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Als humedica-Einsatzkraft ist Dr. Ulrike Knödler zum dritten Mal am Mutolere Hospital im Südwesten Ugandas. Ihre Eindrücke und Erfahrungen hat sie in einem eindrucksvollen Bericht zusammengefasst. Sie schreibt: „Es war wie ein Heimkommen. Viele vertraute Gesichter begegneten mir: der Klinikchef, die Leute der langjährigen medizinischen Verwaltung, die Ordensschwestern, Schwestern und Pfleger. Genau hinschauen und hinhören, das Wesentliche erfassen, um auf die richtige Diagnose zu stoßen, haben sie mich hier gelehrt. Ich, als Allgemeinmedizinerin, hatte das schlichtweg verlernt in Zeiten der Gerätemedizin und knappen Gesprächszeiten.

Das Mutolere Hospital finanziert sich fast ausnahmslos aus Spenden. humedica unterstützt das Krankenhaus bereits seit Jahren. Die Patienten haben ebenfalls einen Obolus zu leisten. Dringend benötigte Medikamente sind oft sehr teuer und sind zeitweise nicht vorrätig. Sie müssen von den Angehörigen in Kampala (550km entfernt) besorgt werden. Viele Patienten können sich selbst kleine Beträge nicht leisten und entziehen sich deshalb weiterer Behandlungen. Insbesondere im Falle der Tuberkulosebehandlung hat das fatale Folgen. Zumindest die HIV-Therapie wird staatlich subventioniert. Die ärztliche Ausbildung in Uganda befähigt jeden Arzt, in jeder Abteilung jederzeit einsetzbar zu sein; sei es internistisch, pädiatrisch, gynäkologisch, orthopädisch oder gar chirurgisch.

Mutolere ist ein verwunschener Winkel nordöstlich von Kisoro und dem weithin sichtbaren Virunga-Vulkankegeln. Eine bäuerliche Ansiedlung mit kleinen Bananenplantagen, Eukalyptushainen, Guaven, wildwachsenden Physalis sowie den köstlichen säuerlichen Baumtomaten. Hauptnahrungsmittel ist Katogo, bestehend aus grünen Bananen, Erdnusssauce und grünen Kräutern. Gegessen wird der leckere und sättigende Eintopf traditionell mit den Fingern.

Jeder neue Tag war für mich eine Herausforderung und ein Gewinn, obschon mir die Örtlichkeiten und Gepflogenheiten, und auch einige Redewendungen, in der lokalen Volkssprache des Rufumbira vertraut sind. Neben einer exakten englischen Dokumentation ist auch die Konversation bedeutsam. So wollen die wissbegierigen Krankenpflegeschüler, die die Visite begleiten, nicht nur Übersetzungsarbeit in die Stammessprache leisten, sondern dem Doktor auch Löcher in den Bauch fragen. Dabei wird viel gelacht und gewitzelt.

Die Regenzeit, die etwa Mitte August beginnt, spült viele Patienten mit Fieber, Malaria und Lungentuberkulose, ins Hospital. Infolge von HIV kommen unter anderem Atemwegsinfektionen, Leberzirrhose, chronische Herzinsuffizienz und rheumatisches Fieber hinzu. Erstmals in meinem Leben hatte ich einen Fall von Tetanus. Zur Diagnose und Behandlung musste ich Dr. Joseph zu Rate ziehen. Der etwa 50-jährige Patient starb trotz Verabreichung von Immunglobulin.

Mit Bedacht handeln, mag in Mutolere auch bedeuten, „alles liegt in Gottes Hand“. Apropos, die sonntägliche Messe in der Kapelle auf dem Hospitalgelände darf man sich nicht entgehen lassen. Pater Kamari ist ein Diener Gottes zum Anfassen. Er predigt wortgewaltig auf Englisch und Rufumbira. Es wird inbrünstig gesungen und die Stammestänze sind die Zugabe. Pater Kamari geht auch betend und segnend durch die Stationen. Bei Sonnenuntergang stimmen die Angehörigen der Patienten das Abendgebet an. Vor zwei Jahren wurden noch die Öllampen entzündet. Mittlerweile haben Halogenlampen Einzug gehalten.
Ich hoffe, ich konnte euch den Mund ein wenig wässrig machen. Ein Einsatz lohnt sich. Ganz sicher ist - ich komme wieder."