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Hunger, Flucht und Gewalt: Die Lage in der Zentralafrikanischen Republik ist nach einem Jahr Bürgerkrieg weiterhin bestürzend. Brutale Konflikte zwischen verschiedenen Milizen, Frieden- und Regierungstruppen haben das Land in eine humanitäre Katastrophe gestürzt, die Millionen Menschen betrifft. Neben dem fehlenden Sicherheitsaspekt, sind Hunger und Hygiene große Probleme, die es in den Griff zu kriegen gilt.

Die humedica-Koordinatoren Margret Müller und Kenneth Dakat haben sich auf den Weg in die Hauptstadt Bangui gemacht, um in den dortigen Flüchtlingscamps dringend benötigte Hilfsgüter zu verteilen. In ihrem aktuellen Blog berichten sie über die schwierigen Umstände ihrer Arbeit und die katastrophalen Lebensbedingungen der Menschen im Land.

Tag 1 in Bangui - Komplizierter als es scheint

Unerträgliche Enge, Hitze, katastrophale Hygienebedingungen und tausende Moskitos – unser erster Eindruck des großen Areals in Bangui, das etwa 28.000 Vertriebenen Schutz vor den Gräueln des Bürgerkriegs bietet, ist erschütternd. Menschen drängen sich an den Straßenrand und verkaufen alles Mögliche…von irgendwas müssen sie ja auch in Kriegszeiten leben.

Es ist beeindruckend, dass die Gesichter der Menschen trotz der beraubten Sicherheit und ihrer zerstörten Heimat noch immer voll Freude und Lebendigkeit sind. Als wir uns dem Haus eines Pastors nähern, hören wir sogar Trommellaute und sehen schließlich einige tanzende Menschen. Dass Freude von Herzen kommt und auch in Zeiten des Konflikts gezeigt werden kann, ist Afrikanern überaus wichtig.

Wir besuchen den Gottesdienst des Pastors. Dieser ermutigt alle Anwesenden in diesen dunklen Zeiten selbst Licht zu sein. Und er erzählt von Jesus und erinnert an seine Worte: Wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Wenn dich dein Nachbar um ein Hemd bittet, dann gib ihm auch deinen Mantel.

Als wir im Anschluss im Haus des Pastors zum Tee eingeladen sind, beginnt er vom Krieg zu erzählen: „Die Stühle auf denen ihr sitzt sind die einzigen Überreste, die wir aus dem in Brand gesteckten Haus unseres Bischofs retten konnten. Aus Sicherheitsgründen halten er und seine Familie sich nun an verschiedenen Plätzen versteckt.“

Nach einer Pause fährt er fort: „Wisst ihr, dieser Krieg ist sehr viel komplizierter, als es scheint. Du weißt nie, welche Gruppe gerade hinter Dir her ist oder was ihre Absichten sind. Es ist ein Segen, dass meine Familie und ich noch am Leben sind.“ Er atmet tief, „Hinter unserer Kirche ist ein Flüchtlingscamp mit mindestens 28.000 Menschen. Doch sie sind dort nicht sicher, Rebellen könnten es jeden Moment überfallen.“

Während dieser Unterhaltung nimmt die Gewalt um uns herum ihren Lauf. Und sie kommt immer näher. Nach unseren Informationen finden bereits fünf bis zehn Kilometer von unserer Unterkunft entfernt schwere Kämpfe statt. In der Nacht wurde eine nahegelegene Kirche abgebrannt, immer wieder sehen wir ausgebrannte Autos.

Auch die Gewalt gegen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen steigt an. „Die Rebellen müssen entwaffnet werden. Wie kann es sein, dass ein jeder einfach herumläuft, sich bewaffnet und seine Mitmenschen angreift?“, fragte uns ein Polizist bei unserer Einreise. Ich konnte ihm keine Antwort geben.