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Am 12. Januar 2010 wurde Haiti vom schwersten Erdbeben seiner Geschichte getroffen. Das Beben forderte mit einer Stärke von 7,0 auf der Richterskala über 300.000 Menschenleben, zahlreiche Verletzte und machte über zwei Millionen Haitianer über Nacht obdachlos.

Schon wenige Stunden später war das erste humedica-Einsatzteam auf dem Weg nach Haiti um Hilfe zu leisten. In der Hauptstadt Port-au-Prince übernahm ein weiteres humedica-Team den Betrieb des „Krankenhauses der Hoffnung“ (Hôpital Espoir). Diese Zusammenarbeit hält bis heute an.

So reisten vor wenigen Wochen unsere Einsatzkräfte Dr. Michael Scholten und Klaus-Jürgen Schwarz nach Haiti. Im Rahmen eines Partnerschaftsprojekts zwischen dem „Krankenhaus der Hoffnung“ und der „Johannesbad Fachklinik“, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie humedica sollen die Hygienestrukturen des Krankenhauses verbessert werden.

Für uns hat Dr. Michael Scholten seine Erlebnisse in Haiti festgehalten

Da waren wir nun – zu zweit auf Haiti, dem ärmeren Gegenstück der Dominikanischen Republik, der Kehrseite der Urlaubsregion Karibik. Wir, das sind Klaus-Jürgen Schwarz – selbstständiger Hygienefachmann – und ich, Dr. Michael Scholten.

Nach Haiti geführt hat uns ein neues Partnerschaftsprojekt zwischen der Johannesbad Fachklinik und dem „Krankenhaus der Hoffnung“ von Gladys Thomas, der Leiterin dieser Einrichtung.

Das „Krankenhaus der Hoffnung“, wie auch das zugehörige Kinderheim „Hope Home“, arbeiten auf christlicher Basis und wachsen seit über 25 Jahren stetig. Dabei steigen nicht nur die Zahlen der Hilfsbedürftigen, sondern auch die finanziellen Herausforderungen. Haiti ist eines der ärmsten Länder der westlichen Welt. Hier klafft die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander. Die konkrete Hilfe für bedürftige Menschen darf hierunter nicht leiden. Dabei sind wir uns alle einig: die Verantwortlichen meiner Klinik in Deutschland und humedica, genauso wie Klaus-Jürgen Schwarz, Gladys Thomas und ich.

Unser Projektplan: Hilfe zur Selbsthilfe

Unser Gemeinschaftsprojekt ist gut geplant: Alle drei Monate wird ab jetzt ein Team aus Deutschland ins „Krankenhaus der Hoffnung“ reisen. Ziel ist es, die Hygienemaßnahmen nach klar definierten Vorgaben zu optimieren. Wir kommen dabei nicht als Kontrolleure, sondern als Helfer und Begleiter. Unsere Aufgabe ist es, das Personal vor Ort zu unterstützen, zu schulen und mit unserer Praxiserfahrung zu beraten. Nach einem Jahr wird evaluiert, was sich getan hat.

Das Engagement der Mitarbeiter vor Ort ist fantastisch. Die Hingabe, mit der sich die Krankenschwestern um die Patienten kümmern, ergreifend. Der Wunsch nach Verbesserung ist allgegenwärtig. Dass dies jedoch nicht ohne finanzielle Unterstützung und das Etablieren von allgemeingültigen Standards möglich ist, wird unmittelbar deutlich.

Da keine funktionstüchtigen Waschmaschinen verfügbar sind, wird die OP-Wäsche von Hand gereinigt. Auch das Händedesinfektionsmittel ist Mangelware – stattdessen wird auf Seife und Handtücher zurückgegriffen. Im Bereich der Neonatologie sind dringend Umbauarbeiten nötig. Denn extern und intern entbundene Frühgeborene sollten nicht in einem gemeinsamen Raum untergebracht werden. Die Gefahr einer Krankheitsübertragung wäre in diesem Falle schlicht und einfach zu groß.

Erste Ergebnisse

Das Vertrauen, das uns die Mitarbeiter nach und nach schenken, macht erste Erfolge möglich. So begleiten wir zum Beispiel die Apothekerin des Krankenhauses. Sie ist gleichzeitig für den Einkauf der richtigen Materialien zuständig. Wir erarbeiten gemeinsam ein Einkaufskonzept, das durch die richtige Wahl von Produkten und Packungsgrößen in Zukunft fast 70 Prozent der Einkaufskosten sparen wird.

Nachdem wir uns einen ersten und doch detaillierten Überblick verschaffen durften, führen wir in unserer zweiten Woche eine Schulung für die gesamte Krankenhausbelegschaft durch. Im Fokus steht hierbei die konkrete Anwendung der Techniken und Lösungen.

Am Ende unseres Aufenthaltes im „Krankenhaus der Hoffnung“ gibt es je Station einen Abteilungsverantwortlichen sowie Standards, um die Einhaltung der neuen Verfahrensweisen zu kontrollieren. Zudem etablieren wir ein Programm, damit die nachfolgenden Teams nahtlos auf unsere Arbeit aufbauen können.

Und weil der Wunsch nach Verbesserung und Veränderung von der gesamten Klinikleitung sowie der ärztlichen Direktion getragen wird, besteht die unmittelbare Hoffnung, ja die Gewissheit, dass eine nachhaltige Verbesserung im „Krankenhaus der Hoffnung“ auch wirklich entstehen wird. Dafür ist nun ein Jahr Zeit – wir bleiben dran!