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Es sind die schlimmsten Überschwemmungen in Serbien seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen: Tagelange Regenfälle setzten weite Teile des osteuropäischen Binnenstaates unter Wasser. Zehntausende Menschen haben ihr Zuhause verloren und warten in Notunterkünften auf Hilfe.

humedica reagierte umgehend und schickte ein Ersteinsatzteam in die betroffene Region. Mit von der Partie ist Medienkoordinatorin Martina Zelt. In ihrem Blog berichtet sie von der aktuellen Situation und wie humedica in Serbien hilft.

Tag 5 und 6 in Serbien - "Eine solche Verteilung habe ich noch nie erlebt!"

Als wir den Menschen sagen, dass wir aus Deutschland kommen und ihnen helfen wollen ihre Not ein wenig erträglicher zu machen, können sie es nicht fassen. Wir haben Essens- und Nahrungsmittelpakete sowie 9 Liter Wasser für sie. Einige beginnen zu strahlen, andere verlässt der verblüffte Gesichtsausdruck nicht, viele bitten uns herein und möchten uns zu dem einladen, was sie eben noch haben. Ein paar wenige können die Tränen nicht zurück halten. Dass jemand an sie denkt, von so weit weg!

Weinend erzählen uns die Betroffenen vor den Müllbergen ihrer Häuser ihre Geschichte. Sie haben kein Bett mehr, schlafen auf dem Boden, alles wofür zwei Generationen hart gearbeitet haben, ist weg, auf einen Schlag einfach verschwunden.

Der Schlamm klebt überall, sie haben Angst krank zu werden und es gibt kein Wasser zum Waschen. Selbst bei diesen Sorgen, in dieser Notlage wünschen sie uns immer wieder Gottes Segen und winken uns gerührt, als wir weitergehen. „Eine solche Verteilung habe ich noch nie erlebt“, erzählt Nina, unsere Projektkoordinatorin.

Bei Verteilungen nach einer Katastrophe, wenn großer Mangel herrscht, gibt es meist Konfliktpotential, denn jeder will etwas abbekommen. Menschen, die Hunger und Verlust erfahren haben, reagieren oft gereizt oder panisch, aus der Angst, nichts abzubekommen. Dieses Mal ist es anders. Die betroffenen Serben haben eine Ruhe und Besonnenheit, die uns die Sprache nimmt.

Zwei Familien nehmen das Essenspaket nicht an. Sie bräuchten es nicht ganz so dringend, lieber solle es jemand bekommen, der es nötiger braucht. Eine Erfahrung von Aufrichtigkeit und Zusammenhalt, die uns unter die Haut geht und motiviert weiter zu machen.

Eine ältere Frau hat von der Verteilung mitbekommen, ihr Sohn nimmt die Kartons entgegen. Sie ist im ersten Stock und will sich persönlich bedanken. Sie ist schwach und kann nur mit Stütze gehen. Da wir viele Familien besuchen, sind wir schon zwei Häuser weiter, als sie es aus dem ersten Stock zur Straße geschafft hat.

Sie möchte zu mir, läuft mit kleinen Schritten hinterher. Als ich die 78-jährige Frau im Nachthemd auf der Straße entdecke, eile ich zurück. Sie nimmt meine Hand „huala puna“„vielen lieben Dank“, das will sie mir und damit humedica persönlich mit auf den Weg geben.

Als die Flut kam, war sie im Erdgeschoss. Alleine. Das Wasser stieg in wenigen Minuten an. Sie saß im Sessel, konnte ohne Hilfe nicht aufstehen. Plötzlich reichte ihr das schlammfarbene Wasser bis zur Brust. Sie dachte sie würde ertrinken.

Ihr Sohn kam gerade noch rechtzeitig und brachte sie in Sicherheit, in den ersten Stock. Ich kann kaum glauben, was diese Frau erlebt hat. Ich spüre, dass unser Hygiene-Paket und die Nahrungsmittel helfen und Not lindern, doch allein die Tatsache, dass Menschen in Deutschland an sie gedacht haben, versetzt Berge und schenkt Hoffnung.

Viele Stunden haben wir gebraucht die Pakete zusammenzupacken, alles einzukaufen, zu verladen und nach Paracin zu bringen. Doch nun spüren wir: Alle Arbeit, jede Minute hat sich gelohnt. Das war die erste Verteilung, weitere sollen folgen. Wir arbeiten Tag und Nacht. Der nächste Koordinator ist bereits auf dem Weg. Der Einsatz soll Menschen unterstützen, die bei dem großen Ausmaß der Katastrophe bisher noch nicht bedacht wurden, die dringend auf Hilfe warten.

Diese Hilfe zu bringen, liegt uns am Herzen. Viele Menschen warten noch immer auf Hilfe.

humedica e. V.
Stichwort "Überschwemmungen Serbien"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren