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Zwei starke Erdbeben mit einer Stärke über 7.0 auf der Richterskala und ein anschließender Tsunami hatten Ende September innerhalb kürzester Zeit für massive Zerstörung auf der indonesischen Insel Sulawesi gesorgt. humedica schickte sofort ein mobiles Einsatzteam los, um die lokale Partnerorganisation Karya Alpha Omega Foundation bei der medizinischen Versorgung und dem Bereitstellen von wichtigen Hilfsgütern zu unterstützen. Yvonne Michel reiste als Koordinatorin ins Katastrophengebiet und betreut seit ihrer Rückkehr die weiteren Hilfsmaßnahmen aus der humedica-Zentrale in Kaufbeuren.

Liebe Yvonne, Du warst selbst Teil des dreiköpfigen humedica-Teams, das direkt nach dem Erdbeben und Tsunami nach Sulawesi gereist ist. Wie hast Du diesen Einsatz erlebt?

humedica ist mit dem Auftrag den lokalen Partner Karya Alpha Omega Foundation zu unterstützen nach Sulawesi gestartet. Dabei lag der Fokus auf einer Bedarfsanalyse als Grundlage für weitere, zielgerichtete Hilfsmaßnahmen, die parallel zur medizinischen Versorgung der Partnerorganisation liefen.

Es machte sehr viel Spaß mit den Kollegen von Alpha Omega zusammenzuarbeiten. Wir hatten eine unglaublich gute Atmosphäre im Team. Unsere schnellen Hilfsmaßnahmen wären ohne den Partner nicht möglich gewesen. Sie waren in sprachlicher und logistischer Hinsicht eine nicht wegzudenkende Komponente. Nicht zu vergessen sind der kulturelle Aspekt und das lokale Wissen, das bei Hilfsmaßnahmen eine große Rolle spielt. Alpha Omega hat damit den essenziellen Link zwischen uns und der lokalen Bevölkerung hergestellt.

Wir haben gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung in einer Bedarfsunterkunft gelebt. Die Gastfreundschaft war beeindruckend. Man teilte mit uns das wenige Essen und Wasser, das geblieben war – ohne zu wissen, wann die Läden wieder öffnen und Nachschub eintreffen würde. Die Menschen waren stets freundlich und optimistisch, obwohl sie Hab und Gut sowie Angehörige verloren hatten.

Dies sind absolut bereichernde Eindrücke, die ich gerne mit nach Hause nehme. Der Überlebenswille und die Dankbarkeit in Regionen größter humanitärer Not und Armut greifen mich immer wieder erneut. Da relativieren sich die kleinen Wehwehchen aus dem eigenen Alltag sofort und man schätzt die selbstverständlichen Dinge zu Hause gleich wieder ganz anders.

Ich freue mich, dass ich die zuständige Projektbetreuerin für weitere Maßnahmen sein darf. In der Nothilfephase persönlich vor Ort gewesen motiviert zusätzlich dabei, ein längerfristiges Projekt im Wiederaufbau mit auf den Weg zu bringen und die Betroffenen wieder in ein geordnetes Leben zu begleiten, das nicht mehr aus zusammengebrochenen Häusern und Improvisation besteht, sondern aus Sicherheit und Alltag.

Zurück in Deutschland bist Du weiterhin eng in Kontakt mit dem Team unserer lokalen Partnerorganisation Karya Alpha Omega Foundation. Wie sieht für sie die Arbeit in Indonesien derzeit aus?

Die akute Nothilfephase wurde offiziell am 26.10.2018 von der Regierung beendet. Kurz darauf hat unsere Partnerorganisation ihr medizinisches Personal zurückgezogen. Sie waren fast einen kompletten Monat vor Ort und haben vor allem in den abgelegenen Dörfern im Hinterland behandelt, wo die Hilfe leider weniger stark vertreten war. humedica hat dafür Medizin und Equipment zur Verfügung gestellt.

Begleitend wurden sogenannte „Tarpaulins“ verteilt. Dies sind große Plastikplanen, aus denen individuelle Notunterkünfte errichtet werden können. Zusätzlich hat humedica Hygienesets mit wichtigen Utensilien wie Seife, Shampoo, Zahnbürste und -pasta sowie Handtüchern und Windeln zusammengestellt und durch den Partner an die Betroffenen verteilt. Die Verteilungen laufen derzeit noch. Dabei achtet man sehr auf den konkreten Bedarf, um die Region nicht mit Hilfsgütern zu überschwemmen, die nicht benötigt werden.

Ein medizinisches Team von Alpha Omega ist zudem auf Abrufbereitschaft, falls sich die gesundheitliche Situation wieder verschlechtern sollte.

Unsere geschätzte Kontaktperson und Leiterin von Alpha Omega, Non Rawung, ist gerade selbst nach Palu gereist und verschafft sich derzeit persönlich einen Überblick. Sie führt Gespräche mit der Regierung und möglichen Projektpartnern.

Die akute Einsatzphase ist also vorbei. Wie geht es jetzt weiter?

Nach der akuten Nothilfephase in einer Katastrophe flachen die Hilfsmaßnahmen oftmals ab und die Bevölkerung ist plötzlich auf sich allein gestellt. Dies ist nicht im Interesse von humedica und unserem Partner Alpha Omega. Wir möchten uns in der Übergangshilfe und im Wiederaufbau engagieren und damit einen nachhaltigen Beitrag vor Ort leisten. Dazu ist es natürlich wichtig, im Einklang mit der Regierung und den lokalen Koordinierungsmechanismen zu arbeiten. Nur so erfolgt abgestimmte und bedarfsorientierte humanitäre Hilfe.

Sobald unser Partner Alpha Omega mit einem konkreten und von der Regierung abgestimmten Vorschlag an uns herantritt, legen wir mit der Umsetzung los. humedica ist bereit. In diesem Zuge möchte ich mich auch bei den zahlreichen Spendern bedanken. Ohne sie wären die bisherigen Nothilfemaßnahmen und ein Projekt im Wiederaufbau nicht möglich.

Vielen herzlichen Dank auch von uns an unsere Unterstützer, und an Dich, Yvonne, für Deinen Einsatz und das Gespräch!