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Es sind die schlimmsten Überschwemmungen in Serbien seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen: Tagelange Regenfälle setzten weite Teile des osteuropäischen Binnenstaates unter Wasser. Zehntausende Menschen haben ihr Zuhause verloren und warten in Notunterkünften auf Hilfe.

humedica reagierte umgehend und schickte ein Ersteinsatzteam in die betroffene Region. Mit von der Partie ist Medienkoordinatorin Martina Zelt. In ihrem Blog berichtet sie von der aktuellen Situation und wie humedica in Serbien hilft.

Tag 1 in Serbien - „Viele haben doch noch geschlafen!“

„Obrenovac ist eine der Städte, die wohl am heftigsten von den Überschwemmungen getroffen wurde. Sie befindet sich noch mitten in der Evakuierung. Alle müssen raus. Die Flut kam einfach zu schnell. Keiner hatte das erwartet. Nicht so, nicht so viel Wasser. Die Situation ist angespannt und verwirrend.

Milos, ein müde aussehender Mann, berichtet mir, dass er geholfen hat Sandsäcke für die Schutzmaßnahmen zu stapeln und später Menschen aus der Stadt zu bringen. „In der Stadt ist das Wasser so hoch!“ Hilflos versucht er mir mit den Händen den Höchststand anzuzeigen. Unmöglich. Mehr als drei Meter steht das Wasser. „Es ist überall.“ Teile der Stadt wurden nachts von den Fluten erreicht und beinahe verschlungen. Gegen vier Uhr stieg das Wasser rasant. „Viele haben doch noch geschlafen!“, berichtet Milos.

„Einige Menschen wollen ihr Zuhause nicht verlassen. Sie haben Angst noch mehr zu verlieren und bleiben in den oberen Stockwerken ihrer überfluteten Häuser“, berichtet ein Rettungshelfer. Eine komplette Stadt steht plötzlich einfach unter Wasser, die Erdgeschosse werden derzeit von Tauchern abgesucht.

Viele der Betroffenen werden nach Belgrad gebracht. In der 30 Kilometer entfernten Hauptstadt wurden Turnhallen zu provisorischen Auffanglagern mit medizinischer Erstversorgung umgestaltet. Gerade kommt ein Ehepaar aus Obrenovac an. Sie mussten fliehen und alles zurücklassen. „Wir haben Hunger, sind aber dankbar, dass wir zusammen sind“, berichtet der Mann. Mehr sagt er nicht. Er hat einen leeren Gesichtsausdruck, isst das Stück Brot, das ihm die Helfer gegeben haben.

Eine freiwillige Helferin namens Maria ist verzweifelt. Sie weint. Ein kleiner Junge, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, sitzt auf ihrem Schoß. Er reagiert nicht wirklich auf das Geschehen. Nach gutem Zureden, isst er etwas von seinem Joghurt. Der Blick bleibt leer.

Wo seine Eltern sind, weiß keiner. Er wurde nach der Evakuierung in die Auffanghalle gebracht. Die junge Helferin ist völlig aufgelöst: „Was machen nur all die Menschen und die Kinder, die ihre Eltern nicht mehr finden? Wo sollen sie hin?“ Fragen, die momentan niemand beantworten kann.

Nicola, ein weiterer Helfer, berichtet, dass in der Halle vor allem Essen benötigt wird. „Die Menschen, die ankommen, haben Hunger und sind kraftlos.“ Nicola hilft, wie viele andere, freiwillig. „Das versteht sich von selbst. Ich habe mich gefragt wie ich mich nun fühlen würde, wenn mein Zuhause zerstört wäre und was ich dann bräuchte. Ich komme aus Belgrad, mein Zuhause ist unversehrt. Da ich helfen kann, helfe ich.“

Die meisten Menschen, die hier ankommen stehen unter Schock und fragen nach Angehörigen. Nicola berichtet von Frauen, die nach ihren Männern suchen. Da man Kinder und Frauen als erstes evakuierte, wurden manche Familien voneinander getrennt.

Ich frage Nicola wie die Menschen aus ihren Häusern geholt werden. Diesmal lächelt er ein wenig. „Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Mit allem, was wir haben! Helikopter, Boote, dann Busse, einfach alles.“ Was weiter besonders benötigt wird kann noch nicht genau abgeschätzt werden. Viele Menschen sprechen von großem Bedarf an Wasser, Essen, Decken, Kleidung. All das für Zehntausende.

Der Regen hat aufgehört und wir hoffen, dass sich die Lage bald entspannt. Obrenovac ist nur 30 Kilometer von Belgrad entfernt. Doch ich frage mich was mit den ländlichen Gebieten des Landes passiert, die maßgeblich von den Fluten betroffen sind. Sind dort schon Helfer? Wie hoch steht das Wasser? Was können wir tun?“

Liebe Freunde und Förderer, bitte unterstützen Sie unsere Hilfsmaßnahmen in Serbien mit einer konkreten Spende und stehen Sie Menschen in Not bei. Herzlichen Dank!

humedica e. V.
Stichwort "Überschwemmungen Serbien"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren