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Fachkompetenz, Auslandserfahrung, Führungserfahrung und ein geistliches Anliegen – all das hätte er, wurde dem neuen humedica-Vorstand Bernd Weber bei seiner Bewerbung gesagt. Doch wie kam es dazu? Und wer ist der Mensch hinter der Berufserfahrung?

Ein ordentlicher Arbeitsplatz, Papiere auf dem Schreibtisch, einige Pflanzen im Raum und an der Wand eine Collage mit vielen Leuchttürmen – das Büro von Bernd Weber wirkt einladend und freundlich. Gut gelaunt öffnet er die Tür. Ein Blick in das Gesicht des neuen humedica-Vorstandes: Hinter der schwarzen Brille mit den großen runden Gläsern umrunden Lachfältchen die Augen und Weber strahlt seinen Besuch an. Gleich von Anfang an wird klar, dass Weber Freude hat, an dem was er tut – und das einen auch spüren lässt.

Neben den bisherigen Geschäftsführern Heinke Rauscher und Johannes Peter vervollständigt Weber das Vorstandstrio seit kurzem. In der Verwaltungsleitung ist er unter anderem für die Finanzen und das Personal der humanitären Hilfsorganisation zuständig. Der Weg, der ihn dorthin führte, wirkt von außen betrachtet nicht unbedingt geradlinig. Doch fragt man Weber selbst, gab es für ihn schon immer einen inneren Kompass, der ihn genau dorthin führte, wo er heute ist: Sein Glaube an Jesus Christus.

Als viertes Kind in Bopfingen auf der Ostalb geboren, merkte Bernd Weber schon als junger Bub: Er ist ein Zahlenmensch. Eine Ausbildung zum Industriekaufmann und anschließendem BWL-Studium zu machen, liegt nahe. Doch gleichzeitig ist er fasziniert, von den Geschichten, die ihm sein elf Jahre älterer Bruder erzählt: „Mein Bruder ist sehr gläubig und studierte Theologie. Und der konnte erzählen! Mein Zwillingsbruder und ich haben immer darauf gewartet, dass er nach Hause kommt und uns wieder eine Geschichte von Jesus erzählt“, erinnert sich Weber. Diese Geschichten begleiten Weber bis heute.

Nach seinem Studium arbeitet Weber zunächst einige Jahre in der Pharmaindustrie. Doch mit der Zeit merkt er: Es passt einfach nicht mehr. „Ich wusste, dass ich mit meinem Beruf etwas machen will, bei dem Jesus mich gebrauchen kann. Diese Zeit in der Industrie war für mich sehr lehrreich, aber ich begann mich zu fragen, was eine Organisation ausmacht, wenn nicht Geld verdienen das Ziel ist“, erzählt Weber.

Weber entschließt sich für einen Berufswechsel: Nach zwei Jahren an einer Bibelschule, an der er Kurse zur Theologie belegte und vier Jahren als stellvertretender Geschäftsführer für die Missionsgesellschaft WEC International in Gambia/Westafrika kehrt er nach Deutschland an die Akademie für Weltmission in Kontral als Kaufmännischer Leiter zurück. „Während meiner Zeit in Gambia habe ich gesehen, dass es einen langen Atem braucht, um strukturelle Armut zu beenden“, erklärt Weber. „Deshalb ist mir langfristige Entwicklungszusammenarbeit auch heute noch sehr wichtig.“

Dabei lässt er sich nach wie vor von seinem Vertrauen in Jesus leiten. „Ich habe gemerkt: Ich brauch eine neue Herausforderung und bin auf eine Stellenausschreibung von humedica gestoßen. Damals hat sie mich nicht angesprochen“, erzählt Weber. „Ich hatte sie schon vergessen. In einem Gespräch mit meiner Frau über unsere Zukunft schoss mir der Gedanke an humedica durch den Kopf.“ Weber ist davon überzeugt: Dieser Gedanke kam von Jesus Christus.

Der damalige Verwaltungsleiter, der mit der Suche seines Nachfolgers betreut war, sagte ihm schließlich: „Sie haben Fachkompetenz, Auslandserfahrung, Führungserfahrung und ein geistliches Anliegen – alles vier wichtige Dinge, die Sie für die Stelle bei humedica brauchen. Bitte bewerben Sie sich.“

Weber vertraute auf Gott, bewarb sich und ist nun seit Oktober Verwaltungsleiter. Dabei sind sein Finanzwissen und sein Glaube beides wichtige Bausteine. „Für mich ergänzen sich diese Dinge und widersprechen sich nicht“, erklärt er. „Denn was heißt es eigentlich gute Verwaltung, Finanzverwaltung oder Personalarbeit zu machen? Das kann man eben auch mit einem christlichen Menschenbild.“

Dabei spielt nicht nur das Vertrauen in Gott für ihn eine wichtige Rolle. „Wir sind eine spendenfinanzierte Organisation. Wir bauen darauf, und vertrauen letztlich darauf, dass die Leute, die Arbeit, die humedica leistet, so wichtig finden, dass sie uns ihre Spenden anvertrauen“, erklärt Weber. Auch eine Unternehmenskultur mitzugestalten, die von Vertrauen geprägt ist, ist ihm deshalb wichtig.

Aus seinem Theologiestudium zieht Weber dafür die ethischen Eckpfeiler. Aber auch ganz konkretes kann er aus der Bibel mitnehmen. „Mose war zum Beispiel mit der Führung des Volkes von Israel überfordert. Sein Schwiegervater hat ihm dann Tipps gegeben, wie er eine gut funktionierende Struktur aufbauen kann, die für Hunderttausende Menschen gültig war. Die kleinste Einheit waren zehn Leute, dann wieder zehn Gruppen zusammengefasst und so weiter. Darin gab es auch fest verankert Richter beziehungsweise Leute, die Streitigkeiten geschlichtet haben. Das steht in der Bibel – das finde ich cool“, schwärmt er.

Dass er selbst immer wieder an die richtige Richtung erinnert wird, dafür sorgt die Collage aus Leuchttürmen, die in seinem Büro hängt. Das Bild schenkten ihm seine ehemaligen Kollegen von der Akademie für Weltmission zum Abschied. „Sie haben zu mir gesagt: Nimm das als Bild, lass Jesus dein Leuchtturm sein, orientiere dich an ihm. Lass dich von ihm lenken und leiten, dann wird es schon passen“, freut sich Weber.

Privat ist für Weber Vertrauen übrigens auch ein Thema: Mit seiner Frau fährt er gemeinsam gerne Tandem. „Man ist gemeinsam in Bewegung. Dabei muss der Hintere dem Vorderen komplett vertrauen, denn er kann nichts machen“, erklärt Weber.