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Es sind erschreckende Zahlen: Nach offiziellen Angaben leiden weltweit 125 Millionen Mädchen und Frauen unter den Folgen von Genitalverstümmelung. Die Mehrheit der Länder, in denen dieses Vorgehen noch immer praktiziert wird, hat sich inzwischen deutlich gegen die schmerzhafte und gefährliche Beschneidung der weiblichen Genitalien ausgesprochen. Doch die Realität sieht anders aus. Aufgrund vermeintlich sozialer Verpflichtungen und traditionellem Denken, laufen jährlich weiterhin drei Millionen Mädchen Gefahr, Opfer dieses brutalen Eingriffs zu werden.

Ein Land, in dem die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung bis heute beinahe flächendeckend durchgeführt wird, ist der ostafrikanische Staat Somalia. Laut einem Bericht des Kinderhilfswerks UNICEF, sind über 90 Prozent aller somalischen Mädchen und Frauen beschnitten. Das Flüchtlingslager Melkadida, in dem humedica seit 2011 eine Gesundheitsstation betreibt, bildet da keine Ausnahme. Mit gezielter Aufklärungsarbeit setzt sich humedica für die Abschaffung dieser grausamen Praxis ein.

Gemeinsam mit der lokalen Hilfsorganisation PAPDA führt humedica ausführliche Trainings für ehemalige Beschneiderinnen und Hebammen durch. In einer einwöchigen Schulung werden die Frauen über die Gefahren und Folgen von Genitalverstümmelung aufgeklärt und erhalten elementares Wissen zur richtigen Begleitung von Geburten. Aufgrund ihrer Funktion erfahren Hebammen und Beschneiderinnen eine große Wertschätzung innerhalb ihrer Gemeinschaft. Ihr Wissen wird akzeptiert und angewandt.

„Es geht darum, die Frauen in diesem sehr schwierigen Thema zu sensibilisieren. Wir möchten, dass Sie sich über die Nebenwirkungen von Beschneidungen bewusst werden und das Vorgehen hinterfragen. Nur durch eine Veränderung im traditionellen Denken und dem Wissen über vermeintliche Alternativen, kann dieses Brauchtum beendet werden“, erklärt Projektleiterin Linda Zimmermann den Hintergrund der Arbeit in Melkadida.

Zusätzlich behandeln die Trainings das Thema Geburtenbegleitung von bereits beschnittenen Frauen. Im Vergleich leiden Schwangere mit einer Genitalverstümmelung öfter unter Komplikationen wie etwa einem vermehrten Blutverlust oder sehen sich einem erhöhten Risiko für Kinder- und Müttersterblichkeit ausgesetzt.

Die junge Somalierin Fatum ist eine von 28 Teilnehmerinnen des aktuellen humedica-Trainings. Bei ihrer Arbeit als Hebamme im Krankenhaus der Flüchtlingsbehörde ARRA begegnen ihr fast ausschließlich beschnittene Frauen:

„Der Kurs hilft mir für meine Arbeit als Geburtshelferin sehr. Ich habe gelernt Wehen zu beobachten und die verschiedenen Anzeichen und Symptome bei Komplikationen zu erkennen. Ich weiß jetzt auch viel mehr über Familienplanung. Nun kann ich die Frauen, die zu mir kommen, zu den Themen Beschneidung, Verhütung oder Familiengröße informieren und beraten“, erzählt sie nach dem Training.

Ihre Kollegin Rukiya stammt ebenfalls aus Somalia und führte früher selbst Beschneidungen an teilweise sehr jungen Mädchen durch. Inzwischen hat sie der grausamen Tradition den Rücken gekehrt und unterstützt nun die Aufklärungsarbeit im Flüchtlingslager: „Das Training hat mir erneut die schlimmen Nebenwirkungen und Konsequenzen der weiblichen Beschneidung vor Augen geführt. Das wird mir helfen, meine Arbeit unter den somalischen Frauen in Zukunft besser durchführen zu können.“

Mit dieser Auffassung ist sie zum Glück nicht mehr allein. Auch die anderen Teilnehmerinnen sehen das Thema Beschneidung nach dem Training in einem anderen Licht und präsentieren stolz ihre Zertifikate.

Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, doch um dieser tief verwurzelten Tradition ein Ende zu setzen, ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. humedica kämpft im Flüchtlingslager Melkadida weiterhin für die menschenwürdige Behandlung von Mädchen und Frauen. Bitte unterstützen Sie dieses Engagement mit Ihrer Spende. Vielen Dank!

Hinweis: Die medizinischen Hilfsmaßnahmen in Äthiopien setzt humedica dank der Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland bereits seit 2011 um.