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Schutz gegen Regen und Sonne über dem Kopf. Einen Platz zum Schlafen und etwas zu Essen. Bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen können. Aufwachsen in einer freundlichen, liebevollen und fürsorglichen Umgebung. Die Möglichkeit, durch den Zugang zu Bildung aus der Perspektivlosigkeit auszubrechen und Grundlagen für eine bessere Zukunft zu schaffen. Das sind ein paar der Dinge oder Umstände, die für die Opfer der Jahrhundertflut in Pakistan vor anderthalb Jahren noch in scheinbar unerreichbarer Ferne lagen.

Im Sommer 2010 hat rund ein Fünftel der Landfläche Pakistans unter Wasser gestanden. 20 Millionen Menschen waren von den Auswirkungen der verheerenden Überschwemmungen unmittelbar und noch dazu auf vielfältige Weise betroffen - sie hatten nicht nur ihr Obdach, ihr Hab und Gut verloren, sondern obendrein mit der zerstörten Infrastruktur und Ernteausfällen zu kämpfen.

In Sukkur war der Fluss Indus verantwortlich für die Flut. Der Indus fließt durch die südpakistanische Stadt und an dessen Ufer leben tausende Menschen in Slumhütten. Sie hat es besonders schwer getroffen: Bereits vor der Flut lediglich mit dem Nötigsten versorgt und auf die Hilfe der humedica-Partnerorganisation RSCP (Riverside Slum Children Project) angewiesen, war ihre Lage nach dem Übertreten der Ufer verheerend und schien im ersten Moment gar aussichtslos.

Mit einer ersten Unterkunftsmöglichkeit, geregelten Mahlzeiten und stets einem offenen Ohr standen die Mitarbeiter des RSCP seit dieser schlimmen Stunde Null, die für alle Betroffenen einen Neuanfang bedeuten musste, an der Seite der mehr als tausend Opfer.

Dank der Unterstützung der Kindernothilfe, mit der humedica bereits mehrfach zusammengearbeitet hat, konnten die lokalen Mitarbeiter bereits in dieser schweren Zeit 15 so genannte „Child Friendly Spaces“ (kinderfreundliche Orte) errichten. Dort konnten die Kinder die nicht selten traumatischen Eindrücke der Katastrophe spielerisch verarbeiten, bekamen regelmäßig Mahlzeiten und hatten einen Ort zum Spielen und Lernen.

humedica gelang es, die oft stark unterernährten Kinder durch die Gabe hochkalorischer Spezialnahrung für ihren Alltag zu stärken. Mehr als 1.000 Mädchen und Jungen besuchten diese Einrichtungen und verbrachten die Tage an einem Ort der Geborgenheit und des Schutzes. Medizinische Versorgung erhielten sie, wenn nötig, von den humedica-Ärzteteams, die seit Anfang September 2010 in Pakistan tätig waren.

Mithilfe mobiler Kliniken konnten 2.700 betroffene Menschen von den humedica-Einsatzkräften medizinisch versorgt werden. Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählten Hautinfektionen mit eitrigen Abszessen, Augenerkrankungen und Beschwerden der Atemwegsfunktionen durch die ständige Feuchtigkeit. Nicht selten befanden sich die Patienten in einem geschwächten Allgemeinzustand, der mitunter auf die unhygienischen Bedingungen in den Lagerstätten zurückzuführen war.

Immer wieder trafen die behandelnden medizinischen Kräfte auf unterernährte Kinder, die umgehend in ein Krankenhaus transportiert und dort mit spezieller Nahrung verköstigt wurden. Nach Abschluss der Katastrophenhilfe lag das Augenmerk der Ärzteteams auf der Verbesserung der Versorgungslage für eben jene unterernährten Kinder.

Gemeinsam mit dem lokalen Partner RSCP wurden Nahrungsmittel und spezielle Zusatznahrung für mangel- und unterernährte Kinder aus fünf der 15 Kinderstätten sowie Lebensmittelrationen für 300 Familien bereitgestellt. Darüber hinaus hat humedica den Opfern der Flut 150 Betten in provisorischen Unterkünften zur Verfügung gestellt.

Zusätzlich sind mit der Errichtung der "Child Friendly Spaces" Orte und Räumlichkeiten geschaffen worden, die den Kindern einen sicheren Rückzugsort boten, an dem sie das Erlebte verarbeiten konnten. Die Mitarbeiter des RSCP unterstützten die Mädchen und Jungen allerdings nicht nur bei der Traumabewältigung, sondern erteilten den Kindern auch altersgerechten Unterricht. Zusehends gelangten die unterernährten Kinder wieder zu Kräften.

„Die gemeinsamen Mahlzeiten mit den Kindern haben sich sehr positiv auf ihre Gesundheit und ihre Einstellung ausgewirkt“, freut sich RSCP-Leiter Munawar Gill. „Insbesondere bei den vorher geschwächten Mädchen und Jungen sah man die Veränderung: Unmittelbar nach der Flut konnten sie sich wegen der Unterernährung nicht konzentrieren. Durch die Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln haben sie sich neben der medizinischen Verbesserung auch bei ihrer Konzentration verbessert und lernten gerne - eine zukunftsverändernde Entwicklung.“

Die unmittelbar eingeleiteten Maßnahmen zur Katastrophenhilfe im Sommer 2010 (medizinische Soforthilfe, Verteilung von Planen, Lebensmitteln und ersten notwendigen Gütern des Alltags) sind in ein langfristiges Ernährungsprojekt gemündet, welches humedica und RSCP nun abschließen konnten.

Mit Ihrer Hilfe, liebe Freunde und Förderer, erhielten zahlreiche mangel- und unterernährte Kinder die notwendige stärkende Nahrung und vor allem auch Zuwendung. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!