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Hunger, Flucht und Gewalt: Die Lage in der Zentralafrikanischen Republik ist nach einem Jahr Bürgerkrieg weiterhin bestürzend. Brutale Konflikte zwischen verschiedenen Milizen, Frieden- und Regierungstruppen haben das Land in eine humanitäre Katastrophe gestürzt, die Millionen Menschen betrifft. Neben dem fehlenden Sicherheitsaspekt, sind Hunger und Hygiene große Probleme, die es in den Griff zu kriegen gilt.

Die humedica-Koordinatoren Margret Müller und Kenneth Dakat haben sich auf den Weg in die Hauptstadt Bangui gemacht, um in den dortigen Flüchtlingscamps dringend benötigte Hilfsgüter zu verteilen. In ihrem aktuellen Blog berichten sie über die schwierigen Umstände ihrer Arbeit und die katastrophalen Lebensbedingungen der Menschen im Land.

Tag 6 in Bangui – Die erste Verteilung

Heute findet die erste Hilfsgüterausgabe an die Vertriebenen statt. Die Liste der Dinge die unsere Verteilung in Bangui torpedieren kann ist so lang, dass es einem Wunder gleich käme, wenn am Abend die ersten Familien ihre Hilfsgüter in Händen hielten. Die momentane Sicherheitslage ist fatal, es werden starke Kämpfe erwartet und LKWs sind eine Rarität. Noch ist unklar, ob unsere Arbeiter den Weg zu uns schaffen und die Waren im Lager ankommen.

Es dauert dann auch tatsächlich sechs Stunden bis die versprochenen Trucks eintreffen und alle Hilfsgüter, die wir organisieren konnten, aufladen. Und auch ein Großteil unserer Arbeiter konnte kommen, denn die Kämpfe lassen auf sich warten und wir machen uns auf den Weg in das Flüchtlingslager. Nachdem wir dort angekommen sind und die großen Plastikkisten voller Hilfsgüter abgeladen haben, zieht ein richtig schöner tropischer Regen auf…als ob er uns zeigen möchte, weshalb wir die Verteilung durchführen.

Innerhalb weniger Minuten schwimmt das Camp. Egal ob man im einem Zelt oder unter einem Vordach steht, alles und alle sind nass. Das ist kein deutscher Regen, bei dem Gott mit einer Gießkanne und viel Geduld über Tage etwas Wasser herabträufeln lässt. Hier schüttet er einfach einen Kübel aus. Viele der Flüchtlinge haben Angst, dass wir nun verschwinden und die Sachen einfach ihnen und dem Chaos überlassen. Doch wir bleiben und eine Stunde später können wir mit der Verteilung beginnen.

Zuerst stellen wir uns allen Anwesenden vor, erklären unser Anliegen und zeigen den Inhalt der großen Plastikkisten. Dank der Hilfe vieler Campbewohner und unserer Namenslisten rufen wir einen nach dem anderen auf und übergeben die Hilfsgüter. Manche Frauen tanzen vor Freude, andere nehmen die Plastikkisten eher lethargisch entgegen. Wer kann es ihnen verübeln.

Eine Mutter kommt auf mich zu: „Wenn nach dem Regen die nasse Kleidung an mir klebt, ist mir immer so kalt. Und auch die Nächte nach dem Regen sind immer so kühl. Doch diese Nacht wird gut, keine Moskitos, keine Kälte. Aber wir hätten so gerne noch einen Topf oder eine Plane, um uns etwas zu Essen zu machen und unsere Sachen schützen zu können.“

Es sind genau diese beiden Sachen, die noch in der Kiste hätten sein sollen. Doch am Ende dieser Woche wollen wir auch diese Dinge an die Menschen verteilt haben. Mein Herz macht einen kleinen Sprung. Das wird gut.