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Es sind die schlimmsten Überschwemmungen in Serbien seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen: Tagelange Regenfälle setzten weite Teile des osteuropäischen Binnenstaates unter Wasser. Zehntausende Menschen haben ihr Zuhause verloren und warten in Notunterkünften auf Hilfe.

humedica reagierte umgehend und schickte ein Ersteinsatzteam in die betroffene Region. Mit von der Partie ist Medienkoordinatorin Martina Zelt. In ihrem Blog berichtet sie von der aktuellen Situation und wie humedica in Serbien hilft.

Tag 2 in Serbien - Weitermachen, so gut es eben geht

„Eine gespenstische Ruhe liegt über dem Ort. In Svilaijnac, einem 10.000 Einwohner zählenden Ort im Zentrum Serbiens geht das Wasser langsam zurück. Innerhalb weniger Stunden liefen Keller voll und die Erdgeschosse der Menschen füllten sich von Minute zu Minute mehr. Am Ende stand es bis zu zwei Meter hoch.

Heute, zwei Tage später liegt eine eigenwillige Ruhe in der Luft. Die Menschen versuchen ihre Lage zu akzeptieren und machen weiter. So gut es eben geht. Ich begegne vielen traurigen und leeren Blicken.

Unser Team arbeitet unter Hochdruck und bereitet Verteilungen von Hilfsgütern an besonders Betroffene vor. Wasser ist auch hier Fluch und Segen. Die Menschen brauchen dringend Trinkwasser, doch die Wassermassen der Fluten haben große Teile des Landes, der Häuser und der Orte des Zusammenseins zerstört.

Alexander, erzählt mir, von dem Moment, in dem die Überschwemmung kam. Es geschah alles mitten in der Nacht, gegen zwei Uhr. „Ich wachte auf, da ich von allen Seiten dieses Geräusch von Wasser hörte. Ich wusste nicht, was das sein würde. Es war überall, ich hörte das Wasser fließen. Dann ging ich nach draußen, um nachzusehen. Erst reichte mir das Wasser bis zu den Knien, wenig später bis zur Hüfte, als es mir dann bis zur Brust ging, bekam ich Angst.“

Da es keine Vorwarnung gab, waren die Menschen völlig unvorbereitet. Besonders schlimm für Alexander: Er ist Musiker, lebt von und mit seinen Instrumenten, dem Klavier und der Ziehharmonika. Seit der Flut ist seine ehemalige Einkommensquelle zu morschem Holz geworden. Wie es nun weitergeht, weiß er nicht.

Geschichten, wie die von Alexander, gibt es viele. Hier in Svilaijnac und besonders weiter im Westen des Landes. Je ärmer die Bevölkerung, desto härter trifft es die Menschen. Der 33-jährige Jovica erzählt, dass er durch die Fluten alles verloren hat. Einfach alles, das was er noch hat, trägt er am Körper. Er wohnte im Erdgeschoss. All sein Besitz ist zerstört.

Zusammen mit seiner fünfjährigen Tochter und seiner Frau retteten sie sich zu Freunden, nun wohnen sie bei Verwandten, sind auf Hilfe angewiesen. Jovica sagt, dass Nahrung knapp werde. Die Geschäfte hatten ihre Ware im Erdgeschoss, das Wasser durchdrang hier jeden Winkel. Das schlimmste sei der Moment nach der Flut gewesen. „Dann wartet man, was passiert.“ Die Angst vor weiteren Wassermassen lässt Jovica nun schwer einschlafen.

Die Grundschule in Svilaijnac hat es besonders hart getroffen. Sie liegt etwas tiefer. Neben ihr war ein Spielplatz; von ihm ist nichts mehr zu sehen. Der Platz ist ein See aus braunem, schlammigem Wasser. Im gelben Schulgebäude steht das Wasser noch immer einen Meter hoch.

Wo gehen die Kleinen nun zur Schule frage ich mich. Die Menschen sind vor große Herausforderungen gestellt, die wirtschaftliche Lage ist besonders in ländlicheren Gegenden, wie hier, brüchig.

Bei unserem Treffen mit Vertretern des Koordinierungsteams der Regierung ist diese Anspannung deutlich zu spüren. Wir erfahren große Dankbarkeit für unser Dasein, unsere Arbeit. Vladimir Bosovic, der stellvertretende Innenminister ist tief besorgt: „Das ist wirklich eine schwere Situation, ein absoluter Notstand.“

Er sorgt sich besonders um die ärmere Bevölkerung und die Sinti und Roma in Obrenovac, deren Häuser meist schlecht befestigt sind. „Sie sind nun in einer verheerenden Lage.“

Wir möchten diejenigen unterstützen, die besonders hart getroffen wurden. All die Menschen ohne Perspektive, deren leere Gesichtsausdrücke ich nicht vergesse. Hilfsgüter sind dringend nötig. Neben Wasserpumpen und Sandsäcken, mangelt es an Desinfektionsmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung, Decken und Nahrung.“

Bitte unterstützen Sie unser Engagement in Serbien und stehen Sie den Betroffenen mit einer konkreten Spende bei. Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Überschwemmungen Serbien"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren