedica-Klinik gebracht wurde, beschäftigt Miriam auch während des Gespräches noch sehr:

Als das kleine Mädchen zu uns kam, war sie gerade neun Monate alt und wog lediglich noch anderthalb Kilogramm. Ihr Kopf wirkte überdimensional groß, das Gesicht war eingefallen und nur die Augen erschienen riesig. Als ihre Mutter mir die Kleine auf den Arm legte, hatte ich das Bedürfnis, sofort loszurennen. Diese anfängliche Hektik konnte ich zwar unterdrücken. Aber ich hatte bei jedem Schritt Angst um das kleine Geschöpf. Sie öffnete immerzu ihren Mund, aber sie brachte keinen Laut heraus. Es war erschreckend.

Mit einer Sonde und Infusionen konnte das humedica-Team die kleine Patientin zunächst stabilisieren, sie mit spezieller therapeutischer Nahrung wieder stärken und darüber hinaus eine weit fortgeschrittene Malariainfektion behandeln. Der Moment, als das kleine Mädchen eigenständig nach einer Tasse mit therapeutischer Milch griff und diese trinken wollte, sei unbeschreiblich gewesen, berichtet Miriam noch immer sichtlich gerührt.

Dieser Fall sei zwar ein sehr extremer gewesen, aber dennoch komme es jede Woche vor, dass sechs Monate alte Säuglinge mit einem Gewicht von nicht viel mehr als zwei Kilogramm in die humedica-Klinik kämen. „Meine Kinder waren selber keine großen oder schweren Neugeborenen“, erinnert sich Miriam. „Aber dennoch wogen sie um die drei Kilogramm - und das unmittelbar nach der Geburt und nicht im Alter von sechs Monaten.

Dass sie diesen hilflosen und in so großem Ausmaß hilfsbedürftigen kleinen Geschöpfen ihre Unterstützung zuteil werden lassen und ihnen und ihren ebenfalls in Not geratenen Familien helfen kann, motiviert die Schwedin und ihren Mann Nils trotz der schweren Bedingungen, der Herausforderungen und der Einzelschicksale, mindestens für ein weiteres Jahr in Niger tätig sein zu wollen.

Mit Ihrer Spende tragen Sie maßgeblich dazu bei, ein Kinderleben zu retten. Einem kleinen Mädchen oder Jungen den Start ins Leben zu erleichtern. Für medizinische Not- und Basisversorgung zu sorgen. Bitte seien Sie mit uns in Niger ein Helfer in der Not. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Klinik Niger
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Sparkasse Kaufbeuren