Direkt zum Inhalt

Margret Müller (Berlin) ist verantwortliche Koordinatorin des Katastropheneinsatzes im Norden des Iran. Rund um Täbris sind hunderte Dörfer massiv zerstört. "Was ist mit deren Bewohnern?", fragt die junge Berlinerin zu Recht. Erste Eindrücke und Ausblicke gibt sie uns in ihrem ersten Bericht.

"Es ist das erste Mal, dass die Erde unter mir bebt und tief brüllt. Wir stehen gerade auf einem Schutthaufen, einem ehemaligen Lehmhaus, als es anfängt, sich gefährlich zu bewegen.

Kurz darauf beginnen Schreie im Zentrum des Dorfes, das einzige noch stehende Gemeindehaus ächzt und droht, auch noch einzustürzen. Eigentlich wollten wir uns doch nur einen ersten Überblick verschaffen… Das Dorf Goyderag ist keines mehr, Heuballen mischen sich mit Lehmresten, Traktoren unter Häusern und Kisten über Matratzen, alles in einem großen Steinmeer eingerahmt, regelrecht begraben. Vor zwei Tagen war Goyderag („Green Valley“) noch ein idyllisches Dorf im Tal. Jetzt teilen sich je drei Familien ein Zelt.

Wir treffen eine Familie, die versucht, den Schutt der ehemaligen Heimat zu räumen und noch Brauchbares, halbe Kabel, Sparschweine, Decken zu bergen. Die drei Söhne waren auf dem Feld, als die ersten Beben kamen, aber die Eltern befanden sich im Haus und wurden von den ersten herunterfallenden Steinen eingesperrt. Mit letzter Mühe konnten sie sich aus dem Haus retten, bevor das große Beben begann, seit dem es das Dorf nicht mehr gibt.

„Gott hatte Erbarmen, dass nicht das erste Beben gleich am stärksten war; wir haben alle überlebt. Dennoch denke ich oft, es sei ein schlechter Traum, dass wir alles verloren haben, von dem ich erwachen werde. Aber es ist Realität“, erzählt uns der Sohn und fügt an, dass seit dem Erdbeben auch ein Bach am Dorf vorbeifließt. Wahrscheinlich ist des Teil ihrer Mentalität, in jedem Fall ist es für mich bemerkenswert, auch dem größten Unglück positive Aspekte abzugewinnen.

Es ist noch immer immens schwer, sich einen realistischen Überblick über die Lage zu verschaffen, sie in Zahlen zu pressen und statistisch zu verwerten. Allerdings ist klar, weil sichtbar: es fehlt an fast allem. Mehr als 300 Dörfer sind komplett zerstört! Was ist mit deren Bewohnern?

Wir sind heute morgen mit dem Roten Halbmond nach Ahar gefahren und werden dort mit unseren medizinischen Möglichkeiten eine mobile Klinik mitbetreuen, dann weiter in die kleinen, zerstörten Dörfer ziehen. Direkt aus dem Katastrophengebiet möchte ich Sie freundlich, aber gleichermaßen auch eindringlich um Unterstützung bitten. Die Menschen hier brauchen unsere Hilfe, die Sie möglich machen. Vielen herzlichen Dank!

Es ist mir außerdem ein sehr großes Anliegen, den iranischen Behörden in Deutschland und hier im Iran selbst sowie den lokalen Organisationen für die bisher sehr gute, unbürokratische Zusammenarbeit und Unterstützung zu danken.

Herzliche Grüße aus dem Iran senden Hanna Bellmann, Klaus Ruhrmann, Dr. Christian Scholber und Margret Müller. Ich werde mich sehr bemühen, Sie auch in den kommenden Tagen über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Danke!"

humedica bittet die Bevölkerung in Deutschland um konkrete Spenden für diesen Katastropheneinsatz im Iran in Form einer Spende auf das Konto:

humedica e. V.
Stichwort "Erdbebenhilfe Iran"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Auch mit einer sms können Sie unser Engagement im Nordwesten des Iran unterstützen: Stichwort DOC an die 8 11 90 senden und von den abgebuchten 5 Euro fließen 4,83 Euro unmittelbar in die humedica-Katastrophenhilfe.

Interviewmöglichkeiten: Es besteht die Möglichkeit zu Interviews mit Koordinatorin Margret Müller (Berlin) im Iran, eventuell auch mit Einsatzkräften. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an ">Pressesprecher Steffen Richter oder Ruth Bücker.