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Beate Blaha arbeitet für Sternstunden e. V., der Kinder-Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, in die freundlicherweise auch "Geschenk mit Herz" integriert ist. Wir freuen uns, dass die Sternstunden-Mitarbeiter sich immer wieder selbst ein Bild von den humedica-Hilfsprojekten machen. Für Frau Blaha ging es in den Kosovo.
Nach ihrer Rückkehr hatten wir die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Beate Blaha.
Was fiel Ihnen vor Ihrer Reise zum Kosovo ein?
Die Hilfe durch Sternstunden ist aufgrund der Kriegs- und Krisensituation auf dem Balkan initiiert worden, sodass uns die Situation vor Ort doch recht vertraut ist. 1993 begann dort unser Engagement und unsere Hilfe zugunsten von Kindern in Not - bald nicht mehr nur auf dem Balkan, sondern in ganz Bayern, Deutschland und an den Brennpunkten in der Welt. Ich persönlich bin viel auf dem Balkan unterwegs.
Es waren vor allem die vielen Flüchtlinge, die mir spontan in den Sinn kamen, als ich meine Reise in den Kosovo vorbereitete. Menschen, die 1999 völlig verelendet, traumatisiert, erschöpft ins Nachbarland Albanien gekommen waren, ohne irgendetwas, nur mit der Sorge um die, die sie zu Hause zurücklassen mussten, und mit dem auf der Seele, was sie erleben, sehen mussten.
So viele von ihnen waren Kinder. Mit dem Kosovo verband und verbinde ich aber auch dessen Rolle als politischen Spielball, eingesetzt zum Ausloten von Machtkonstellationen, ein kleiner Puffer, der unsäglichen Hass zwischen den dort lebenden Nationalitäten säte.
Was ist Ihr Beruf, und warum sind Sie nach Krushe e Vogel gereist?
Ich bin ausgebildete Diplom-Journalistin und arbeite beim Bayerischen Rundfunk. Seit Sternstunden gegründet wurde, engagiere ich mich dort beruflich, mit Filme machen, aber auch für den Verein. Die Projekte in Krushe e Vogel besuchte ich in meiner Funktion als Controllerin. Meine Schwerpunktarbeit liegt in Ost- und Südosteuropa.
Bitte schildern Sie Ihre Eindrücke von dieser Reise.
Es war eine spannende Reise voller Eindrücke, ganz nahe an den Menschen, den Kindern und denen, die die humanitären Projekte vor Ort abwickeln. Bevor ich mich nach Krushe aufmachte, war ich noch in einem anderen Teil des Landes und habe mich davon überzeugt, wie wichtig es ist, dass Sternstunden eine Basisversorgung von vollkommen verarmten, zum Teil durch den Krieg geschädigten Familien unterstützt.
Krushe e Vogel - das heißt übrigens kleine Birne - ist ein kleiner, eigentlich einst beschaulicher Ort, wären da nicht vor rund zehn Jahren fast alle Männer umgebracht worden - ein Massaker, bei dem weder 12- noch 80-Jährige verschont blieben. Das Trauma ist überall spürbar, auch die Jüngsten, die damals noch nicht einmal geboren waren, wachsen mit dem Entsetzlichen, Unfassbaren auf. Wie wichtig sind da die beiden von Sternstunden unterstützten Projekte.
Für die Kinder ist es eine Auszeit von einem traumatisierten Zuhause. In der Schule und vor allem im Kindergarten können sie ganz normale Kinder sein, beschäftigen sie sich mit anderen Dingen als dem Genozid im Ort. Hier leben sie auf und arbeiten an ihrer Zukunft, viel Lachen habe ich erlebt und Ernsthaftigkeit beim Lernen. Das alles hilft Wunden zu heilen und macht stark für das Leben. Ich bin beeindruckt von der Fürsorge, die die Kinder dort in diesen beiden Einrichtungen bekommen, und vor allem war ich tief gerührt von den Aufführungen, die sie für die Sternstunden vorbereitet hatten. Es wurde gesungen und getanzt, es wurden Gedichte vorgetragen und kleine Geschichten.
Lange Zeit war der Ort wie tot, erstarrt im Entsetzen, es durfte keine Musik gespielt werden, Fröhlichkeit galt als Sakrileg, als Verhöhnung der Opfer. Wie gut, dass dort vor Ort die mit Sternstunden-Mitteln gebaute Schule und der Kindergarten existieren sowie das humedica-Team arbeitet, das von außen kommt und weiß, wie wichtig es ist, dass die Lebenden wieder im Leben ankommen, Schritt für Schritt, so weit es halt geht. Den Menschen im Dorf konnte vermittelt werden, dass der Spaß am Leben wieder wachsen darf, weil Freude heilen hilft und das Andenken an die Toten trotzdem nicht geschmälert wird.
Ich war beeindruckt von der Freundlichkeit, der Offenheit der Menschen. Ein Überlebender des Massakers, ein älterer Mann, hat mir mit einer kleinen Delegation die Plätze im Dorf gezeigt, wo die Männer zusammen- und weitergetrieben wurden, wo ihr Leben so sinnlos und brutal beendet wurde. Ihm, der die Kraft hatte, mir gegenüber seine Seele zu öffnen, zu zeigen und zu erzählen, danke ich aus tiefstem Herzen und mit großem Respekt, auch seiner Frau. Sie haben mich tief beeindruckt. Ihre Söhne gibt es nicht mehr.
Mit welchen Gedanken sind Sie nach München zurückgekehrt, und wie hat sich Ihr Bild vom Kosovo gewandelt?
Ich kann nicht sagen, dass sich mein Bild vom Kosovo gewandelt hat. Es hat sich intensiviert, tiefer eingeprägt. Es ist so viel zerstört worden, in jeder Hinsicht - ohne irgendwelche Hemmschwellen, ohne Mit-Leid, manchmal nicht einmal mit denen, die man kannte, mit befreundeten Nachbarn etwa.
Es ist wichtig, dass Sternstunden gezielt helfen, auch ihre Projekte im Lande vernetzen, um Kräfte zu bündeln, Erfahrungen auszutauschen.↵
Mit nach Hause nehme ich wieder einmal die Fassungslosigkeit vor einer Wut, die keine Schranken kennt.
Vielleicht muss oder will ich das alles auch gar nicht verstehen. Und ich frage mich, wie die Menschen dies alles verkraften können. Ich stelle nur einmal mehr fest, wie wichtig gute, sinnvolle humanitäre Projekte sind - sie geben Essen und Basisversorgung, pädagogische oder psychologische Hilfe, helfen zu überleben, zu verarbeiten - vor allem aber bieten sie etwas zum Festhalten, zum Wieder-spüren-Lernen, dass es auch eine andere, eine menschlich gesunde, normale Wirklichkeit gibt. Getroffen habe ich viele ganz besondere Menschen.
Einfach sind Sternstunden-Reisen wie diese keineswegs. Aber nur wer sich wirklich einlässt, kann auch gut begreifen, welche Projekte in welcher Art sinnvoll für die Kinder sind.
Vielen Dank für das Gespräch.