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Erneut legen wir ein Jahr zu den Akten, bildlich gesprochen. Allein auch gedanklich weggeheftet ist dieses Jahr sicher nicht so schnell. Just während diese Zeilen entstanden, sprach der überraschende Sieger der Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, erstmals als zukünftiges Oberhaupt zu seinem Volk. Wie kaum eine andere Personalie steht dieser Mann für die Unwägbarkeiten unserer Zeit. Oder hätten Sie für möglich gehalten, dass die Europäische Union bald ohne das Vereinigte Königreich auskommen muss? Hätten Sie gedacht, dass offen rechtsradikale Parteien in Europa sehr deutlich in Parlamente gewählt werden?

2016 steht für einige definitiv unerwartete Entwicklungen, und viele treiben uns die Sorgenfalten ins Gesicht. Ja, die Zeit rast. Ja, dieser Zeit ist eine gewisse Unsicherheit zuzuordnen, aber: Nein, entmutigen lassen sollten wir uns von den beschriebenen Umständen auf keinen Fall. Im Gegenteil: Uns allen wohnt das Potenzial inne, mit unserem Engagement, unserer Courage einen Unterschied zu machen. Gemeinsam können wir Menschen in Not nachhaltig zur Seite stehen.

Bitte lassen Sie uns mit diesem Bericht zum Jahresende hin innehalten, lassen Sie uns die vergangenen Wochen und Monate Revue passieren, auf- und durchatmen, neuen Mut fassen, neue Kraft finden und gemeinsam neue Ziele definieren.

In diesem Moment möchten wir unbedingt auch allen unseren Freunden und Förderern unseren größten Dank zum Ausdruck bringen. Jede Unterstützung betrachten wir als unseren Auftrag, die freundliche Begleitung ist unsere Kraftquelle, jeder Zuspruch große Motivation.

Ernstfall in Lateinamerika

Ecuadors Erde bebt

Das Jahr startete glücklicherweise zunächst ohne neue Katastrophe. So blieb unser Fokus zunächst auf den laufenden Projekten, etwa im Kontext unserer Flüchtlingshilfe entlang der Westbalkanroute, in Süditalien oder dem Libanon. Zu Ostern stellten wir Ihnen im Rahmen dieses Newsletters auch unser wichtiges Programm für Einzelfallhilfen vor; Menschen, die wir ob ihrer schwierigen Lebensumstände teils auch über längere Zeiträume unterstützen.

In der Nacht vom 16. auf den 17. April kam es dann zum ersten großen Katastropheneinsatz für unsere Ärzteteams. Zyklone kündigen sich an, wenn man so will. Ihr oft über viele tausend Kilometer andauernder Weg bis zum Landgang ist prognostizierbar, Vorkehrungen sind rechtzeitig umsetzbar. Mit Erdbeben verhält es sich anders. Sie kommen immer überraschend, sind von erbarmungsloser Konsequenz, ungeheurer Zerstörungswut, bringen Tod und massive Verletzungen.

An besagtem Aprilwochenende bebte die Erde in Ecuador mit einer Stärke von 7.9 auf der Richterskala. Ein gewaltiger Wert angesichts einer Tiefe von nur 19 Kilometern. Tausende Menschen wurden verletzt und obdachlos, etwa 600 Opfer gab es rund um das Epizentrum Portoviejo zu beklagen. Die Bemühungen unserer Einsatzkräfte – das erste Team wurde wenige Tage später von zwei weiteren Helfern verstärkt, kurze Zeit spät kam eine zweite Gruppe hinterher – konzentrierten sich auf den eher ländlichen Westen des Landes.

Nach insgesamt drei Wochen medizinischer Nothilfe, in denen die ehrenamtlichen Ärzte und Pfleger hunderte Verletzte erfolgreich behandeln konnten, wurden die Hilfsmaßnahmen um die Verteilung von Nahrungsmitteln erweitert. Mit lokalen Partnern wurde zudem auch die Verteilung von Schulmaterialien organisiert: 425 Mädchen und Jungen bekamen somit die Möglichkeit, unter normalen Umständen ins neue Schuljahr zu starten.

Aktuelle Situation: Noch immer sind die Folgen des Erdbebens rund um die am schwersten getroffene Region deutlich sichtbar, waren doch die Schäden immens. Dennoch haben die Betroffenen bereits kurz nach der schweren Katastrophe ihren Alltag angenommen und umfangreiche Wiederaufbaumaßnahmen gestartet. Intensiv engagiert: humedica. Mit dem lokalen Partner Hogar de Cristo beteiligt sich humedica mit einzelnen Maßnahmen an einem Projekt dessen Ziel es ist, 10.000 Häuser durch die Mitarbeit zahlreicher Freiwilliger in abgelegenen Gebieten für bedürftige Familien zu errichten. Danke für Ihre großartige Hilfe!

Auf der Flucht

65 Millionen Menschen heimatlos

Kaum vorstellbare Ausmaße hat die weltweite Flüchtlingskrise im Sommer 2016 erreicht. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) spricht in offiziellen Verlautbarungen von 65 Millionen Menschen, die aufgrund von Naturkatastrophen, struktureller Armut, vor allem aber auch aufgrund von Krisen vertrieben sind, auf der Flucht, heimatlos. Eine Situation, die für Erwachsene schon schwierig zu tragen ist und oft existenzielle Bedrohungen bereithält. Wie schwierig, wie belastend, wie verändernd muss sich Flucht erst auf Kinder auswirken? Knapp die Hälfte aller Geflohenen oder Vertriebenen sind Kinder, rund 30 Millionen.

Es gebieten die Prinzipien der humanitären Hilfe, es gebietet uns das Gebot der christlichen Nächstenliebe: Jesus selbst war ein Flüchtling und als Organisation mit biblisch-fundierten Werten, daraus resultierendem Auftrag halten wir es für sehr wichtig, uns sehr umfangreich für Flüchtlinge zu engagieren. Dabei haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren drei Standorte herauskristallisiert:

Im Libanon helfen lokale humedica-Ärzte bereits seit 2012 im Rahmen mobiler Kliniken in rund 30 inoffiziellen Flüchtlingssiedlungen, erreichen so regelmäßig etwa 15.000 Menschen. An der italienischen Mittelmeerküste auf Sizilien unterstützt humedica zwei tolle Projekte heimischer Organisationen, die Flüchtlinge unter anderem mit Kleidung ausstatten, sie bei Behördengängen begleiten und individuelle Bedürfnisse erfüllen.

Seit Mitte September 2015 schließlich betreuen unsere Teams Flüchtlinge auf der Westbalkanroute zwischen Griechenland und Presevo, leisten im Rahmen mobiler Kliniken sowie mittelfristig angelegter Gesundheitsstationen medizinische Hilfe. Die Hilfe im Libanon und entlang der Westbalkanroute wird realisiert mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.

Aktuelle Situation: Kaum zu beschreiben bis schwierig, so könnte man die aktuelle Situation an allen drei Standorten skizzieren. Ohne die Hilfe durch unsere engagierten Einsatzkräfte und Partner, wäre die Lage für tausende Menschen weit auswegloser. Mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat der in Griechenland, in Serbien, Italien oder auch dem Libanon vergeht, wird allerdings deutlicher, dass eine zufriedenstellende Lösung für die betroffenen Menschen nur darin bestehen kann, den Grund für die Flucht zu nehmen.

Wir brauchen Frieden, etwa im noch immer hart umkämpften Bürgerkrieg in Syrien, aber auch in Afghanistan, dem Irak, im Jemen, in Somalia, dem Südsudan, dem Osten Kongos oder auch der Zentralafrikanischen Republik. Darüber hinaus müssen wir versuchen, die Folgen des Klimawandels besser zu kontrollieren und den am stärksten betroffenen Staaten, insbesondere in Afrika mit kluger Hilfe zur Seite stehen. Gemeinsam mit vielen Freunden und Förderern werden die mutigen humedica-Einsatzkräfte weiterhin alles dafür tun, Menschen auf der Flucht in ihrer schwierigen Situation zur Seite zu stehen.

"Matthew" in Haiti

Zyklon zerstört mit Ankündigung

Der zweite große Ärzteteameinsatz führt unsere Helfer in den roten Westen nach Haiti. Wieder Haiti. Eine Katastrophe mit Anlauf, so könnte man die zerstörerische Wucht des Zyklons "Matthew" beschreiben, der Anfang Oktober mit Windgeschwindigkeiten deutlich jenseits der 200 Stundenkilometer durch die Karibik fegt und sich schließlich an der amerikanischen Ostküste verliert.

Wieder einmal wird traurige Realität, was sich in der humanitären Hilfe seit Jahrzehnten wiederholt: Die ohnehin von Katastrophen, Krisen und wirtschaftlichen Notsituationen gebeutelten Regionen unserer Erde werden immer wieder heimgesucht. Haiti ist in diesem Kontext das traurigste aller Beispiele.

"Matthew" trifft im Südwesten auf haitianisches Land. Trotz ausreichend früher Warnungen durch staatliche Stellen, werden viele Menschen hart und direkt getroffen von diesem gewaltigen Wirbelsturm der Kategorie 5. Massive Zerstörungen wie im Städtchen Jeremie, wo kaum ein Gebäude den Sturm schadlos überstehen konnte, tausende Verletzte, wohl mehr als 500 Tote. Zu den unmittelbaren Konsequenzen eines Sturms, der bereits wenige Stunden die Insel wieder verlassen hat, gesellen sich zeitnah weitere ernste Probleme:

Zerstörte Anbauflächen und eine deutlich geringere Ernte führen zu Versorgungsproblemen, die ohnehin seit 2010 latent aufkeimende Cholera-Epidemie droht sich ob der schwierigen Bedingungen erneut großflächig auszubreiten. Die Katastrophenhilfe in Haiti wird freundlich unterstützt mit Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.

Aktuelle Situation: Bis zum November konnte humedica drei Teams insbesondere in Baraderes zum Einsatz bringen. Neben der medizinischen Versorgung eines Einzugsgebiets von 25.000 Menschen in einem kleinen Krankenhaus, verteilt humedica mit lokalen Partnern Nahrungsmittelpakete und Hygieneartikel an die betroffene Bevölkerung. In den kommenden Wochen bis in das neue Jahr hinein werden aus der Katastrophenhilfe erfahrungsgemäß zunehmend auch Projekte im Bereich des Wiederaufbaus erwachsen. Gemeinsam werden wir weiterhin an der Seite der Haitianer stehen.

Natürlich kann der Blick zurück nicht alle unsere Bemühungen, alle unsere Arbeitsbereiche erfassen. Die vorgestellten Projekte und Einsatzorte stehen stellvertretend für ein deutlich umfassenderes Engagement von humedica weltweit.

Bis heute hält sich in Bayern die schöne Redewendung "Vergelt’s Gott", die wir an dieser Stelle gerne kurz aufgreifen möchten. In der Bibel wird mehrfach sehr deutlich angesprochen, dass auf dem Teilen, der konkreten Hilfe ein großer Segen liegt und der Einsatz des Schenkenden zurückkommt.

Wir erbitten heute Ihre Weihnachtsspende für unsere vielfältige Arbeit zugunsten von Menschen in Not. Vielleicht haben Sie kein Geld übrig, aber Sie möchten für unsere Projekte, für unsere Helfer beten. Vielleicht entschließen Sie sich zu einem persönlichen Einsatz. Vielleicht helfen Sie im Rahmen einer Veranstaltung. Vielleicht erzählen Sie aber auch einfach nur von dem, was wir tun. Es gibt viele Wege für Sie, an unserer Seite zu stehen und Nächstenliebe zu leben. Bitte machen Sie heute einen ersten Schritt auf dem für Sie passenden Weg. Wir sind sicher, dass dieses "Vergelt’s Gott" weit mehr ist, als eine viel zu alte Floskel. Probieren Sie es aus! Vielen herzlichen Dank.

Frohe und gesegnete Weihnachten! Das humedica-Team im Allgäu und weltweit wünscht Ihnen eine reich gesegnete, friedliche Advents- und Weihnachtszeit im Kreise Ihrer Familien. Möge Gott Sie beschützen und Ihr Herz anrühren.