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Die Suche nach dem Ich

Es gibt sie mehr und mehr: Menschen, die ihre eigene Sub-Kultur entwickeln. Die sogenannten „Third Culture Kids“ (übers.: Kinder einer dritten Kultur) zeichnet die Besonderheit aus, in verschiedenen Kulturen aufgewachsen zu sein und somit eine vielfältige Prägung erfahren zu haben. Die „globalen Nomaden“ (engl.: global nomads), wie sie auch bezeichnet werden, stehen oftmals zwischen zwei oder mehreren Welten. Die Frage nach der eigenen Identität, dem Ich, ist diffuser und komplexer, als jene der Menschen mit fester Kulturzugehörigkeit und einer festen Heimat, in der sie aufgewachsen sind.

Durch die Weiterentwicklung gesellschaftlicher Strukturen, die immer internationaler werden und Zuwachs aus unterschiedlichsten Kulturen der Welt bekommen, wie beispielsweise einzelne Firmen oder ganze Städte, wird die globale Vernetzung immer stärker. Multikulturalität wird in der Gesellschaft immer üblicher, auch bei Privatpersonen ist der Trend zum interkulturellen Austausch und dazu, lebensabschnittsweise in anderen Ländern oder Kontinenten zu leben, deutlich festzustellen.

Diese gesellschaftliche Entwicklung bringt es mit sich, dass immer mehr Menschen in eine Kultur hineingeboren werden und in einer ganz anderen aufwachsen. Im anderen Falle werden sie bereits sogar in eine kulturgemischte Familie hineingeboren, was eine weitere Kultur zur Identität der Person beifügt.

Wer ist nun ein „Third Culture Kid“?

Per Definition versteht man unter dem Begriff „eine Person, die einen signifikanten Teil ihrer Entwicklungsjahre außerhalb der Kultur ihrer Eltern gelebt hat.“ (Pollock & Van Reken, 1999)

Ein Kennzeichen der „Third Culture Kids“ ist oft eine Umtriebigkeit, die sie rastlos von einem Land zum anderen ziehen lässt. Nicht zuletzt aufgrund ihrer eigenen multikulturellen Identität sind sie meist anderen Ländern aufgeschlossener und an anderen Kulturen interessierter, als ihr „monokultureller“ Bekanntenkreis; ein weiterer Aspekt, der einem „Third Culture Kid“ das Leben oftmals schwerer macht. Auch weil sie oft nur vorübergehend ein paar Jahre in einem Land leben, fühlen sie sich von ihren lokalen Freunden nicht selten unverstanden, in deren Land sie einen Teil ihres Lebens verbringen.

Ein weiteres Merkmal ist oftmals ihre Mehrsprachigkeit. Da die „Third Culture Kids“ oft schon mit Mutter und Vater zwei verschiedene Sprachen sprechen und in einem Land dritter Sprache aufwachsen, oder aber Teile ihrer Entwicklungsjahre bereits in verschiedenen Sprachkulturen leben, ist vielen von ihnen das Privileg der Mehrsprachigkeit bereits in die Wiege gelegt.

Ein schönes, passendes Gedicht dazu von Whitni Thomas (1991)
(„Colors“ aus dem Englischen übersetzt:)

Ich wuchs auf in einem Gelben Land.
Aber meine Eltern sind Blau.
Ich bin Blau.
Oder zumindest ist es das, was sie mir gesagt haben.
Aber ich spiele mit den Gelben.
Ich ging zur Schule mit den Gelben.
Ich sprach die Gelbe Sprache.
Ich habe mich sogar wie die Gelben angezogen und sah aus wie die Gelben.
Dann zog ich in das Blaue Land.
Jetzt gehe ich in die Schule mit den Blauen.
Ich spreche die Sprache der Blauen.
Aber tief in mir drin ist etwas Gelbes.
Ich liebe das Blaue Land.
Aber auf meinen Wegen sind Gelbe Flecken.
Wenn ich im Blauen Land bin,
will ich Gelb sein.
Wenn ich im Gelben Land bin,
will ich Blau sein.
Warum kann ich nicht beides sein?
Ein Ort, an dem ich Ich sein kann.
Ein Ort, an dem ich Grün sein kann.
Ich will doch nur Grün sein.

Die Fortsetzung unserer Themenreihe „Third Culture Kids“ - Kulturenclash in der eigenen Identität folgt!

Für diesen Artikel wurden Informationen aus folgenden Quellen herangezogen:
„Third Culture Kids“ von Lesley Lewis; http://wanjennifer.tripod.com