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Es sind die schlimmsten Überschwemmungen in Serbien seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen: Tagelange Regenfälle setzten weite Teile des osteuropäischen Binnenstaates unter Wasser. Zehntausende Menschen haben ihr Zuhause verloren und warten in Notunterkünften auf Hilfe.

humedica reagierte umgehend und schickte ein Ersteinsatzteam in die betroffene Region. Mit von der Partie ist Medienkoordinatorin Martina Zelt. In ihrem Blog berichtet sie von der aktuellen Situation und wie humedica in Serbien hilft.

Tag 4 in Serbien - Zuhören und Anteil nehmen

"In Paracin, einer Stadt im Zentrum Serbiens, ist das Wasser zwar zurückgegangen, doch die braune, schlammfarbene Brühe klebt noch immer an allen Ecken und Enden. Die Wasserreste laufen langsam in den Abfluss zurück. Ein beißender Geruch liegt in den Häusern und auf der Straße.

Drei Tage lang gab es in der gesamten Stadt keinen Strom. Sauberes Wasser ist nach wie vor Mangelware. Für die Bewohner von Paracin ist es schwierig sich gegen die Keime in dem dreckigen Wasser zu wehren, doch die Verteilung unserer Hygieneartikel kann hier vieles retten.

Helena ist gerade dabei ihr Haus und ein paar Möbel zu reinigen. Sie humpelt auf mich zu. Ihr Bein schmerzt. Sie sei ausgerutscht im Schlamm und kann seitdem nicht mehr auftreten, erzählt sie mir. Dennoch ruht sie sich nicht aus und versucht Ordnung in die Situation zu bringen. Wie auch alle anderen hier. Die ruhige Energie und die Besonnenheit der Menschen bewegen mich.

In einer Straße, in der sich große Müllberge mit verschlammten Einrichtungsgegenständen, Kuscheltieren und Kleidung türmen, stand das Wasser über eineinhalb Meter hoch. Manche der Menschen schwammen von Haus zu Haus, um zu den Nachbarn zu kommen, denn einige der Bewohner sind alt und wohnen im Erdgeschoss.

Helena zeigt uns die Fotos, die sie gerade noch aus ihrem Wohnzimmer retten konnte. Bilder ihrer Eltern und Kindheit, alles unersetzbare Erinnerungsstücke. Doch all die anderen Dinge sind kaputt. Ob sie ersetzt werden können bleibt ungewiss. Wie so viele hier hat Helena keine Versicherung, für die Einrichtung ihrer Wohnung musste sie jahrelang sparen.

Im Haus gegenüber wohnt Alexander mit seiner Familie. Er kommt aus dem Kosovo und musste im Krieg fliehen und alles zurücklassen. In Paracin hat er sich mühsam ein neues Leben aufgebaut. Nun trifft ihn das Schicksal ein zweites Mal und alles ist kaputt. In nur wenigen Minuten, in denen das Wasser ihr Haus überflutete, war alles weg. Alexander räumt weiter auf, wirft ehemalige Wertgegenstände in die Schubkarre und bringt sie vor das Haus. Bereits jetzt befindet sich dort ein riesiger Berg kaputter Dinge.

In Paracin kommt nur wenig Hilfe von außen, weshalb wir hier Lebensmittel und Hygienekits an die betroffenen Familien verteilen. Ihren Verlust können wir nicht wettmachen, aber wir haben die Chance die erste Not zu lindern. Außerdem nehmen wir uns die Zeit den Menschen zuzuhören und Anteil zu nehmen. Denn in einer Katastrophe zählt nicht nur die materielle Unterstützung, in manchen Begegnungen sind eine Umarmung und ein offenes Ohr zunächst heilsamer als alle Güter dieser Erde."

Liebe Freunde und Förderer, es wird noch ein langer Weg sein, bis die Menschen in Serbien zur Normalität zurückkehren können. Bitte helfen Sie uns diesen Weg zu verkürzen und unterstützen Sie unsere Hilfsmaßnahmen mit einer wertvollen Spende. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Überschwemmungen Serbien"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren