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„Eine tiefe Traurigkeit liegt wie ein Nebelschleier über dem Land“, berichtete die Ärztin Christine Siebald (Mainz) nach ihrem Einsatz in Ruanda.

Mit dem Versand von 100 Tonnen Arznei- und Nahrungsmitteln konnte humedica schon im Sommer vor 25 Jahren viele Menschenleben retten. Etwa drei Millionen Betroffene waren dem blutigen Bürgerkrieg in Ruanda entflohen. In den Grenzstädten Goma und Bukavu kam es deshalb zu massiven Versorgungsengpässen. humedica-Mitarbeiter, die Ende Juli 1994 die Lage vor Ort einschätzten, berichteten von verheerenden Zuständen: Chaos, unsägliches Leid, Kranke und verstümmelte Menschen, Massensterben und Tausende von Toten.

Ursache des furchtbaren Übels war der Völkermord in Ruanda, der am 6. April 1994, mit einer langen Vorgeschichte von Hetze und Hass begann. Ein langjähriger Konflikt zwischen der ruandischen Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front (RPF) ging den schrecklichen Bluttaten voraus. Fast eine Million Menschen kamen bei furchtbaren Gewalttaten ums Leben. Innerhalb von drei Monate töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit und Milizen etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit. Sie vergingen sich ebenso an friedlichen Hutus, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich dagegen einsetzten. Hundertausende flohen in den Nachbarstaat Zaire (jetzt Demokratische Republik Kongo).

Immer wieder machten sich humedica-Teams seitdem auf den Weg nach Ruanda. Auf abenteuerlichen Wegstrecken brachten sie medizinische Hilfe für bedürftige Menschen in Gefängnisse und in abgelegene Dörfer. Tausende Behandlungen führten sie durch, in einem Land mit hunderttausenden verletzten und traumatisierten Menschen. Nicht allen, aber vielen Menschen konnte geholfen werden – ihre übergroße Not gelindert werden. Viele Erkrankungen, hingen mit den schwierigen, oft unhygienischen Lebensumständen zusammen: Magen-Darminfekte, Wurm- und Pilzerkrankungen, Infektionen der Atemwegsorgane, Tuberkulose, Aids, Malaria, rheumatische Erkrankungen sowie kariöse und zerstörte Zähne.

Manche Menschen überlebten mit grausamen Verletzungen, andere hatten als einzige Überlebende in der Familie ein Kind aus Vergewaltigung. Die Gefängnisse des Landes waren total überfüllt. Statt normalerweise je 1.000 pro Gefängnis, waren es nun über 13.000 Insassen. „Wie Kaninchen werden sie in kleinen Käfigen unter Zeltdächern gefangen gehalten. Essen und Medikamente müssen die Angehörigen beschaffen“, berichtete Dr. Siebald sehr betroffen von der Situation.

„Wie Kaninchen werden sie in kleinen Käfigen unter Zeltdächern gefangen gehalten. Essen und Medikamente müssen die Angehörigen beschaffen“, berichtete Dr. Siebald.

In einem Spannungsfeld von Opfern und Tätern verrichteten die Hilfsteams ihre tägliche Arbeit. Zusammen mit der Opfervereinigung vor Ort unterstützten sie auch erste Schritte auf dem extrem schwierigen Weg der Versöhnung. Ein Helfer berichtete: „Wir haben erste vorsichtige Schritte gesehen, wie Menschen aus ihrem Glauben an Gott heraus dazu fähig werden, Bitten um Vergebung zu hören und Tätern eine Chance zur Umkehr zu geben.“

Der Völkermord in Ruanda wird wohl nie in Vergessenheit geraten. Doch mittlerweile ist der Versöhnungsprozess staatlich verordnet. Die Entwicklung des Landes ist vorbildlich und der Zwergstaat ist zum Vorzeigeland Zentralafrikas geworden.

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