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Simbabwe ist ein schönes Land. Es könnte zumindest ein schönes Land sein. Inzwischen kommt man nicht umhin mit Konjunktiven zu arbeiten, will man die Situation Simbabwes beschreiben. Noch vor wenigen Jahren galt Simbabwe als afrikanischer Hoffnungsträger und Kornkammer der Region. Seit der dilettantisch durchgeführten Landreform im Jahr 2000 muss dieses Bild immer mehr korrigiert werden.

Die Landreform, bei der die Regierung um Diktator Mugabe weiße Farmer - das Rückgrat der simbabwischen Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung - enteignete und durch regierungstreue Einheimische ersetzte, hat das Land in einen Abwärtsstrudel gezogen, der sich immer schneller dreht und dessen Sog immer mehr Menschen mit sich reißt. Inzwischen sind 80 Prozent der Simbabwer arbeitslos.

Gleichzeitig fehlen qualifizierte Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Die Enteignung der weißen Farmer hat zu einem beispiellosen "Brain Drain" geführt - einer Abwanderung von Wissen, Ausbildung und Erfahrung. Die neuen Eigner bestellen das Land - wenn überhaupt - nur für den Eigenbedarf. Riesige fruchtbare Flächen liegen brach. Die daraus resultierende massive Verknappung an Grundnahrungsmitteln gebar das Gespenst einer rasenden, nicht mehr aufzuhaltenden Inflation.

Da durch die Verknappung die Preise für Lebensmittel stiegen, erhöhten andere Wirtschaftszweige, vom Straßenhändler über den Tankstellenbesitzer bis zum Großunternehmer, ihrerseits die Preise. Ein sich selbst befeuerndes System aus immer neuen, immer schnelleren Preiserhöhungen war die Folge. Die Inflation lag im August dieses Jahres bei unfassbaren 11,2 Millionen Prozent, was einer täglichen Preissteigerung von ungefähr 40 Prozent entspricht.

Diese Hyperinflation veranlasste die simbabwische Regierung zu einigen skurrilen Maßnahmen: Zunächst wurde eine 100-Milliarden-SimDollar-Note ausgegeben, später gab die Zentralbank die Streichung von 10 Nullen bei der Landeswährung bekannt.

Dabei zählte Simbabwe noch ausgangs des 20. Jahrhunderts zu den fortschrittlicheren afrikanischen Staaten. Die Alphabetisierungsrate ist nach wie vor die höchste des ganzen Kontinents und lag im Jahr 2000 mit ungefähr 90 Prozent sogar über der des großen Nachbarn Südafrika. Die Infrastruktur ist vergleichsweise gut, das Netz an Krankenhäusern und Schulen ausreichend.

Doch der Binnenmarkt ist völlig zusammengebrochen. Brot und Treibstoff sind nur sporadisch erhältlich, das Strom- und Telefonnetz funktioniert nur unregelmäßig. Wie ein totes Gerippe überzieht seitdem die Infrastruktur das Land. Schul- und Krankenhausbetrieb sind häufig eingestellt, da Materialien, Medikamente und Energie fehlen. Und selbst wenn ein Krankenhaus noch Patienten aufnimmt, können diese es aufgrund der nicht mehr oder nur zu horrenden Preisen fahrenden Busse kaum noch erreichen.

Da die Löhne und Gehälter bei weitem nicht in gleichem Maße wie die Preise steigen, kann sich ein Großteil der Bevölkerung nichts mehr leisten. Das Monatseinkommen eines Durchschnittsverdieners reicht mit viel Glück, um eine Familie eine Woche lang zu ernähren. Niemand weiß, womit die restlichen drei Wochen des Monats bestritten werden sollen… Eine große Hungersnot droht.

Präsident Mugabe hat sich inzwischen mit Oppositionsführer Tsvangirai über eine Einheitsregierung verständigt. Während zumindest bezweifelt werden darf, wie tragfähig dieses Konstrukt ist und welchen Nutzen die darbende simbabwische Bevölkerung von der Teilung der Macht hat, ist immerhin der Bann, mit dem Mugabe ausländische Organisationen belegt hatte, wieder aufgehoben worden.

Ausländische Hilfe ist auch dringend vonnöten. In einem verzweifelten Hilferuf wandte sich Bischof Patrick Mutume von der Diözese Mutare, im Osten Simbabwes gelegen, bei einem Deutschlandbesuch im August an humedica.

"Eine kleine Flasche Wasser kostete 30 US-Dollar", bestätigt Corinna Blume, die kürzlich gemeinsam mit Dieter Schmidt (Nesselwang) das Land besuchte, um sich ein Bild von der Lage und den Möglichkeiten humanitärer Hilfe durch humedica zu machen, die dramatische Schilderung des katholischen Bischofs.

Wie so häufig sind es die Kinder, die am meisten unter den chaotischen Zuständen in Simbabwe zu leiden haben. Das humedica-Team konnte sich bei Besuchen von Waisenhäusern und Kliniken einen Eindruck von der prekären Situation bilden. Schnell stand deshalb fest, dass humedica in Simbabwe helfen wird.

Die politisch Verantwortlichen kennen offiziell keine Versorgungsschwierigkeiten im Land und lassen keine Arbeit zu, die etwas Anderes vermuten lassen könnte. Da die Versorgung von Krankenhäusern und Schulen staatlich geregelt ist, kann ausländische Hilfe trotz der Aufhebung des Bannes häufig nur verdeckt oder indirekt erfolgen. In der katholischen Organisation CADEC hat humedica einen einheimischen Partner gefunden.

Da Diktator Mugabe selbst der katholischen Kirche angehört und diese in Simbabwe großes Ansehen genießt, kann CADEC relativ ungehindert arbeiten. Offizielle Lebensmittelverteilungen sind aufgrund der politischen Lage nicht möglich. humedica wird deshalb die von CADEC geführten Waisenhäuser und Missionskliniken gezielt unterstützen.

Schwerpunkt wird die medizinische Hilfe sein, um den Krankenhäusern eine Wiederaufnahme ihrer Arbeit zu ermöglichen und die Gesundheitssituation zu verbessern. Denn mangels Medikamenten werden häufig schon leicht zu behandelnde Krankheiten zum großen Problem.

Ein spezielles Programm für Unterernährte soll im Rahmen der Kliniken zumindest den Bedürftigsten Unterstützung auch mit Lebensmitteln ermöglichen. Außerdem sollen noch im Oktober erste Container mit Kleidung und Schulutensilien für die Waisenkinder auf die Reise gehen. Sobald sich die aktuell angespannte Sicherheitslage entschärft, sind mobile Kliniken geplant, die medizinische Hilfe auch in entlegene Dörfer bringen können.

Bitte helfen Sie mit, die Not der Bevölkerung Simbabwes zu lindern:

humedica e. V.
Stichwort "Simbabwe"
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Bitte spenden Sie auch online für die Bevölkerung Simbabwes. Vielen herzlichen Dank für jede Form der Unterstützung.