Skip to main content

Einen knappen Monat lang engagierte sich der Hannoveraner Allgemeinmediziner Dr. Rolf Gehre im von humedica unterstützten Krankenhaus St. Francis im ugandischen Mutolere. Sein Bericht liest sich spannend und wird ohne jeden Zweifel neugierige Kollegen evozieren.

Bereits vom Krankenhausgelände St. Francis in Mutolere selbst kann man zwei, vom Dorf aus drei und vom dicht bei gelegenen Pfarreiberg aus dann sogar vier der eindrucksvollen Vulkane sehen, die die berühmte Virunga-Kette bilden: hier leben die vielleicht letzten Berg-Gorillas in Freiheit und hier betrieb Dian Fossey ihre berühmten Studien mit ihnen (Buchtipp: "Gorillas im Nebel"), hier durfte ich einen spannenden Einsatz erleben.

Nach erfolgreicher Beantragung eines Ostafrika-Visum bei der ruandischen Botschaft in Berlin, ging es los. Ab Kigali gibt es verschiedene Möglichkeiten der Anreise, in zwei Busetappen oder direkt mit dem ugandischen Taxi bis vor die Tür des Krankenhauses. Interessant: Beim Grenzübertritt wird nicht nur von der rechten auf die linke Fahrseite gewechselt, sondern der Fahrgast muss aussteigen und kurz zu Fuß weiter, um sich einen Einreise –oder eventuell auch Ausreisestempel geben zu lassen. Von dort bis zum Krankenhaus sind es keine 15 Kilometer mehr.

In St. Francis führt der erste Gang zu Pontius Mayunga, dem Manager, dann zu Dr. Jerome Mushiga, dem medizinischen Superintendenten. Wie das gesamte Team in St. Francis sind sie sehr freundlich und geben sich bei der Einführung in den zukünftigen Arbeitsplatz große Mühe.

In meinem Fall war das die Internistische Station, die in zwei Männer- und zwei Frauenräume sowie eine kleine Isolierstation aufgeteilt war; später übernahm ich noch die Pädiatrische Station.

Gerade zu Beginn sehr wichtig ist die Hierarchie bei den Schwestern. Weiß sind die höchsten Dienstgrade, die sogenannten "Sisters", die teilweise auch Nonnen-Kopfbedeckung tragen. Sie sind noch einmal durch Gürtel unterschieden: Schwarz ist dabei höher eingestuft als Rot, was mich unweigerlich an Judo erinnerte.

Darunter kommen die Schwestern, die - Frauen wie Männer - eine Art Bonbonrosa tragen. Nachts und am Wochenende sind sie alleine Schichtführer ihrer jeweiligen Station. Darunter kommen lila gekleidete Schwesternhelferinnen, die aber teilweise auch über viel Erfahrung verfügen.

Die häufigste Farbe jedoch ist blau, getragen von den vielen Schwesternschülerinnen und -schülern, die es in St Francis gibt. Zur Krankenpflege- und Hebammenschule gehören mehrere große Wohnheime und ein recht modernes Schulgebäude. Praktisch durchweg waren diese Schüler sehr lerneifrig und hilfsbereit - mir hat es Spaß gemacht, sie nebenbei zu unterrichten und anzuleiten.

Auch auf Visite und im Operationssaal sind gelegentlich Studenten dabei, die sehr gerne von unserem Arbeitsalltag und natürlich auch von unserer Erfahrung profitieren möchten.

Die Ärzte sind nicht wie etwa in Deutschland an ein einzelnes Fachgebiet gebunden und entsprechend ausgebildet. Mir nötigt das Hochachtung ab. Jeder afrikanische Arzt muss zunächst die komplette medizinische Profession erlernen und umsetzen können: Vom Kaiserschnitt über Pädiatrie und allgemeine Chirurgie bis zur Tropenmedizin. Die Realität stellt sie schlicht und ergreifend in ihrem Arbeitsalltag vor die Aufgabe, nachts und am Wochenende alle Patienten behandeln zu können. Erst sehr viel später kann ein kleiner Teil der Kolleginnen und Kollegen sich auf ein beschränktes Gebiet konzentrieren, wie Dr. Jerome auf die Gynäkologie.

Der Tag startete mit einer Visite gegen 8.30 Uhr, währenddessen oder im Anschluss schrieb ich Entlassungsformulare, machte Neuaufnahmen, weitere Untersuchungen wie Ultraschall. Nach der Mittagspause wurden am Nachmittag Laborwerte analysiert und wiederum Neuaufnahmen begutachtet.

Man sollte ein Telefon mit einer lokalen SIM-Karte haben, um für die Schwestern erreichbar zu sein, auch wenn ich nachts so gut wie nie gerufen wurde, die Schwestern und Pfleger konnten nahezu alles alleine managen. Montags findet zunächst eine kurze gemeinsame Besprechung der Ärzte und Schwestern statt. Dienstags und Donnerstags sind wiederum Operationstage, an denen ich mich gerne beteiligt habe.

Für mich war es ein rundum angenehmer und sehr schöner Aufenthalt: angenehmes Arbeiten, hilfsbereite Schwestern, interessante Fälle, gute Wohnbedingungen, postkartenschöne Landschaft, ausgesprochen angenehmes Klima (aufgrund der Höhenlage so kühl, dass man manchmal einen Pullover braucht) und ich werde sehr gern wieder hinfahren."

Projekte wie jenes in Mutolere sind in Deutschland nur sehr schwierig in Medien platzierbar, dennoch für ungeheuren Wert für das Land und die mittelbare Umgebung des Standorts wie Mutolere in diesem Fall. Daher freuen wir uns über jede Unterstützung, die wir nach Uganda weiterleiten können.