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Zwischen tausenden Obdachlosen, die bereits Hilfe in Form eines Zeltes bekommen haben, sitzen immer noch viele Familien ohne jeglichen Unterstand an den erhöhten Straßenrändern und Inselgruppen, umgeben von den Wassermassen der vergangenen Flut.

31.07.07, 21.28 Uhr, Shadadkot

Heute fahren wir in zwei Gruppen die Straßen der Gegend Shahdadkot nahe der Grenze Baluchistans zu Jhal Magsi ab. Dabei verteilen wir unsere Güter gezielt an die Familien, die bisher noch keine Hilfe bekommen haben: Moskitonetze, Seife, Reis und Milch für die kleinen Kinder. Ein durchaus gefährliches Unterfangen, weil diese Menschen seit Wochen existenzieller Not und damit unvorstellbarem emotionalem Stress ausgesetzt sind und bei Nichtberücksichtigung schnell aggressiv werden. Es ist uns bewusst, dass wir nicht allen helfen können.

Wir erreichen einige Inselgruppen über notdürftig gebaute Brücken. Das Chaos in den Dörfern erinnert mich an die schrecklichen Bilder der Zerstörung aus den Tsunami-Regionen 2004. Viele aus Lehm gebauten Häuser sind komplett zerstört. Tiere und Menschen leben inmitten eines Schlachtfelds aus Bauschutt, zerbrochenen Möbeln, Schlamm und Tierkot.

Schmutzige Hände mit entzündeten Hautausschlägen werden mir entgegen gestreckt, um mich zu begrüßen. Um ihre Gastfreundschaft zu respektieren, erwidere ich diese nette Geste mit einem festen Händedruck und einem freundlichen Lächeln.

Ein in ein Tuch eingehüllter vierjähriger Junge mit Fieber wird zu mir getragen. Seinem Zustand nach zu urteilen wirkt dieses abgemagerte Kind wie ein lange vernachlässigter Zweijähriger. Er isst, läuft und reagiert nicht. Ich schaue auf seine Finger dünnen Beine, sein mageres Gesicht und seinen schmutzigen Brustkorb, auf dem sich die kleinen Rippen viel zu deutlich abzeichnen.

Auf Nachfrage wird mir erklärt, dass es in dieser Gegend weder einen Arzt, noch überhaupt eine medizinische Versorgung gibt. Die Bauern seinen zu arm, um sich in den größeren Städten die Behandlungskosten leisten zu können.

Später treffen wir einen älteren Mann auf einem Bambusbett in der prallen Sonne. Er krümmt sich vor Schmerzen. Auf seinem Rücken klaffen mehrere große Wunden, der Mann hat keine Kraft mehr, sich gegen die vielen Fliegen zu wehren, die seine Verletzungen malträtieren. Die gewaltigen Fluten brachten sein Haus zum Einsturz; dabei wurde er von einstürzenden Balken schwer verletzt und wartet seit diesem Tag auf Hilfe.

Einen englischsprachigen Kurzfilm zum Einsatz finden Sie auf der Internetseite unserer Partnerorganisation OPERATION BLESSING ("Pakistan Floods").

Wenn Sie unseren Nothilfe-Einsatz in Pakistan unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier. Vielen herzlichen Dank.