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Seit Oktober des vergangenen Jahres arbeitet humedica in der kleinen Stadt Presevo an der serbisch-mazedonischen Grenze und sichert dort die ">medizinische Versorgung von Flüchtlingen. Im Team vor Ort ist auch die 26-jährige Schweizerin Karin Frischknecht, die sich um die Koordinierung der medizinischen Hilfe kümmert. In ihrem aktuellen Bericht gibt sie uns einen Einblick, wie sich die aktuelle Situation entlang der Balkanroute für Helfer und Flüchtlinge gestaltet.

„Seit April bin in nun als Koordinatorin für humedica im Einsatz in Serbien und sehe tagtäglich, wie wertvoll die Arbeit der Helfer hier ist. Trotz des EU-Beschlusses, die Balkanroute für Flüchtlinge offiziell als geschlossen zu erklären, blieb der Hilfsbedarf an den Brennpunkten weiterhin vorhanden und zeigt sich unserem Team tagtäglich im Flüchtlingslager von Presevo.

Obwohl die Route von Griechenland über Mazedonien offiziell als nicht passierbar gilt, erreichen täglich neue Flüchtlinge unseren Standort. Sie haben die griechische Grenze illegal überquert und sind dann den weiten Weg durch die Berge und Wälder Mazedoniens zu Fuß gelaufen oder sind durch die Bezahlung horrender Beträge an Schmuggler anderweitig nach Serbien gelangt. Es verwundert also nicht, dass uns die Menschen häufig in einem schlechten Zustand, ausgehungert und dehydriert erreichen.

Die Flüchtlinge in Presevo sind bunt gemischt. Es gibt Kinder jeden Alters, Familien, allein reisende Mütter oder junge Erwachsene. Sie alle sind auf dem Weg nach Europa und haben die Hoffnung im Gepäck, dort etwas Besseres zu finden, als das, was sie in ihrer Heimat zurückgelassen haben. Viele Menschen erzählen unserem Team die intimsten Momente ihrer Reise und die schrecklichsten Erlebnisse aus ihrer Heimat. Neben der Versorgung von Wunden und Krankheiten, benötigen die Flüchtlinge deshalb vor allem tröstende Worte und neue Hoffnung.

Sie sind dankbar, ihre illegale Reise bis nach Serbien sicher überstanden zu haben und jetzt an einem Ort zu sein, wo sie sich sicher fühlen können, wo ärztliche Versorgung und Duschen vorhanden und vermeintlich alltägliche Situationen wie das gemeinsame Essen an einem Tisch wieder möglich sind. Doch es bleibt der Wunsch, Europa so schnell, wie möglich, zu erreichen. Fast jeder Flüchtling hat bereits ein Familienmitglied irgendwo in Europa, es gibt Frauen, die ihren Männern hinterher reisen und Männer, die ihre verlorenen Familien fieberhaft in Europa finden möchten.

Unsere kleine Klink im Camp empfängt täglich Patienten von 11 bis 19 Uhr und genießt wegen der familiären Atmosphäre und der fürsorglichen Betreuung unserer lokalen Mitarbeiter einen guten Ruf unter den Flüchtlingen. Ein besonderer Fokus unserer Arbeit gilt natürlich unseren kleinsten Besuchern. Verängstigte und weinende Kinder werden von unseren Ärzten mit Ballons oder Bonbons getröstet. Hin und wieder bleiben auch kleine neugierige Patienten zurück, die sich gerne selbst einmal als Arzt versuchen würden. Diese Momente sind immer eine willkommene Abwechslung in unserem anstrengenden Klinik-Alltag.

Da viele Menschen einige Zeit in Presevo bleiben, bevor sie ihren Weg gen Westen fortsetzen, kennen unsere Mitarbeiter schon die Namen der Patienten und können ihre Krankheits- und Behandlungsverläufe bestmöglich evaluieren. Für alle, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, machen wir auch kurze Hausbesuche in den provisorischen Unterkünften der Flüchtlinge.

Doch natürlich gehören auch Abschiede zu unserem Alltag. Man wünscht sich gegenseitig alles Gute, bedankt sich in den verschiedensten Sprachen, winkt zum Abschied und kümmert sich dann um die nächsten, neu angekommenen Menschen, die auf unsere Hilfe warten.“

Dieses Projekt wird umgesetzt mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.